Eine ganze Fahrspur als Parkstreifen – mit dieser Idee war die Behörde jüngst beim Runden Tisch vorstellig geworden, der sich mit der angespannten Situation zwischen Fahrrad- und Autofahrern auf der Parkallee befasst hat. Eigentlich sollte ein Fahrradschutzstreifen in beide Richtungen das Problem auf dem Abschnitt zwischen Stern und Rembertitunnel lösen, doch dieser Plan der Behörde stieß wie berichtet auf massiven Protest von Anwohnern und Gewerbetreibenden, da er auf Kosten von Stellplätzen gegangen wäre. Der Vorschlag zur Güte lautete nun, den Rad- und Autoverkehr in jede Richtung einspurig laufen zu lassen. Jeweils am linken Fahrbahnrad entlang des Mittelstreifens soll ein durchgängiger Parkstreifen entstehen.
Für den neuen Plan gibt es erneut Gegenwind: diesmal vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). „Die Parkallee war ursprünglich im Gespräch, um die Situation für Radfahrende sicherer und komfortabler zu gestalten“, erinnert Landesgeschäftsführer Sven Eckert. „Anstelle von deutlichen Straßenmarkierungen, Reduzierung von Parkplätzen und Verringerung des motorisierten Durchgangsverkehrs, schlägt die Verwaltung nun die Ausweitung der vorhandenen Parkfläche vor – und das auf einer Fahrradstraße, es ist absurd.“
Durch die geplante Errichtung neuer Parkplätze am linken Rand der Fahrbahn und dem gleichzeitigen Erhalt der Parkbuchten auf der rechten Seite müssten sich tausende Fahrradpendler in Zukunft an rangierenden Autos von beiden Seiten vorbeischlängeln – stets in der Gefahr sogenannter Dooring-Unfälle durch sich öffnende Autotüren. „Ein Mehr an Parkplätzen führt immer auch zu einem Mehr an Autoverkehr – das ist in der Parkallee das genaue Gegenteil von dem, was ursprünglich geplant war.“
Grüne: Nachteile bei der Sicherheit
Dass das ursprünglich angedachte Abbiege-Gebot hinter dem Rembertitunnel als Maßnahme zur Verringerung des Durchgangverkehrs beim Runden Tisch gänzlich verworfen wurde, kritisiert Eckert ebenfalls. Das Label „Premiumroute“ im Zuge einer Fahrradstraße fordere indes einen deutlichen Akzent Pro-Fahrrad, sagt er. „Die Parkallee braucht auf beiden Fahrbahnseiten eine klar markierte Radfahrfläche, um allen Nutzern die Verkehrsführung unmissverständlich zu signalisieren“, betont der ADFC-Landesgeschäftsführer. „Zur Erhöhung des Sicherheitsgefühls braucht es mehr als die übliche Ausweisung als Fahrradstraße, wie es momentan der Fall ist - das zeigen die täglichen Konflikte zwischen den Verkehrsteilnehmern.“ Der ADFC Bremen appelliere daher an Beirat und Verwaltung, neben den genannten Maßnahmen auch für eine spürbare Verminderung des Auto-Durchgangsverkehres zu sorgen.
Auch BUND äußert Kritik. „Zukunftsfähige Verkehrspolitik sieht völlig anders aus“, teilt Martin Rode, Geschäftsführer des BUND Landesverbands Bremen mit. „Bremens Verkehrsressort schafft es auch nach elf Jahren Rot-Grün nicht, sich vom Vorrang für den Autoverkehr zu lösen und der umweltfreundlichen Mobilität den längst notwendigen sicheren Straßenraum zu geben. Jämmerlich!“
Im Verkehrsausschuss des Beirats wird das Thema seit jeher kontrovers diskutiert. Ausschuss-Sprecher Hans-Peter Volkmann (CDU) hegt auf Nachfrage Sympathien für die neuen Pläne des Ressorts. „Abgesehen davon, dass die CDU-Fraktion den nunmehr geplanten Rückbau des früheren beidseitigen Fahrradweges nach wie vor für nicht sinnvoll erachtet, spricht für die jüngsten Umbaupläne, dass auf diesem Wege dem jetzt schon erheblichen Parkdruck entgegengewirkt wird“, erklärt er.
Eine nicht zu verantwortende Gefährdung durch „Dooring-Unfälle“ sehe er hier nicht, zumal eine derartige Situation typischerweise bereits in sämtlichen Einbahnstraßen herrsche, in denen auf beiden Seiten geparkt werden dürfe und in denen sich dieses Konzept seit Langem bewähre. Das Argument „Premiumroute“ hält Volkmann in diesem Zusammenhang „für gänzlich untauglich“. Schließlich bedeuteten die neuerlichen Umbaupläne eine weitere Priorisierung des Radverkehrs. So sei jetzt laut Behörde ausdrücklich geplant, dass Radfahrer zukünftig nebeneinander her fahren dürfen und damit auch das Tempo vorgeben, argumentiert er.
In der Fraktion von Volkmanns Stellvertreter Dietrich Heck (Grüne) zeigt man sich weit weniger begeistert von der neuen Planung. „Unsere Fraktion diskutiert sehr intensiv das Für und Wider - zurzeit überwiegen die kritischen Stimmen“, berichtet Barbara Schneider. „Die Mehrheit der Fraktion ist nicht davon überzeugt, dass eine solche Lösung gut für den Radverkehr ist, da deutliche Sicherheitsnachteile gesehen werden“, betont die Beiratssprecherin. Auch die Schaffung von mehr Parkplätzen stoße auf Kritik.
Aber in trockenen Tüchern ist die neue Planung ohnehin längst noch nicht, wie Frank Steffe, Leiter des Senatorenbüros, auf Nachfrage betont. Man nehme die Einwände von beiden Seiten sehr ernst und werde innerhalb des Baueressorts ausführlich diskutieren, bevor eine spruchreife Planung auf den Weg in die Trägerbeteiligung gebracht werde. Das Thema Sicherheit werde dabei natürlich eine zentrale Rolle spielen. „Allerdings wird es sehr schwierig werden, eine Lösung zu finden, die allen Seiten gerecht wird.“