Ruhig war es hinter dem Bretterzaun Am Wall. In den vergangenen Wochen hat sich nicht viel getan an einer der prominentesten Baustellen im Bremer Stadtgebiet. Nach dem Abriss der Brandruine des Modehauses Harms am Wall dauerte es, bis die nächsten Schritte für den Bau des Wallkontors angegangen werden konnten. Nun geht es weiter, allerdings noch nicht mit dem Neubau – erst muss noch ein weiteres Gebäudeteil der angrenzenden Immobilie abgerissen werden.
Der Grund: Die geplante Wallpassage zwischen Museumsstraße und Am Wall soll ein paar Meter verschoben werden, damit es eine optimale Sichtachse gibt, heißt es vom Bauherren der Firma Müller & Bremermann. Die Grundsteinlegung ist voraussichtlich für Ende Mai, Anfang Juni angedacht. Bis 2020 soll das moderne Geschäftsgebäude mit gut 5500 Quadratmetern Gewerbeflächen auf acht bis zehn Geschossen gebaut sein.
Seit April 2018 ist die Ruine des alten Kaufhauses Harms nach und nach abgetragen worden, bis das Traditionshaus komplett verschwunden war. In der Lücke Am Wall 157-161 liegen immer noch letzte, kleine Trümmerreste hinter der Absperrung. Am Nachbargebäude ist ein Baugerüst hochgezogen worden, über das die Bauarbeiter dann die Reste vom Nachbargebäude entfernen können. Das ist notwendig, weil ein Teil des Gebäudes in die Baulücke hineinragt.
Anpassungen für eine optimale Verbindung und auch Sichtachse
Möglich wurde das Abtragen der Gebäudereste nur, weil die Firma Müller & Bremermann GmbH & Co. KG das ehemalige Direktionsgebäude der Securitas-Versicherung in Bremen (Am Wall 153-156) seit ein paar Monaten verwaltet. Im August wechselte der Besitzer: Das Bremer Unternehmen erwarb das Gebäude für ein nach eigenen Angaben langfristig orientiertes Family Office aus Hamburg.
„So ergab sich die Möglichkeit, die Passage optimiert anzulegen“, sagt Daniel Günther, Sprecher von Müller & Bremermann. Die Gebäude-Eigentümergesellschaft habe die Planung des Wallkontors angepasst, um eine optimale Verbindung und auch Sichtachse zwischen Domhofs-Passage über die Museumsstraße zum Wall zu ermöglichen. Heißt: Vorher war die Passage leicht versetzt zur Museumstraße geplant, nun führt sie unmittelbar auf die Straße zu.
Für dieses Vorhaben galt es laut Günther einige Vorbereitungen zu treffen: Absprachen mit Mietern, Anpassungen der Bauplanung, statische Ertüchtigung im Inneren des abzureißenden Gebäudeteils oder die Absicherung des Nebengebäudes. Bauherr Marco Bremermann sagt: „Uns war es wichtig, diese einmalige Chance zu nutzen und den Verlauf der neuen Wallpassage anzupassen, damit sie optimal auf die dahinterliegende Museumstraße führt.“ So kann nach seinen Angaben künftig eine neue Verbindung zwischen Schüsselkorb und Wall entstehen.
Der in die Baustelle hineinragende Gebäudeteil des benachbarten Securitas-Hauses muss allerdings von Hand abgetragen werden. „Das geht nicht anders, um Erschütterungen zu vermeiden, die angrenzende Gebäude beschädigen könnten“, so Günther. Der Abriss werde etwa acht Wochen dauern.
Voraussichtlich im Juni sollen laut der aktuellen Planung dann die Tiefbauarbeiten starten. In dem Bauabschnitt müsse dann zuerst die Baugrube ausgehoben werden, damit das Fundament für das neue Wallkontor entstehen könne. Dafür braucht es dann unter anderem Verankerungen im Boden, die für die nötige Stabilität sorgen sollen. Die Baugrube wird mehr als zehn Meter tief sein – durch die Anker schaffe man die notwendige Absicherung und Stabilisierung, heißt es von der Firma Müller & Bremermann.

So soll das Wallkontor aussehen, das im Frühjahr 2020 fertiggestellt sein wird.
Keine Straßensperrungen in nächster Zeit
Ob und wann es wieder zu Sperrungen an der Straße Am Wall kommen wird, ist noch unklar. Bislang sind laut Behörde und Bauherr in nächster Zeit keine Straßensperrungen geplant oder angemeldet. Der Fußweg direkt an der Baustelle bleibt eingeschränkt.
Im Bremer Bauressort wird die angepasste Planung positiv gesehen. „Wir finden es toll, dass die Änderungen umgesetzt werden“, sagt Behördensprecher Jens Tittmann. An der Stelle entstehe „ein Schatz für Bremen, den es lohnt zu entdecken.“ Die Behördenvertreter wollen zudem das Gespräch mit den Einzelhändlern am Wall und der City-Initiative suchen, um über eine deutliche Wegeführung und weitere Maßnahmen für eine Steigerung der Attraktivität des Walls nachzudenken. Mehr als 100 Jahre residierte an dem Boulevard das Textilhaus Harms am Wall.
Dort war am 6. Mai 2015 das Großfeuer ausgebrochen. Die Flammen hatten das Haus und zwei benachbarte Gebäude komplett vernichtet. Die Brandstiftung konnte nicht aufgeklärt werden. Ein Gerichtsprozess gegen den Inhaber von Harms am Wall endete mit Freispruch.