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"Wahllokal"-Sendung von Radio Bremen Flott, aber leicht chaotisch

Das "Buten un Binnen"-Wahllokal von Radio Bremen offenbarte sich am Mittwochabend als lockeres Format mit Filmchen, Experten und einer Duell-Runde zwischen Sieling und Herausforderer Meyer-Heder (CDU).
08.05.2019, 22:30 Uhr
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Flott, aber leicht chaotisch
Von Norbert Holst

Es geht gleich gut los. "Wo ist ihr Problem damit?", reagiert Bürgermeister Carsten Sieling leicht gereizt. Moderator Felix Krömer hatte nach den Wahlplakaten der SPD gefragt, die Anleihen in der Historie nehmen und unter anderem den populären Altbürgermeister Henning Scherf zeigen. Sieling listet kurz Themen auf, die er als Erfolge des rot-grünen Senats ansieht: die Einführung der Beitragsfreiheit für die Drei- bis Sechsjährigen in den Kindergärten oder auch die Anhebung des Landesmindestlohns. Das sei aber "auf den letzten Drücker" beschlossen worden, hält Krömer dagegen. Sieling: "Nein, nein, nein, nein."

So sollte es weitergehen. Das "Buten un Binnen"-Wahllokal von Radio Bremen offenbarte sich als ein lockeres Format mit Filmchen, geladenen Experten und einer Duell-Runde zwischen Sieling und seinem Herausforderer Carsten Meyer-Heder von der CDU. Dazu gab es auch neue Zahlen aus der aktuellen Umfrage von Radio Bremen. Demnach würde Sieling bei einer Direktwahl des Bürgermeisters auf 39 Prozent der Stimmen kommen, Meyer-Heder als Quereinsteiger immerhin auf 31 Prozent. 15 Prozent der Befragten würden keinen der beiden Spitzenkandidaten wählen. Das Format stand aber einer flotten und teilweise lebhaften Diskussion nicht entgegen. Eingeladen waren die Spitzenkandidaten der in der Bürgerschaft vertretenen Parteien. Unter ihnen die AfD und die Bürger in Wut (BIW).

Auch Meyer-Heder wird mit den Plakaten seiner Partei konfrontiert. Moderatorin Lena Oldach fragt, ob nur das Gesicht auf den Plakaten neu sei, sich dahinter aber die alte CDU verberge. "Das steht für den Aufbruch", antwortet Meyer-Heder. Oldach hakt nach: "Sie wollen es wirklich anders machen?" Der CDU-Politiker: "Ich kann es nur anders machen." Auch die anderen Gäste kommen der Reihe nach dran. AfD-Mann Frank Magnitz verteidigt die Plakate seiner Partei, die sehr auf Emotionen bauen. FDP-Vertreterin Lencke Steiner schüttelt verständnislos mit dem Kopf.

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In dieser ersten Runde des Talks versuchen auch die anderen fünf Kandidaten, Akzente zu setzen. Grünen-Spitzenkandidatin Maike Schaefer macht sich für mehr Umweltschutz stark. Steiner erklärt, wie die FDP Bremen zum bundesweiten Vorbild im Bildungsbereich werden könnte. Kristina Vogt von den Linken kann beim Publikum mit ihrer Forderung nach besseren Löhnen für Frauen punkten. BIW-Spitzenkandidat Hinrich Lührssen setzt auf das Thema innere Sicherheit und kritisiert dabei vehement den rot-grünen Senat.

Das direkte Duell zwischen Sieling und Meyer-Heder bringt wenig Neues. Zu oft sind sich die beiden in den vergangenen Wochen begegnet, man kennt die Attacken des anderen, hat sich die eigenen Antworten zurecht gelegt. Am Ende dieses kleinen Intermezzos hat Sieling die Lacher auf seiner Seite. Oldach fragt den Bürgermeister, ob er vielleicht hinschmeißen würde, wenn die SPD die Wahl mit einem schlechten Ergebnis gewinnen würde. Zweieinhalb Wochen vor dem 26. Mai will sich der Bürgermeister dazu nicht äußern. Er setze auf Sieg. "Stellen sie sich mal vor, so würde Florian Kohfeldt seine Mannschaft aufs Feld schicken. Sielings klare Ansage: "Ich geh' da rauf, als wäre ich Rashica und Kruse in einer Person."

Die zweite Gesprächsrunde mit allen Kandidaten verläuft dann wesentlich ungeordneter – und auch verbissener. Sieling darf wieder als Erster ran. Er spricht von einer Richtungswahl, bei der sich zeigen werde, ob Bremen weiterhin sozial, weltoffen und gegen rechts sei. Mit dem Thema Privatisierung von Eigenbetrieben versucht Sieling die CDU und die FDP vor sich herzutreiben. Vor allem Steiner verteidigt sich: Die FDP habe nicht die Privatisierung gefordert, sondern wolle sie als Option überprüfen. Sieling legt nach: "Solche Privatisierungen gehen richtig zu Lasten der Menschen."

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Beim Thema Bildungspolitik erklärt Meyer-Heder, die CDU werde keinen Koalitionsvertrag unterschreiben, in dem sie nicht das Bildungsressort bekomme. Schaefer wettert vor allem gegen das Schreiben nach Hören, das nach ihren Angaben noch immer an Bremer Schulen vorkomme. "Es kann nicht angehen, dass das von Schule zu Schule unterschiedlich ist." Vogt kritisiert vor allem, dass die Berufsschulen nur noch den Mangel verwalten könnten. Da grätscht Meyer-Heder rein: "Die Berufsschulen sind die Nummer drei im nationalen Ranking. So schlecht kann es wohl nicht sein." Sieling sagt, dass schulische Autonomie und politische Vorgaben nun einmal nicht immer einfach unter einen Hut zu bekomme seien.

Schaefer erklärt, dass die Grünen in der Bildungspolitik vor allem den Ganztagsausbau vorantreiben wollen. Meyer-Heder weist darauf hin, dass die CDU weiter als Rot-Grün gehe und das dritte Kitajahr verpflichtend mache wolle. Lührssen und Magnitz tauchen während dieses Teils der Diskussion weitgehend ab.

Dann geht es natürlich auch um mögliche Koalitionen. Es werden die altbekannten Positionen vertreten. Sieling erklärt zu den Grünen: "Wer Grün wählt, darf sich am Ende nicht wundern, wenn er Schwarz sieht." Vogt weist darauf hin, dass die Linke die einzige Partei sei, die auf keinen Fall mit der CDU kooperieren werde.

Fazit: Das recht bunte Format war durchaus informativ, es ging allerdings auch zu Lasten der eigentlichen Diskussionszeit. So konnten manche Themen nur kurz angerissen werden, etwa der Verkehr oder auch der Streit um die Rennbahn.

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