Vor rund einer Woche hatten Unbekannte mit Farbe gefüllte Weihnachtskugeln gegen die Fassade eines Hauses am Osterdeich geworfen. In dem Gebäude ist die Personalabteilung der Firma Rheinmetall Electronics Mieter – ein Unternehmen, das Rüstungsgüter herstellt. Damit liegt ein politischer Hintergrund der Tat nahe. "Bei Farbanschlägen auf Objekte, die Bezüge zu Rüstungsunternehmen haben, wird grundsätzlich geprüft, ob es sich um politisch motivierte Taten handelt", teilte die Polizei auf Anfrage mit. Die Ermittlungen laufen, hieß es vonseiten der Beamten.
Doch betroffen ist in diesem Fall nicht nur Rheinmetall Electronics, sondern auch die Eigentümerin des Mietshauses. Sie hat sich an den WESER-KURIER gewendet. Ihren Namen möchte sie nicht veröffentlicht wissen, er ist der Redaktion jedoch bekannt. Im Gespräch berichtet sie, dass es bereits der zweite Farbanschlag auf ihr Elternhaus sei, das sie seit acht Jahren an Rheinmetall vermietet. Nach der ersten Attacke hat Rheinmetall eine Überwachungskamera installiert. Doch weiterer Schutz ist baulich kaum möglich.
"Mein Großvater, er war Architekt, hat dieses Haus und das gesamte Klinker-Ensemble entlang des Osterdeichs in den 1920er-Jahren gebaut. Deshalb hängt mein Herz sehr an diesem Haus", schildert die in Nordrhein-Westfalen lebende Besitzerin. Am liebsten hätte sie das Haus an eine Familie vermietet. Das sei von Anfang an jedoch sehr schwer gewesen, denn der stark befahrene Osterdeich und das Weserstadion mit den vielen Fans, die alle zwei Wochen an dem Haus vorbeiziehen, sprächen dagegen. So zog die Personalabteilung von Rheinmetall in das Haus ein. "Obwohl uns ein anderer Mieter lieber gewesen wäre."
Ein anderer Mieter zieht zum 1. Juli in das Haus ein, eine IT-Firma. "Ich hoffe, dass diese Anschläge und Beschädigungen dann endlich aufhören", sagt die Besitzerin.
Farbschmierereien und Graffiti: Haus und Grund fordert entschiedenes Vorgehen
Erst Anfang des Jahres hatte der Verein Haus und Grund von der Bremer Politik gefordert, stärker gegen Vandalismus durch Graffiti und Farbschmierereien vorzugehen. Dem Verein zufolge sollten Schmierereien als Straftaten häufiger bei der Polizei und dem Staatsschutz gemeldet werden, der öffentliche Raum insgesamt sauberer gehalten und Vandalismus auch durch die Gesellschaft stärker geächtet werden.
Hintergrund der Forderung war laut Verein eine Petition eines Ehepaars an die Bremische Bürgerschaft. Das Paar habe gemeinsam mit einer Gruppe von Eigentümern, Mietern, Gewerbeleuten und Kulturschaffenden eine Initiative gegründet, um gegen Farbvandalismus und die Verschmutzung der Stadt allgemein vorzugehen. Vandalismus durch Schmierereien führten zur Verwahrlosung von Stadtteilen, was etwa am Beispiel der Bahnhofsvorstadt zu sehen sei.