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Statistisches Landesamt Der Bremer Südosten in ungewöhnlichen Zahlen

Autos, Insolvenzen, Lebenserwartung: Das Statistische Landesamt erfassst viele Daten und Zahlen. Im Vergleich von Osterholz, Hemelingen und der Vahr finden sich überraschende Zahlen und Entwicklungen.
31.08.2023, 05:00 Uhr
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Der Bremer Südosten in ungewöhnlichen Zahlen
Von Christian Hasemann
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Statistiken versprechen objektive Wahrheiten, sind schwarze – im schlimmsten Fall rote – Zahlen auf weißem Papier, gelten als Fakten. Deswegen gibt es zu jedem noch so ungewöhnlichen Lebensaspekt Tabellen, Diagramme und Zahlenreihen. In Bremen ist das Statistische Landesamt für das Sammeln zuständig. Dabei gehen die Statistiker bis in die Ortsteile, ja, teilweise, so scheint es, bis in die Schlafzimmer der Bremerinnen und Bremer. Ein Vergleich der Stadtteile im Bremer Osten mit eher ungewöhnlichen Zahlen.

Bevölkerungsentwicklung

Eher unbekannte Kennzahlen führen die Statistiker des Landesamts beim Thema Altersstruktur auf. Sie nennen das "Greying-Index" (etwa: Ergrauend-Index) oder auch "Ageing-Index" (etwa: Alternd-Index). Dabei werden Altersgruppen in Verhältnis zu anderen gesetzt. Daraus lässt sich ablesen, wie alternd ein Stadtteil ist.

Der Ageing-Index setzt beispielsweise die über 65-Jährigen ins Verhältnis zu den unter 18-Jährigen. In Osterholz kommen demnach 111,6 über 65-Jährige auf 100 unter 18-Jährige. Damit ist das Verhältnis zwischen Alten und Jungen in Osterholz – ähnliche Zahlen übrigens auch in Hemelingen und der Vahr – vergleichsweise schwach zu den Alten verschoben. Ganz anders 1977: Damals betrug das Verhältnis noch 37,6 Alte auf 100 Kinder und Jugendliche. Der aktuell alterndste Stadtteil ist übrigens Findorff: Hier kommen 180 grau gewordene Bewohner auf 100 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahre.

Mehr Sterbende als Geburten

Was setzt man einer alternden Stadtgesellschaft entgegen? Geburten. Da schauen die Statistiker sozusagen in die Schlafzimmer und Kreißsäle – und in die Aufbahrungshallen. Ginge es nur nach Anzahl der Geburten im Verhältnis zu den Sterbezahlen, würden Osterholz, Hemelingen und die Vahr deutlich schrumpfen, denn die Sterbezahlen sind höher als die Geburtenzahlen.

In Osterholz betrug der Sterbeüberschuss pro 1000 Einwohner vergangenes Jahr minus 5,6. Nur in Walle halten sich die Geburten und Todesfälle die Waage. Warum schrumpft Bremen also nicht? Das liegt an der Zuwanderung. Laut Statistik kommt es in Osterholz zu sieben Zuzügen pro tausend Einwohner, dem stehen allerdings auch Wegzüge entgegen. Insgesamt ergibt sich dennoch für einen Fünfjahreszeitraum ein leichtes Bevölkerungsplus von 0,3 Prozent für Osterholz. Im selben Zeitraum nahm die Bevölkerung in der Vahr ( minus 0,8 Prozent) und Hemelingen (minus 1,1 Prozent) ab. In absoluten Zahlen lebten 2022 genau 37.956 Einwohner in Osterholz, 1977 waren es noch annähernd 41.600.

Niedrigere Lebenserwartung

Wie lange sich Ergraute und Alternde von den Statistikern erfassen lassen, hängt von der Lebenserwartung ab. Und hier hat der Bremer Südosten Nachholbedarf, denn die Lebenserwartung ist signifikant niedriger als in anderen Stadtteilen. Deutlich wird dies bei den Männern. In Osterholz beträgt die Lebenserwartung durchschnittlich 76,6, in Hemelingen 77,9 und in der Vahr 76,8 Jahre. In Horn-Lehe, Schwachhausen und Oberneuland beträgt sie deutlich über 80 Jahre. Frauen werden im Schnitt im Bremer Südosten sechs Jahre älter als Männer.

Die Statistiker schauen offenbar auch auf die Waagen, denn auch die Quote von übergewichtigen Kindern ist in dem Datenbestand zu finden. Tatsächlich erfasst das Landesamt die Zahlen, die im Zuge der Schuleingangsuntersuchungen erhoben werden. Im Bremer Südosten gelten 15,2 bis 16,1 Prozent der Kinder als übergewichtig oder fettleibig. In der Östlichen Vorstadt sind es hingegen 5,9 Prozent.

Die Ursachen? Forscher vermuten einen Zusammenhang zwischen Armut und Bildungsstand und der Gesundheit. Diskutiert wird auch das dünnere Netz an Fach- und Hausärzten in materiell schlechter gestellten Stadtteilen als eine Ursache. In der Vahr und Osterholz haben die Behörden darauf reagiert. So sollen beispielsweise Gesundheitsfachkräfte in den Schulen, die etwa Wissen über gesunde Ernährung vermitteln, von Anfang an Gesundheitsprävention leisten.

Wirtschaft und Verkehr

Der Bremer Südosten brummt – vor Autos. Denn nach wie vor wird dort, wie auch in anderen Teilen Bremens, vor allem auf das Auto gesetzt. Spitzenreiter ist im Südosten Hemelingen. In dem Quartier kommen auf 100 Einwohner 40,8 Autos. Und als Einwohner zählen auch Säuglinge, Kinder und Hochbetagte. Man kann die Zahlen auch umdrehen: Dann kommen auf jedes Auto in Hemelingen 2,4 Menschen. Das Besondere: Die Zahl an Autos nimmt seit 15 Jahren nicht ab, sondern tendenziell weiter zu. Das soll sich nach dem Willen der Politiker ändern: Die Fahrradpremiumroute von Mahndorf nach Bremen-Nord, Car-Sharing-Angebote in den Stadtteilen sowie Leihfahrräder und der Ausbau der Straßenbahnverbindungen sollen den Umstieg auf Alternativen attraktiver machen. Das ist allerdings noch nicht als Verzicht auf das Auto in den Zahlen ablesbar.

Beim Jahreseinkommen hinken Hemelingen, die Vahr und Osterholz anderen Stadtteilen hinterher. Das Median-Einkommen – der Median gibt einen besseren Überblick als der Durchschnitt, denn bei letzterem würden einzelne sehr hohe Einkommen einen anderen Eindruck vermitteln – liegt zwischen 22.300 Euro (Vahr) und 25.600 Euro (Hemelingen) und damit am unteren Bereich in Bremen.

Die teils eher schwierige wirtschaftliche Lage lässt sich auch an der Zahl der Privatinsolvenzen ablesen. So kam es in der Vahr 2022 zu 16 Fällen von Privatinsolvenzen pro 10.000 Einwohner, in Hemelingen in 13,2 und in Osterholz in 12,2 Fällen. Damit liegt die Vahr im Vergleich der Stadtteile in einem oberen Drittel, Osterholz und Hemelingen liegen im Durchschnitt.

Weitere Informationen und Zahlen zu den Stadtteilen sind auf der Seite des Statistischen Landesamtes zu finden. Dort lassen sich diese bis auf die Ortsteilebene anzeigen: www.statistik-bremen.de.

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