Der Spielplan meint es nicht gut mit OT Bremen. In den vergangenen vier Spielen mussten die Landesliga-Kicker um Wilhelm Schiwy ausnahmslos gegen Mannschaften aus den Top fünf der Liga antreten. Da ist es kein Wunder, dass aus den Duellen mit dem ATSV Sebaldsbrück (1:3), dem TuS Schwachhausen (0:0), der LTS Bremerhaven (0:5) und dem 1. FC Burg (3:7) lediglich ein Zähler herausgesprungen ist. Aber wird diese Serie die insgesamt positive Entwicklung des Kellerkindes beeinflussen? Der Trainer glaubt das nicht. „Wir mussten uns erst einspielen“, sagt Wilhelm Schiwy.
Seine Worte bedürfen einer Erklärung, und die beinhaltet eine einigermaßen lange Geschichte. Als Schiwy im Januar vom ohnehin nur als Interimstrainer eingesprungenen Frank Zeugner übernommen hatte, lag OT gewissermaßen am Boden. Ganze acht Punkte aus 15 Spielen hatte das Team damals auf dem Konto. Das reichte nur zum vorletzten Platz, und so musste schon etwas passieren, damit die Ostbremer noch einmal eine echte Chance auf den Klassenerhalt erhalten sollten. „Ich habe viele Gespräche geführt“, erinnert sich Wilhelm Schiwy an seine ersten Maßnahmen. Dem 64-Jährigen ging es damals um eine „Sensibilisierung“ seiner Spieler. Er ließ sie wissen: „Wir haben nur eine Chance auf den Klassenerhalt, wenn wir uns alle auf die Grundtugenden des Fußballs konzentrieren.“
Offenbar erreichte Schiwy sein Team. In den folgenden Wochen trat die zuvor verunsicherte Mannschaft jedenfalls mit mehr Einsatzfreude an, auch im Training. „Wir hatten selbst im Winter eine Beteiligung von 20 Spielern“, sagt der OT-Trainer stolz. Das Engagement schlug sich denn auch in den Ergebnissen nieder: Nach den 1:1-Unentschieden gegen den ATS Buntentor und Tuspo Surheide zum Auftakt in die zweite Saisonhälfte ließ OT die Siege gegen den FC Huchting (2:1), den SC Weyhe (3:2) und den TSV Wulsdorf (2:1) folgen. Elf Punkte in fünf Spielen – das ist nicht die Bilanz eines Absteigers.
Aber so ging es nicht weiter. Auf die Partien gegen Sebaldsbrück und Schwachhausen folgten nämlich zwei Hiobsbotschaften. Zunächst erlitt Routinier Dardan Musliu einen Arbeitsunfall, der den 35-Jährigen zum Karriereende zwang. Nur zwei Tage später musste sich Pierre Laakmann einer Blinddarm-Operation unterziehen, die ihn bis heute zu einer Pause zwingt. „In der Landesliga machen einzelne Schlüsselspieler den Unterschied“, sagt Wilhelm Schiwy. Seinem Team wäre es in den folgenden Wochen jedenfalls nicht gelungen, den Ausfall der beiden wichtigen Abwehrspieler zu kompensieren. Zumal die Brüder Milan und Brian Woschek angesichts ihrer weit entfernten Dienststellen bei der Bundeswehr auch nicht zu den ständigen Mitgliedern des Kaders zu zählen sind.
„Das sind vier Spieler, die wir nicht so einfach ersetzen können“, sagt Wilhelm Schiwy. Gleichwohl erwartet der Trainer jetzt eine weitere Wende, diesmal wieder in die positive Richtung: weil sich seine Mannschaft „eingespielt“ hat. „Wir kamen ohne die Ausfälle nicht klar, aber das ist nun anders“, betont der Trainer. Mittlerweile habe sich die Elf an die neue Besetzung gewöhnt und die ungewohnten Abläufe verinnerlicht. Sollte der Trainer richtig liegen, dann käme das zur rechten Zeit. An diesem Freitag (20 Uhr) muss OT nämlich beim TSV Grolland antreten. Der 14. reist also zum nur vier Punkte entfernten Schlusslicht. „Das ist ein Monster-Abstiegsspiel“, sagt Schiwy. Der Gegner würde alles daran setzen, mit einem Heimsieg noch einmal in Schlagdistanz zu geraten.
Es geht eben ziemlich eng zu im Tabellenkeller dieser Landesliga: Vor Grolland (16 Punkte) liegt der SC Weyhe (18), der im Sommer allerdings mit dem TSV Weyhe-Lahausen fusioniert, und die Liga so oder so verlassen wird. Vor OT (20) rangiert der FC Huchting (23) schließlich auf dem 13. Rang. Den möchte Wilhelm Schiwy mindestens erreichen. „Wenn der Bremer SV aus der Regionalliga in die Bremen-Liga absteigt, müssen ja auch bei uns drei Mannschaften runter“, erläutert der Trainer. Sein Plan: „Wir brauchen zehn Punkte aus den letzten sechs Spielen.“
Sollte die Rechnung aufgehen, würde Wilhelm Schiwy gelingen, was er vor rund 30 Jahren noch verpasst hatte: Der Trainer hat zwar eine lange Karriere hinter sich, begonnen in den späten Siebzigern, versehen mit rund 20 Vereinen und einer beruflich bedingten Pause. Gleichwohl ist OT Bremen der erste Verein, zu dem Schiwy zurückkehrte. Bereits im Sommer 1994 war er nämlich zu einer schwierigen Aufgabe angetreten. Damals hatte OT gerade auf den Aufstieg in die damalige Oberliga verzichten müssen, und deshalb waren alle Spieler der erfolgreichen Mannschaft gegangen. Also sah sich Schiwy zu einem kompletten Neuanfang gezwungen, konnte den Abstieg aus der Verbandsliga in der folgenden Saison aber wenig überraschend nicht verhindern. Diesmal soll die Mission gelingen.