Die Vergabe von Globalmitteln sorgte auf der jüngsten Sitzung des Schwachhauser Beirats für reichlich Diskussion. Während die Ortspolitiker dem Antrag des Kleingärtnervereins über 2831,69 Euro für Baumaßnahmen am Vereinshaus ausnahmslos zustimmten, gingen die Meinungen zum Antrag „Wanderbaumallee“ erheblich auseinander. Der Umweltbetrieb Bremen (UBB) hatte 14.300 Euro beantragt, um dafür sechs Bäume inklusive mobiler Pflanzkübel mit integrierten Sitzgelegenheiten anzuschaffen. Der Antrag geht auf eine Initiative des Umweltausschusses des Beirats zurück, der das Wanderbaum-Projekt einstimmig befürwortet hatte. Das Konzept sieht vor, einzelne Straßen im Wechsel mobil zu begrünen. Dafür werden Bäume in eigens dafür konzipierte Holzkästen gepflanzt, die nach einer gewissen Zeit innerhalb des Stadtteils umgestellt werden können. Etwa drei Jahre lang können die Bäume im Kübel gehalten werden, dann müssen sie platzbedingt ausgepflanzt werden.
Wolfgang Schober (Linke) zeigte sich auf der Beiratssitzung nicht überzeugt davon, dass sich die Aufenthaltsqualität des ohnehin baumreichen Schwachhausens durch sechs mobile Bäume erhöhen lasse. Ähnlich formulierte es Hans-Peter Volkmann und erklärte außerdem: „Die CDU lehnt den Antrag aufgrund der enormen Kosten ab.“ Volkmanns Fraktionskollegin Christine Börner betonte, es handele sich bei dem Thema „um ein unglaubliches Luxusproblem“. Eine derart hohe Summe für eine Wanderbaumallee auszugeben, sei indiskutabel, zumal es weit dringlichere Maßnahmen im Stadtteil gebe, für die das Geld eingesetzt werden könnte.
Beiratsmitglieder äußern Bedenken gegen eine Wanderbaumallee
Auch Christian Carstens (SPD) schloss sich der Kritik an. „Es wäre sinnvoller, für das Geld Bäume zu pflanzen, anstatt sechs Bäume durch die Gegend zu ziehen – das Projekt zündet für Schwachhausen nicht“, sagte er. Jörn Linnertz (CDU) erklärte ebenfalls, dass er das Geld lieber in Pflanzungen investieren würde als in „herumwandernde Bäume“. Wiebke Feuerhake (Grüne) konnte die Bedenken zwar nachvollziehen, betonte aber auch, dass der soziale Aspekt des Projekts nicht außer Acht gelassen werden dürfe. Nicht umsonst erfreuten sich Wanderbaumalleen schließlich großer Beliebtheit in zahlreichen anderen deutschen Städten.
„Ich war anfangs begeistert von der Idee, hatte aber keine Ahnung, wie teuer diese Maßnahme ist“, sagte Gabriele Schmidt (Linke). Angesichts der Mühe, die insbesondere Vera Helling (Grüne) bereits in das Projekt investiert habe, würde sie der Wanderbaumallee dennoch zustimmen, sagte sie. Ihr Einwand stieß bei Hans-Peter Volkmann auf Unverständnis. „Enttäuschung kann kein Grund sein, zuzustimmen“, betonte er. Im Umweltausschuss sei dem Projekt seinerzeit ohne Kenntnis der Kosten zugestimmt worden, sagte er. Daraufhin wunderte sich Klaus-Peter Land (Grüne) über das „schlechte Kurzzeitgedächtnis“ seiner Beiratskollegen, da die Kosten im Ausschuss sehr wohl kommuniziert worden seien. „Es gibt etliche Standorte in Schwachhausen, an denen keine Bäume gepflanzt werden können – dafür wäre eine Wanderbaumallee genau die richtige Lösung“, betonte er.
Ausschuss hat viel Zeit und Arbeit investiert
Vera Helling zeigte sich angesichts der zahlreichen kritischen Kommentare enttäuscht. „Ich finde das sehr frustrierend, da das Projekt im Fachausschuss ohne eine einzige ablehnende Stimme befürwortet wurde“, sagte sie. Es sei zudem „ein schwaches Bild“ für das Vertrauen, das der Beirat offenbar in die Fachausschussmitglieder habe. Der Beirat hätte sich ihrer Ansicht nach deutlich früher mit seiner Kritik in die Debatte einmischen müssen, da in das Projekt mittlerweile sehr viel ehrenamtliche Arbeit geflossen sei.
Im Nachgang zur Sitzung, in der die beantragten Globalmittel am Ende bei gleicher Stimmenanzahl und drei Enthaltungen nicht bewilligt wurden, nahm Helling noch einmal Bezug auf die Kritik an den Kosten. Ihren Informationen zufolge seien gepflanzte Bäume sogar deutlich teurer als Wanderbäume, teilte sie mit. Das bestätigt UBB-Sprecherin Kerstin Doty auf Nachfrage. Für sechs Wanderbäume wären ihr zufolge inklusive Pflege, Erhalt und Transport 25.050 Euro für fünf Jahre zu kalkulieren. Für sechs konventionell gepflanzte Straßenbäume müsse man – Erhaltungskosten eingerechnet - für denselben Zeitraum indes 34.200 Euro veranschlagen.