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SWB plant Pilotprojekt Woran es bei der nachhaltigen Wärmeversorgung für die Neustadt hakt

Die SWB plant ein Pilotprojekt zur nachhaltigen Wärmeversorgung in Bremen-Neustadt. Doch das Vorhaben stößt auf Hürden: Weniger Energiequellen als erhofft und Standortfragen werfen Schatten auf das Projekt.
11.04.2024, 05:00 Uhr
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Woran es bei der nachhaltigen Wärmeversorgung für die Neustadt hakt
Von Karin Mörtel
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Möglichst viel nachhaltige Wärme in Bremer Haushalten statt Öl- und Gasheizungen – das ist das Ziel eines Pilotprojektes des Energieversorgers SWB, das gerade in der vorderen Neustadt anläuft. Von den ursprünglich in den Blick genommenen Energiequellen im Untersuchungsgebiet sind vorerst weniger übrig geblieben als erhofft. Um so wichtiger ist es aus Sicht der Planerinnen, dass wenigstens die Standorte für zwei große Flusswärmepumpen gesichert sind. Zu dem gewünschten Ort auf dem Friesenwerder hat der Neustädter Beirat aber noch viele Fragen. Zugleich drängt die Zeit für den Planungsstart.

Worum geht es bei dem Pilotprojekt?

Die SWB führt ein Pilotprojekt in der vorderen Neustadt zur nachhaltigen Wärmeversorgung der Zukunft durch. Der Energieversorger will seine Wärmeversorgungsangebote 2035 auf CO2-freie Energieträger umgestellt haben. Projekte wie das in der Neustadt sind daher wichtig, um Erfahrungen zu sammeln.

Im Einzugsbereich des Pilotprojekts zwischen Flüsseviertel, Weser und B6 ist ein Energieverbrauch von jährlich 120 Gigawattstunden zu ersetzen, der bisher noch mit Erdgas gedeckt wird. Die Idee: Geothermie, Abwärme von Industrie, Solarenergie und einiges mehr soll direkt im Stadtteil genutzt und über ein lokales Wärmenetz in die Haushalte der Umgebung eingespeist werden.

Die laufende Machbarkeitsstudie wird durch Bundesmittel finanziert. Dadurch gibt es enge Zeitvorgaben, innerhalb derer die Vorplanung für das Wärmenetz abgeschlossen sein muss. Das betonten die zuständigen Projektleiterinnen der SWB während der zurückliegenden Sitzung des Neustädter Beirates. Im Februar 2025 ist daher Schluss: Wenn die SWB dann nicht die geforderten Ergebnisse vorlegen kann, fallen die Fördermittel weg.

Welche Energiequellen sind in der vorderen Neustadt nutzbar?

Klimaneutrale Wärme vor der eigenen Haustür erschließen – das ist im Untersuchungsgebiet der SWB besonders gut durch die Nutzung von Wärme aus Weserwasser möglich. Da die dafür benötigten Flusswärmepumpen aber eine Standfläche von 25 Quadratmetern benötigen, sind in dem dicht besiedelten Gebiet nur zwei Standorte übrig geblieben. Der eine liegt auf dem Gelände der Behindertenwerkstätten des Martinshofs neben der Piepe. Der andere auf dem Bolzplatz in den Neustadtswallanlagen zwischen Weser und Neustadtsbahnhof.

Ihre industrielle Abwärme wird zusätzlich die Kaffeerösterei Azul zur Verfügung stellen. Gespräche mit der Brauerei Beck’s zu diesem Thema seien hingegen zunächst erfolglos für die Einbindung in die Machbarkeitsstudie verlaufen, schilderten die Planerinnen den aktuellen Stand.

Die Hoffnung der Planerinnen hat sich mittlerweile zerschlagen, auch Geothermie aus den Neustadtswallanlagen sowie Solarenergie von Flächen am Neustädter Knoten gewinnen zu können, wo die A281 und die Bundesstraßen 75 und 6 aufeinandertreffen. Gründe dafür seien unter anderem der Baumschutz sowie Altlasten im Boden.

Warum zögert der Beirat mit der Freigabe des Bolzplatzes?

Dass ein grünes Wärmenetz für die Neustadt wichtig und sinnvoll ist, in dieser Frage sind sich die Stadtteilpolitikerinnen und -politiker einig. Den Bolzplatz in den Neustadtswallanlagen wollen einige aber nicht so ohne Weiteres aufgeben. "Was mich stört, ist der enorme Zeitdruck, der hier seitens der SWB aufgebaut wird, ohne Vorbereitung eine Entscheidung treffen zu müssen", sagte Jens Oppermann (SPD) nach dem Vortrag der Fachfrauen.

Was mich stört, ist der enorme Zeitdruck.
Jens Oppermann, Beirat Neustadt

Er vermisse fundierte Auskünfte von Behördenseite, warum der Bolzplatz und nicht andere Flächen für eine Flusswärmepumpe genutzt werden können. Und er erinnerte daran, dass der Beirat erst kürzlich beantragt hatte, den Bolzplatz für die vom Leibnizplatz vertriebene Skaterszene umbauen zu lassen.

Fehlende Informationen zu diesen und weiteren Fragen wie einer Ersatzfläche für den Bolzplatz führten schließlich dazu, dass der Beirat mit einer knappen Mehrheit eine Vertagung der Entscheidung beantragt hat. Das Thema wird dann während der kommenden Sitzung am 2. Mai erneut behandelt.

Wie steht die Umweltbehörde zur Nutzung der Neustadtswallanlagen?

Aus der Umweltbehörde ist zu erfahren, dass der Bereich des Bolzplatzes für die Errichtung einer Flusswärmepumpe präferiert werde. "Unter Abwägung aller Belange (unter anderem die notwendige Wärmewende sowie eine möglichst geringe Beeinträchtigung der Grünanlage) hat die Grünordnung zugestimmt, dass unter gewissen Bedingungen der Bolzplatz (...) in Anspruch genommen werden könnte", so schreibt Pressesprecherin Ramona Schlee.

Zur Erinnerung: Erst vor wenigen Jahren ist der gesamte Grünzug zwischen Weser und Neustadtsbahnhof mit Städtebaufördermitteln aufgewertet worden. So wurde der Ausguck an der Weser erneuert, eine Fahrradpremiumroute gebaut, der Bolzplatz wieder hergerichtet und eine Hundefreilauffläche angelegt. Außerdem wurden zahlreiche Baumpflanzungen sowie Blühwiesen angelegt.

Eine Bedingung für die Bebauung des Bolzplatzes sei beispielsweise, "dass die Wesernetz für das zu errichtende Gebäude ein architektonisch und optisch ansprechendes Gebäudekonzept vorlegt", so Schlee. Gespräche mit dem Beirat über eine Ausgleichsfläche für den Bolzplatz "können in der Folge gemeinsam geführt werden."

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