Der Kunsttunnel, der in Höhe der Kunsthalle zur Weserpromenade führt, befindet sich immer noch in einem erbärmlichen Zustand. Vielleicht erbärmlicher als je zuvor. 2017 wurde der von dem Bremer Künstler Johann Büsen gestaltete Kunsttunnel eingeweiht. Büsens Auftrag: durch eine Verzierung mit seinen künstlerischen Fantasie-Welten dem negativen Image des Tunnels als Angst-Ort entgegenzuwirken sowie dem wilden Wuchern von Graffiti ein Ende zu machen.
Doch dann passierte das Malheur: Vor rund einem Jahr begann es, im Kunsttunnel zu schimmeln. Büsen hatte eine Art witterungsbeständige Tapete mit Spezialkleber und Acryllack im Inneren angebracht, auf die er seine Motive auftrug. Diese spezielle Tapete begann zu bröckeln. Mutwilliger Vandalismus gab weiten Teilen des Kunsttunnels den Rest. Schon vor einem Dreivierteljahr hieß es in Zuschriften an diese Zeitung, der Kunsttunnel sei zu "einem versifften und hochgradig unangenehmen Ort" verkommen. Ein aktueller Blick ins Innere zeigt: Die Tapete ist nun völlig heruntergerissen, die Fläche über und über mit Graffiti-Tags bedeckt. Getan hat sich trotz der Berichterstattung dieser Zeitung bislang nichts.
Statik des Tunnels wird geprüft
Die Nachfrage bei Werner Wick, dem Sprecher des Kulturressorts ergibt: Das Amt für Straßen und Verkehr habe seine Ingenieure und Statiker beauftragt, die Tragfähigkeit des Verkehrsbauwerkes zu überprüfen. Das könne aufgrund der nasskalten Witterung allerdings noch bis zum Frühsommer dauern. Erste Ermittlungen haben ergeben, dass der Schimmel auch entstanden sei, weil die Fläche durch die aufgebrachte Folien-Tapete Feuchtigkeit aufgewiesen habe.
Nach der Statik-Prüfung und der Beseitigung eventueller Ermüdungsrisse solle der Kunsttunnel gründlich gereinigt werden. Wenn all das abgeschlossen sei, werde es zu einer gemeinsamen Begehung des Kunsttunnels kommen, bei dem auch Künstler Johann Büsen dabei sein werde, der die Reste der Tapete entfernen werde. Werner Wick: "Erst dann wird entschieden, wie es weitergehen kann. Noch ist die Zukunft des Kunsttunnels komplett offen". Beim Kulturressort sind allein 1600 Kunstwerke im öffentlichen Raum gelistet, nicht alle sind allerdings bei der Kulturbehörde angesiedelt. Der finanzielle Rahmen für die Sanierung dieser Werke ist allerdings recht begrenzt. Dafür stehen pro Jahr 22.000 bis 30.000 Euro zur Verfügung. Diese Summe war vor einem Jahr von einer Referentin des Kulturressorts genannt worden.