Eine Ära geht zu Ende, eine neue beginnt. Das Mütterzentrum Osterholz-Tenever bezieht weitläufigere Räumlichkeiten im OTe-Zentrum inmitten des Herzens des Ortsteils. Nach 31 Jahren unter Leitung von Christa Brämsmann übernehmen Maria Beugel und Damaris Wedemeyer als Führungsduo die Leitung der sozialen Einrichtung, die von einem Verein betrieben wird. Zum 1. Mai geht die 66-jährige diplomierte Sozialpädagogin Brämsmann in den Ruhestand.
„Christa Brämsmann hat das Mütterzentrum aufgezogen“, entwirft Damaris Wedemeyer als eine der beiden neuen Chefinnen ein Bild. „Wir haben es nun von ihr adoptiert.“ Doch ehe dies geschah, habe sie bereits von der Stadtteil-Ikone und dem ehemaligen Führungsteam viel gelernt, seitdem sie vor drei Jahren zum Mütterzentrum gekommen sei. Schritt für Schritt sei sie dann in den vergangenen Jahren mit einbezogen worden. „Ich wurde langsam gecoacht und hochgehoben“, sagt die 41-Jährige.
Einstieg beim Nachbarschaftscafé
Die Gesundheitswissenschaftlerin lebt als alleinerziehende Mutter dreier Kinder in Borgfeld und kam selbst über eine geförderte Stelle als Sprachmittlerin nach längerer Arbeitslosigkeit beruflich in den Stadtteil. Ihren Einstieg ins Zentrum fand sie beim Nachbarschaftscafé-Projekt. Aber bereits nach ihrem Studium an der Universität Bremen war sie in einer ähnlichen Einrichtung in Rotenburg-Wümme beschäftigt und weiß so nicht nur aus eigener Lebenserfahrung: „Mit Müttern zu arbeiten ist eine gute Möglichkeit, Gesundheit zu verbreiten und Lebenswelten ganzer Familien zu verbessern.“
Ihre 58 Jahre alte Kollegin im Führungsduo, Maria Beugel, ist hingegen neu im Mütterzentrum, bringt jedoch viel Erfahrung als Betriebswirtin und Coach für Erwachsene mit. Sie war zuvor bei einem Bildungsträger im Landkreis Osterholz-Scharmbeck tätig und half dort Langzeitarbeitslosen. Beide zusammen wollen sich die anstehenden Aufgaben nun untereinander aufteilen, sodass jede ihre Stärken einsetzen kann. Wedemeyer sieht diese vor allem, passend zu ihrem Einstieg als Projektleiterin vor einigen Jahren, in der Entwicklung und Umsetzung neuer Konzepte für und in der Praxis.
Christa Brämsmann leitete die gemeinnützige Organisation und den sozialen Beschäftigungsträger von der Neuwieder Straße aus. Doch hier wurde es spätestens seit Corona zu eng. „Drei Zimmer, gute 90 Quadratmeter“, erinnert sich die 41-jährige, neue Co-Chefin Wedemeyer. „Da wurde wirklich jeder Fleck genutzt.“ Sogar die Speisekammer sei zu einem Büro umfunktioniert worden.
Nun ist das Mütterzentrum in frisch hergerichtete Räume im OTe-Zentrum eingezogen: 220 Quadratmeter, viele Einzelbüros und wenn mit mehreren, dann maximal zu zweit belegt, Aufenthalts- und Besprechungsraum und viel Platz zum Lagern von allem Benötigten. Die Gewoba habe sie hier als Vermieter sehr unterstützt. „Wir sind sehr dankbar und erfreut.“ Gemeinsam gehen sie nun mit ihrem gut 80-köpfigen Team voran, aber „Christa Brämsmann hinterlässt eine große Lücke“, sieht auch die Quartiersmanagerin von Tenever, Katrin Höpker. „Aber ich bin überzeugt, dass die zwei neuen Kolleginnen diese mit Freude, Motivation und Können ausfüllen werden.“
Wandel begleiten
Höpker selbst sei von den neuen Verwaltungsräumen vor Ort, die sie bei der Eröffnung besichtigen konnte, beeindruckt. „Das Mütterzentrum wird wie gewohnt den Wandel im Stadtteil begleiten und seine erfolgreiche über 30-jährige Geschichte fortsetzen“, sagt Höpker. „Für viele Bewohnerinnen und Bewohner des Stadtteils ist es auch schlicht nicht mehr wegzudenken.“ Zum Glück seien sie, so Wedemeyer, in der glücklichen Lage, dass alle aktuell laufenden Projekte für die nächsten eineinhalb Jahre noch finanziert seien. „Wir können also erst mal ankommen, uns einarbeiten, Etabliertes justieren und dann neue, vielleicht größere Pläne zu schmieden“, blickt sie in die nahe Zukunft. Eines soll aber bereits sehr bald passieren: Das jährliche Programmheft ist derzeit in der Überarbeitung und wird neu aufgelegt. „Wir wollen weiter mit und für die Menschen im Stadtteil arbeiten, aber selbst zu zweit haben wir nicht so viel Womenpower wie Christa Brämsmann“, übergibt sie zum Abschied einen Verbal-Blumenstrauß an ihre Vorgängerin.
An Bestehendem soll also nicht gerüttelt werden - ganz im Gegenteil: Der Verein hat sich auch abseits des klassischen Kerngeschäfts noch unter alter Führung erfolgreich für neue Förderungen der Stadt Bremen beworben, sodass die neuen Räumlichkeiten bald auch Mittelpunkt eines neuen Quartierzentrums für den Stadtteil sein sollen, das künftig Informationen über Hilfen, Beratungsangebote und Projekte, die in Tenever genutzt werden können, präsentieren und einfach zugänglich machen wird. „Wir sind als Mütter- und als Quartierszentrum offen für alle“, verspricht Damaris Wedemeyer. „Wir ermöglichen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Alter, Bildungshintergrund oder sonstigen Faktoren Teilhabe.“
Von dem Umzug der Verwaltung wird indes nicht jeder im Umfeld des Mütterzentrums sofort etwas mitbekommen, denn auch in Zukunft wird der Verein im Stadtteil verteilt Angebote bereithalten. Für genaue Informationen empfiehlt sich der Gang ins OTe-Zentrum oder ein Blick auf die Homepage des Quartiers- und Mütterzentrums auf www.mütterzentrum-tenever.com.
Der Verein
Das Mütterzentrum Osterholz-Tenever besteht seit 1989 als gemeinnütziger Verein und versteht sich als sozialer Beschäftigungsträger. Er hat derzeit etwa 80 Mitglieder und es arbeiten in unterschiedlichen Beschäftigungsformen ebenfalls etwa 80 Personen mit unterschiedlichem Hintergrund für das Mütterzentrum, um die Angebote für den Stadtteil aufrechtzuerhalten - Ehrenamtliche inklusive. Die meisten sind in Teilzeit tätig, da man sich laut Geschäftsführung familienfreundliche Arbeitszeiten und Bedingungen auf die Fahnen geschrieben hat.