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Bremer Kultkneipe Für das Kuß Rosa ist nach 17 Jahren Schluss

"Ich war, ich bin, ich werde sein." Diese Worte von Rosa Luxemburg sind auch für die Kultkneipe Kuß Rosa ein Mutmacher. Nach dem gescheiterten Rettungsversuch gibt es einen letzten Hoffnungsschimmer.
30.07.2022, 05:00 Uhr
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Für das Kuß Rosa ist nach 17 Jahren Schluss
Von Björn Struß

"Ich war, ich bin, ich werde sein." Dieses Zitat der Revolutionärin Rosa Luxemburg prangt seit Wochen an der Kultkneipe Kuß Rosa in der Bremer Neustadt. Wie berichtet stemmt sich eine Gruppe aus Mitarbeitern und Unterstützern gegen die Übergabe an einen neuen Besitzer und will die Immobilie stattdessen selbst kaufen. Im Stadtteil gibt es dafür sichtbare Solidarität. In der Nachbarschaft hängen Transparente mit Parolen wie "Das Kuß muss bleiben" oder "Viva Rosa" aus den Fenstern. Doch davon hat sich der neue Eigentümer nicht beeindrucken lassen. An diesem Sonnabend öffnet die Kneipe nach exakt 17 Jahren letztmals ihre Theke.

"Wir wollen es immer noch nicht wahrhaben, aber die Zeit läuft ab", sagt Kilian Chaunière vom Kollektiv Kuß Rosa. Unter anderem mit einem offenen Brief hatte sich die Gruppe in den vergangenen Tagen darum bemüht, mit dem neuen Besitzer ins Gespräch zu kommen. Doch dieser ist Chaunière und seinen Mitstreitern bis heute nicht einmal namentlich bekannt. "Auch unsere Bitte an den bisherigen Eigentümer, zu vermitteln, stieß auf taube Ohren", schildert er.

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Das Ende der Kultkneipe bahnte sich an, als die derzeitigen Betreiber aus privaten Gründen die Entscheidung trafen, nicht mehr weitermachen zu wollen. Sie baten den bisherigen Eigentümer Marco Schaefer darum, aus dem eigentlich noch drei Jahre laufenden Mietvertrag bis Ende des Jahres ausscheiden zu können. Schaefer wollte dies aber nur dann möglich machen, wenn er die Immobilie verkauft.

Die Mitarbeiter erfuhren davon erst, als sich bei Schaefer bereits die ersten Interessenten gemeldet hatten. Das Team der Kneipe fiel aus allen Wolken, schmiedete aber einen Plan zur Rettung des Kuß Rosa: Als Kollektiv wollten Beschäftigte und Unterstützer die Immobile selbst kaufen.

Aus Kreditzusagen von Privatpersonen entstand innerhalb kurzer Zeit eine Summe von über 150.000 Euro. Rechtlich waren diese Versprechen unverbindlich. Für die Finanzierungszusage einer Bank, den Kaufpreis zu stemmen, reichte es aber. Eigentümer Schaefer war dies letztlich zu unsicher, er verkaufte an einen anderen Interessenten. Nach Aussage von Schaefer will der neue Eigentümer die Immobilie am Buntentorsteinweg seinem Schwiegersohn überlassen, der ein völlig neues gastronomisches Angebot aufbauen will.

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Chaunière hat mit dem Kollektiv bis zuletzt für die "Kneipe mit Küche und Kultur" gekämpft. Für ihn war das Kuß Rosa ein solidarischer Ort, weil es hier nach seiner Aussage nie darum ging, dass die Gäste möglichst viel Geld ausgeben. "Das Engagement hat allen Beteiligten viel Kraft abverlangt. Dass wir jetzt mit leeren Händen dastehen, hinterlässt ein Gefühl der Erschöpfung und der Sinnlosigkeit", konstatiert Chaunière.

Und doch gibt es einen Hoffnungsschimmer. Das Kollektiv hat sich in Bremen vier zum Verkauf stehende Kneipen angesehen, das eingespielte Team will mit dem Kuß Rosa vielleicht an anderer Stelle weitermachen. Drei Immobilien befinden sich in der Nachbarschaft des Kuß, die vierte Möglichkeit wäre ein Neuanfang im Viertel. "Für die Finanzierung müssten wir aber neue Kreditzusagen sammeln", erklärt Chaunière. Fraglich sei zudem, wie viele der Unterstützer am bisherigen Ort hängen und dann weiter Geld und Kraft in das Projekt stecken.

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