Achtlos abgelagerter Müll in den Straßen, Grünanlagen und sogar vor der eigenen Haustür führt meist zu großem Ärgernis. Gerade Zigarettenstummel sind lästig und lassen sich nicht so leicht von den Straßen picken. Zerbrochene Glasflaschen liegen oft tagelang herum. Warum also nicht einfach mal selbst Hand anlegen?
Den Stadtteil von Müll befreien und seine Mitmenschen für den achtlos hingeworfenen Abfall sensibilisieren – unter anderem diese Ziele verfolgt Clean up your City in vielen Teilen von Bremen. Jetzt ist der gemeinnützige Verein auch regelmäßig in Obervieland zum Müllsammeln unterwegs. Damit beteiligt sich schon der zehnte Stadtteil an den Aktionen.
Clean up your City in Nord, Ost, Süd und West unterwegs
Für jeden teilnehmenden Stadtteil, darunter Vegesack, Walle und Schwachhausen, ist ein Pate oder eine Patin zuständig. Diese organisiert einmal im Monat ein Treffen zum Müllsammeln, bei dem sich alle, die Lust haben, beteiligen können. Für Obervieland ist das Claudia Buß.
Bisher kam sie zweimal mit anderen Freiwilligen zusammen. Mit Bollerwagen, Mülltüten und -zangen ging es dann für zwei Stunden los mit dem Sammeln. Beim ersten Mal seien sie zu viert gewesen, bei der zweiten Tour schon zu sechst, erinnert sich Buß. Dabei füllten sie jeweils einen ganzen Bremer Müllsack. Dieser fasst rund 70 Liter.
Laut Buß würden die Ehrenamtlichen am häufigsten Plastik von den Straßen und aus Büschen holen – Chips- und Süßigkeiten-Verpackungen sowie Einkaufstüten zählen dazu. Besonders am Fleet sei dieser Müll ein Problem. Buß beobachtet aber noch mehr: "Wo Sitzecken sind, sind sehr viele Zigarettenstummel, Trinkpäckchen und Bierflaschen." Die Stadtteilpatin lebt in Habenhausen und weiß: "Je mehr man Richtung Kattenturm-Mitte geht, desto mehr Müll ist da." Wie viel Abfall aber bei so einem Clean-up in den Bremer Müllsäcken lande, hänge vor allem von der Anzahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer ab, weiß Katrin Zeise, Gründerin von Clean up your City.
Vor der eigenen Haustür anfangen
"Man sollte klein anfangen. Nämlich bei sich selbst vor der eigenen Haustür", findet Zeise. Was selbstverständlich klingt, ist es gar nicht, wie die Clean-up-your-City-Gründerin aus Erfahrung erzählen kann. Sie beobachtet regelmäßig umherliegenden Müll vor Haustüren anderer. "Die Leute meckern lieber wochenlang, statt selber aufzuräumen", sagt Zeise dazu. Dann legt sie letztlich selbst Hand an.

Aus der Initiative Clean up your City wurde im Jahr 2022 ein gemeinnütziger Verein.
Das würde die Leute überraschen und freuen, diese aber eben auch für das Thema sensibilisieren, berichtet sie. Ganz nach dem Leitgedanken "Gute Taten sind ansteckend".
Ein Stadtteil frei von Müll: Für sich selbst und die Umwelt
Gründe zum Müllsammeln gibt es für die Ehrenamtlichen von Clean up your City viele. Der Umwelt zu Liebe, zum Beispiel. "Zigarettenkippen sind der meiste Müll in der Umwelt, aber auch derjenige, der am meisten unterschätzt wird", betont Zeise. "Der Regen spült die Gifte aus den Kippen in die Fleete und ins Grundwasser. Für die Tiere, die hier leben, hochgiftig. Eine Zigarette vergiftet bereits 1000 Liter Wasser so stark, dass Kleinstlebewesen darin absterben", erklärt sie.
Buß sammelt auch für sich selbst. "Ich möchte ja eine saubere Umwelt haben", sagt sie. Sie habe kein Verständnis dafür, dass die Leute ihren Müll nicht richtig entsorgen. Auch darum geht es dem Verein. "Wenn man selbst Müll sammelt, nimmt man viel mehr wahr, was und wie viel überall liegt", so Zeise. Und ein weiteres Ziel verfolgt der Verein: "Clean up your City will Freiwillige miteinander vernetzen – damit sie gemeinsam aktiv werden können und sich gegenseitig unterstützen und motivieren", erklärt Zeise.
Künftige Treffen in Obervieland
In Obervieland trifft man sich also nun immer am letzten Sonntag im Monat am Bürgerhaus zum Müllsammeln. Doch das könnte sich in Zukunft zumindest zum Teil ändern, denn nicht nur rund ums Bürgerhaus liegt Abfall. "Vielleicht machen wir das Clean-up im September am Krimpelsee, wenn sich die Gruppe gefestigt hat. Das geben wir rechtzeitig auf unserer Website bekannt", überlegt Zeise. Denn gerade im Sommer kämen am See viele Menschen zusammen – und das bedeute leider auch: viel liegengebliebener Müll.