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Rotes Dorf in Osterholz Beirat lehnt Übergangswohnheim ab

Das Rote Dorf war in der Überseestadt ein Erfolgsprojekt zur Unterbringung für geflüchtete Menschen. In Osterholz lehnt der Ortsbeirat einen geplanten Neuaufbau ab und schlägt eine Alternative vor.
25.05.2023, 05:00 Uhr
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Beirat lehnt Übergangswohnheim ab
Von Christian Hasemann

Der Osterholzer Ortsbeirat bleibt bei seiner ablehnenden Haltung zum geplanten Übergangswohnheim Rotes Dorf im Am Hilgeskamp in Osterholz. In seiner letzten Sitzung in alter Besetzung nach den Wahlen fasste er dazu einen einstimmigen Beschluss.

Was ist das Rote Dorf?

Das Rote Dorf ist ein Container-Modulbau, der zuletzt in Bremen-Walle eingelagert war. Namensgebend ist die rote Farbe der Container. Der Modulbau wurde in der Flüchtlingskrise 2015/2016 erstmals in der Überseestadt aufgebaut, bis das Rote Dorf in einem Gewerbegebiet eingemottet wurde. Eine ähnliche Anlage ist das sogenannte Grüne Dorf in Arbergen. Seit dem Abbau des Roten Dorfes im Jahr 2020 sucht das Ressort eine neue Fläche für die Container. Als möglicher Standort wurde auch ein Grundstück in der Ladestraße in Woltmershausen diskutiert – als kostengünstiger Wohnraum für Studierende. Aus Hochwasserschutzgründen war dies nicht möglich. In Osterholz soll der Modulbau in Form von acht Häusern mit 70 Wohneinheiten aufgebaut werden.

Wo soll es aufgebaut werden?

Geplant ist der Aufbau zwischen den Straßen Am Hilgeskamp und Grenzwehr in Osterholz auf dem Gelände einer ehemaligen Druckerei.

Warum ist es nötig?

Nach wie vor kommen geflüchtete Menschen nach Deutschland. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine sind darunter viele Menschen aus dem osteuropäischen Land. Nach Angaben von Tobias Lehr, zuständig im Sozialressort für Übergangswohnheime, kämen derzeit aber auch viele Menschen aus Syrien und Afghanistan in Bremen an. Diese Menschen treffen auf einen Wohnungsmarkt, der ohnehin schon schwierig ist – Wohnraum ist knapp und teuer. Ziel des Bremer Senats ist, dass Menschen nicht in Turnhallen, Zelten und Notunterkünften untergebracht werden. Bewohner von Übergangswohnheimen haben die Erstaufnahme durchlaufen und ziehen von dort in reguläre Mietwohnungen um.

Was sagen die Anwohner?

In der jüngsten Beiratssitzung wiederholten Anwohner ihre Sorgen und Ängste. Vor allem die in ihren Augen dichte Bebauung auf dem Grundstück, sorgte für Stirnrunzeln. "Ich bin schockiert über die Baudichte. Viele Menschen auf engen Raum bedeutet Stress", so ein Anwohner. "Da tun wir den geflüchteten Menschen keinen Gefallen." Eine andere Anwohnerin: "Können Sie die Sicherheit geben, dass es nicht zu Zuständen kommt, wie in der Turnhalle der Albert-Einstein-Schule?" Sie spielte damit auf die Notunterbringung von geflüchteten Menschen in der Turnhalle an, wo es zu Konflikten gekommen war. Lehr verwies darauf, dass es sich letztlich um normale Wohnunterbringungen handele. "Ich erwarte absolut keine Umstände, wie in der Turnhalle."

Was sagt der Beirat?

Über die Parteigrenzen hinweg ist sich der Osterholzer Beirat einig, dass der vorgeschlagene Alternativstandort an der Bezirkssportanlage besser geeignet sei. "Sie werden nicht verwundert sein, wenn der Beirat bei seiner ablehnenden Haltung bleibt", richtete Beiratssprecher Wolfgang Haase (SPD) seine Worte an Tobias Lehr. Längst hätte der Alternativstandort geprüft werden können. "Bei der langen Zeit, die inzwischen ins Land gezogen ist." Haase spielt darauf an, dass zuvor vom Ressort betont worden war, dass Unterkünfte dringend benötigt würden. Die erste Vorstellung der Pläne erfolgte bereits im Dezember 2022. Probleme sieht der Beirat beim jetzigen Standort auch in der Anbindung an soziale Einrichtungen und bei der Verkehrssituation.

Was sagt die Behörde?

Zu Verzögerungen sei es deswegen gekommen, weil die Modernisierung der Container länger dauere, als gedacht, so Lehr. "Und weil wir gesagt haben, dass wir vorher noch einmal in den Beirat kommen." Im Übrigen sei man bei den Zugangszahlen immer noch in einer sehr angespannten Situation. Maximal 180 Menschen könnten Am Hilgeskamp untergebracht werden. "In der Realität werden es deutlich weniger sein", so Lehr.

Wie geht es weiter?

Nach Lehrs Angaben geht das Projekt nun in das Bauantragsverfahren, damit landet es auch noch einmal im Bauausschuss des dann neu konstituierten Beirats. Ab Herbst dieses Jahres könnte dann das Dorf aufgebaut werden. Lehr sprach von einer Bauzeit von annähernd drei Monaten.

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