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Unterschiedlich lange Grünphasen Wenn plötzlich noch ein Radfahrer kommt

Die Ampelschaltung an der Ecke Kornstraße/Friedrich-Ebert-Straße sorgt für Irritationen bei Anliegern. Es wird befürchtet, dass Fahrradfahrer sehr leicht von Autofahrern übersehen werden könnten.
19.04.2020, 22:43 Uhr
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Von Helke Diers

Eine Ampelschaltung in der Neustadt erregt Unmut bei Anwohner Marco Heuberg. Fahrradfahrer könnten an der Kreuzung Friedrich-Ebert-Straße/Ecke Kornstraße sehr leicht von Autofahrern übersehen werden, so seine Befürchtung. Das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) dagegen mahnt zu mehr Rücksichtnahme und empfiehlt, immer den Schulterblick anzuwenden.

An der betreffenden Kreuzung sieht es so aus: Stadtauswärts auf der Kornstraße dürfen Fußgänger und Radfahrer, kurz bevor die Autofahrer starten, die Friedrich-Ebert-Straße überqueren. Ihre Ampeln schalten zuerst auf Grün. Wenige Sekunden später zeigt die Ampel für die Autofahrer ebenfalls Grün. Soweit nicht ungewöhnlich, „Vorlaufzeit“, nennt das Bernd-Stefan Köster, Referatsleiter Straßenverkehrstechnik im Amt für Straßen und Verkehr. Die Nichtmotorisierten fahren zuerst.

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Wie die Grünphase endet, findet Marco Heuberg jedoch gefährlich. Die rechtsabbiegenden Autofahrer stehen im Kreuzungsbereich und haben die Fahrradampel und ihre eigene Ampel im Rücken. Ihr Blick falle dann auf die Fußgängerampel auf der rechten Seite, so der Anlieger. Das Fußgängersignal schaltet auf Rot – die Fahrradampel außerhalb des Sichtfelds der Autofahrer bleibt aber für weitere 15 Sekunden Grün. Die Autofahrer seien verleitet, wegen der roten Fußgängerampel nicht weiter mit geradeaus fahrenden Radfahrern zu rechnen, befürchtet Heuberg. „Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es hier knallt“, sagt er. „Die Fahrradfahrer dürfen geradeaus brettern“, für die Autofahrer bestehe keine Chance, diese noch zu sehen.

Er sei fast täglich mit dem Auto auf der Strecke unterwegs, erklärt der Anwohner vor Ort. „Es kommt ständig vor, dass die Fahrradfahrer in allerletzter Sekunde um die Autofahrer rumfahren und winken.“ Manchmal ist die längere Grünphase der Radfahrer nur wenige Sekunden lang, er findet das zu viel. „Auch wenn es nur zwei oder drei Sekunden sind – das können genau die entscheidenden Sekunden sein.“

Es kommt häufig zu Irritationen

Auf diese Ampelschaltung ist auch ein Ladeninhaber aufmerksam geworden. Ulf Sawatzki gehört der Unverpacktladen „Füllkorn“ direkt an der Kreuzung. „Es ist auffällig, dass es häufig zu Irritationen kommt. Die Autofahrer hupen oder die Fahrradfahrer beschweren sich, weil sie noch Grün haben. Es stoßen hier zwei Meinungen aufeinander, wo sich beide im Recht fühlen.“ Er hat aus seinem Schaufenster heraus beste Sicht auf die Kornstraße. Einen Unfall habe er aber an dieser Stelle noch nicht beobachtet.

Die Zahl der Verkehrsunfälle ist nach jüngsten statistischen Erhebungen sowohl bundesweit als auch in Bremen angestiegen. Als Unfallopfer ist die Gruppe der Radfahrer besonders betroffen. Etwa 40 Prozent der verletzten Verkehrsteilnehmer waren Radfahrer, wie aus einer Mitteilung der Polizei hervorgeht. Genaue Zahlen enthält der deutschlandweite Unfallverkehrsatlas, der Verkehrsunfälle auf Basis der Meldungen der Polizeidienststellen erfasst. Er zählt für das letzte erfasste Jahr 2018 im Kreuzungsbereich Kornstraße/Friedrich-Ebert-Straße zwei Unfälle mit Personenschäden. Mehr werden es in Richtung Theater am Leibnizplatz und der Wilhelm-Kaisen-Brücke.

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Eine Verbesserung auf der Kreuzung würde der autofahrende Anlieger in einer veränderten Ampelschaltung sehen. „Die Fahrradfahrer müssten eigentlich etwas vor den Fußgängern Rot haben. Das würde Sinn machen.“ Warum die Radfahrer nicht gleichzeitig mit den Fußgängern das rote Lichtzeichen sehen, erklärt Bernd-Stefan Köster vom ASV so: „Der Radfahrer muss nicht wie ein Fußgänger behandelt werden. Er kann viel schneller fahren und soll seine Beweglichkeit durch eine längere Grünphase behalten.“

Die Ampel wird fehlgedeutet und daraus ein Recht abgeleitet“, sagt Bernd-Stefan Köster zur früher rot zeigenden Fußgängerampel. In der Vergangenheit hätten Fußgänger und Radfahrer oft gemeinsame Lichtsignale erhalten. „Aus dieser Zeit haben sich Autofahrer angewöhnt, dass beide gemeinsam fahren“, sagt er. Viele Autofahrer würden sich in einer vermeintlichen Sicherheit wähnen, die es gar nicht gebe. Dagegen helfe nur mehr Rücksichtnahme und die unbedingte Anwendung des Schulterblicks.

„Der Radfahrer bekommt sein Signal an der Haltelinie“

„Der Autofahrer fährt an den Signalen vorbei und vergisst in der Zwischenzeit, dass er nicht alleine ist. Das ist ein Dilemma“, sagt der Referatsleiter. Die Fahrradampel müsse jedoch vor der Kreuzung und nicht etwa auf der anderen Straßenseite angebracht werden. „Der Radfahrer bekommt sein Signal an der Haltelinie.“ Das schreibe die Straßenverkehrsordnung vor, weil Radfahrer zum fahrenden Verkehr gehörten. „Wir sind an die Straßenverkehrsordnung gebunden und können keine Sonderlösung entwickeln.“ Er glaubt, mehr Ampeln an verschiedenen Stellen würden die Situation auf der Kreuzung ohnehin nur komplexer machen und die Verkehrsteilnehmer überfordern.

Dass der Straßenverkehr unübersichtlicher wird, darin sind sich alle einig. „Das Autofahren ist auf Grund des hohen Verkehrsaufkommens immer schwieriger geworden. Man muss einfach versuchen, ein bisschen Schärfe rauszunehmen“, meint Marco Heuberg. „Stress und Komplexität nehmen zu, deshalb ist es umso wichtiger, dass man Rücksicht nimmt“, betont Bernd-Stefan Köster.

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