Müll ist ein großes Thema in Huchting. Besonders rund um den Sodenmattsee, an dem in den wärmeren Jahreszeiten Familien gern ihre Zeit verbringen, finden sich die Hinterlassenschaften unachtsamer Zeitgenossen. Chipstüten, Plastikflaschen, Kronkorken und vieles mehr landet im Gebüsch und manchmal auch im See. Nun hat sich der Kulturladen Huchting mit einem besonderen Projekt der Lage angenommen.
Unter dem Titel „Mein? Müll – unsere! Erde“ gestalteten die im Kulturladen wirkenden Kultur- und Theaterpädagogen, Kunsttherapeuten und Kunstpädagogen sowie die bildenden Künstler mit den Besucherinnen und Besuchern zehn Skulpturen, die die Folgen der Verschmutzung mit Müll drastisch sichtbar machen. Für das Projekt inspiriert wurde Vera Zimmermann, Geschäftsführerin des Kulturladens, durch den Mangel an Abfallbehältern in ihrem Stadtteil. „Wir können nicht immer genau bestimmen, wer den Müll hier hinterlassen hat“, erklärt sie den Titel des Projektes. „Wir wissen aber inzwischen, dass Vermüllung unserer Erde, auf der wir alle leben, schadet.“
Mikroplastik im Körper
Immer wieder gelange Plastikmüll in Gewässer und von da in die Ozeane, wie Studien des World Wildlife Funds (WWF) und Alfred-Wegener-Instituts (AWI) zeigten. Dort werden die herumtreibenden Plastikartikel von Meeresbewohnern gefressen oder das Plastik verheddert sich an deren Flossen, sodass sie entweder keine Beute mehr machen können oder von ihren Fressfeinden erlegt werden.

Kronkorken, Spielzeugautos, Sektkorken und anderer Müll: Das verwendete Material haben die Künstler im Überfluss im Stadtteil gefunden.
„Selbst wir Menschen sind vom Plastikmüll nicht mehr verschont“, sagt Claudius Joecke und zieht seine Scheckkarte hervor. „Fast jeder Mensch hat inzwischen etwa so viel Mikroplastik in sich, wie diese Karte wiegt.“
Die zehn Skulpturen, die nun um den Sodenmattsee die „Seerunde“ bilden, erzählen die Geschichten. Immer wieder haben die ausführenden Künstlerinnen und Künstler Fische abgebildet, deren aufgeblähten Bäuche erkennen lassen, dass sie mit Plastik gefüllt sind. Das Ausgangsmaterial für die Skulpturen kam im Überfluss direkt aus Huchting. Achtlos weggeworfener Müll hat nicht nur Auswirkungen auf die Meerestiere, auch Vögel und Insekten und sogar Haustiere können unbedacht Plastik verzehren.
Zu 100 Prozent aus Müll aus dem Stadtteil
„In Vorbereitung des Projektes wurde vom Kulturladen monatelang in Huchting Müll gesammelt“, weiß Vera Zimmermann. Dabei kam vielmehr zusammen, als die Akteure ursprünglich vermutet hatten. Durch Unterstützung des kommunalen Programms „Wohnen in Nachbarschaften“ (Win) und des Beirates Huchting, der Globalmittel dafür bereitstellte, konnte der Kulturladen die Müllskulpturen errichten.

Olivenöl- und Konservendosen werden zu grimmig oder kurios dreinblickenden Vögeln auf einem Baum.
Während die beeindruckenden Skulpturen aus hundertprozentigem Huchtinger Müll erschaffen wurden, hatten die Künstler penibel darauf geachtet, dass das verwendete Rohmaterial nicht von Vögeln oder anderen Kleintieren beschädigt und gefressen werden kann. Jede Skulptur steht zudem in unmittelbarer Nähe zu einem Mülleimer. Der soll die Besucherinnen und Besucher der Huchtinger Freizeit-Oase daran erinnern, dass es bessere Möglichkeiten gibt, seinen Unrat zu entsorgen, als ihn einfach am Seeufer liegen zu lassen.
Müllskulpturen als Wegweiser
Und während sich die Gruppe um Vera Zimmermann und Claudius Joecke auf den Weg zur nächsten Skulptur machte, nahmen sich drei Männer spontan dem Müllproblem am See an. Jemand hatte eine Mülltüte dabei, sodass SPD-Beiratsmitglied Arne Otten, CDU-Bürgerschaftsabgeordneter Hartmut Bodeit und Ortsamtsleiter Christian Schlesselmann, langsam der Gruppe folgend, das Gebüsch von achtlos entsorgten Gegenständen befreien konnten.
Die Müllskulpturen rund um den See bleiben als Mahnmale und Wegweiser zu den Abfallbehältern stehen. „Jeder von uns kann dazu beitragen, unsere Umwelt zu erhalten. Und wenn es nur ist, dass der selbst produzierte Abfall in einen dafür bereitgestellten Behälter gebracht wird“, sagt Vera Zimmermann.