Dickhäuter sind empfindlich. Gleiches gilt für das backsteinerne Abbild eines Afrikanischen Elefanten am Nelson-Mandela-Park. Der 92 Jahre alte Elefant, einst als Reichskolonialehrenmal errichtet und 1989 zum Antikolonialdenkmal umgewidmet, bröckelt. Und dies nur wenige Jahre, nachdem das zehn Meter hohe Werk des Bildhauers Fritz Behn für 180.000 Euro umfassend restauriert worden ist. Ein Drittel der Summe stammte aus einem Denkmalpflegetopf der Kulturstaatsministerin. Auf den neuerlichen Missstand macht Frank Deitschun aufmerksam, jener Sachverständige für Gebäudeschäden, dessen Gutachten die Grundlage für die Reparaturen in den Jahren 2016 und 2017 war. „Ich komme jeden Tag daran vorbei, mir liegt der Elefant einfach am Herzen.“
Abgeplatzter Mörtel, Kalkablagerungen, bröckelndes und durchnässtes Gestein, lange Risse, Moosbewuchs und Salzausblühungen zählten zu den Bauschäden, die der WESER-KURIER im Februar 2016 aufzählte. Und heute? „Durch Moosbildung wird Feuchtigkeit gebunden. Durch Wettereinflüsse drohen Frostschäden, dann platzt alles auf“, befürchtet Deitschun. Unter anderem sei „die Krone, die Kopfhaut des Elefanten“ saniert worden, „aber jetzt muss sie auch saubergehalten werden“. Damals sei die Bedingung gewesen: „Nur mit einem Wartungsvertrag kann die Sanierung Bestand haben.“
Zumindest hatte Deitschun seinerzeit ein entsprechendes Konzept erarbeitet und dieses 2020 auch dem damals noch gemeinsamen Bau- und Umweltressort, dem Landesamt für Denkmalpflege und dem Verein „Der Elefant“ als Pächter in Erinnerung gebracht. Der Vorschlag für einen „Wartungsplan“ sieht „eine visuelle Kontrolle der gesamten Skulptur“ in jedem Frühjahr und eine ebenfalls jährliche „Grundreinigung mit einem Hochdruckreiniger“ vor.
Verstärkte Vermoosung?
Anlass, das Thema Wartung erneut anzusprechen, war Deitschuns Beobachtung, „dass es wieder zu verstärkten Vermoosungen aufgrund fehlender Reinigung gekommen“ sei. „Zwischenzeitlich hat sich schon wieder Pflanzenbewuchs gebildet, der zu erheblichen Schäden an der Konstruktion führen kann“, schrieb der Sachverständige und setzte hinzu: „Nach meinem Verständnis liegt dieses im Verantwortungsbereich der Nutzer beziehungsweise des Vereins ,Der Elefant‘.“ Und nun gibt es schon wieder Probleme – oder noch immer?
Ralph Saxe, der dem Elefantenverein „für Vielfalt, Toleranz und Kreativität“ gemeinsam mit Gudrun Eickelberg vorsitzt und Mitglied der Grünen-Bürgerschaftsfraktion ist, beurteilt die Lage etwas anders: „Früher war der Elefant ein Schwamm und in seiner Standfestigkeit gefährdet.“ Vor der Sanierung vor rund sieben Jahren seien „deutlich mehr Ausschwemmungen“ am Mauerwerk des 2008 auf Initiative des Vereins in die Liste der Bremer Denkmäler aufgenommenen Elefanten zu beobachten gewesen.
Wir müssen die Frage klären, warum das nicht geklappt hat“, sagt Saxe zum Ergebnis der Sanierung: „Haben wir nicht das Richtige gemacht?“ Doch, unbedingt, davon ist Frank Deitschun überzeugt: „Aber dann ist das nicht mit Leben gefüllt worden, man hat sich nicht darum gekümmert.“ Auf seinen Wartungsplan jedenfalls habe es von keiner Seite Reaktionen gegeben. Saxe geht davon aus, dass der jährliche Unterhaltungsaufwand mit 3000 Euro beziffert sei. Er kann sich vorstellen, dass Deitschun gern einen solchen Vertrag hätte. Der wiederum beteuert, keinerlei wirtschaftliche Interessen zu verfolgen.
Wer ist der richtige Ansprechpartner?
Für Ralph Saxe steht fest, dass der Verein nicht der eigentliche Ansprechpartner ist: „Wir sind hier nur Mieter und können nur darauf hinweisen, wenn es Probleme gibt.“ Das ist mittlerweile geschehen, wobei der richtige Adressat nicht auf Anhieb klar war. Immobilien Bremen (IB), Eigenbetrieb der Stadt Bremen, verwaltet das Antikolonialdenkmal seit dem 3. April 2023, wie Sprecher Fabio Cecere bestätigt. Zuvor habe sich das Denkmal in der Obhut des Umweltbetriebes Bremen (UBB) befunden. Immobilien Bremen werde „im Rahmen seiner Wahrnehmungen des Bauunterhalts des Objekts auch regelmäßig dessen Zustand prüfen“, versichert Cecere. Das betreffe auch Frank Deitschuns Hinweise, die darauf hin überprüft würden, ob es um Reinigungen, Schönheitsreparaturen – zum Beispiel die Beseitigung von Kalkausblühungen – oder Ähnliches gehe. „Wir haben dies im Blick, können jedoch momentan kapazitätsbedingt noch keinen Zeitplan nennen.“
Der Leiter des Landesamtes für Denkmalpflege, Georg Skalecki, hat „noch kein Sanierungskonzept“, wie er sagt, aber: „Wir sind dran, wir sehen die Ausblühungen und sind im Gespräch mit Immobilien Bremen und Herrn Deitschun.“ Der schätzt den neuen Schaden auf „bis zu 10.000 Euro“. Wenn nicht noch starker Frost dem Elefanten zusetzt und Fugen reißen lässt oder weitere Oldenburger Klinker sprengt.