„Ist diese Pflanze essbar?“, fragt Inken Funk-Dinglinger. Die Frage geht an die Digitalassistentin des Vereins „Ambulante Versorgungsbrücken“, Imke Engelbrecht. Spontan kann sie das nicht sagen, aber sie weiß, wie man es herausbekommen kann: Mit einer speziellen App auf dem Smartphone.
„Flora Incognita“ heißt die App, die Imke Engelbrecht mit der Seniorin Inken Funk-Dinglinger ausprobiert. Mit dieser kostenlosen App, entwickelt von der Technischen Universität Ilmenau und dem Max-Planck-Institut für Biogeochemie, können Pflanzen einfach bestimmt werden. Dafür müssen mit dem mobilen Telefon ein Blatt und eine Frucht der Pflanze fotografiert werden. Die App zeigt anschließend den Namen und das Aussehen der Pflanze. Und nicht nur das: Auch der Grad der Giftigkeit, der Verwendungszweck, die Art der Bestäubung oder die Verbreitung ist über die App zu erfahren.
In diesem Falle ist die Pflanze schnell herausgefunden: Eine Vogelbeere steht bei der 83 Jahre alten Inken Funk Dinglinger im Garten. „Ich komme einmal pro Woche zu Frau Funk-Dinglinger nach Hause, dann üben wir am Tisch das Theoretische am Smartphone und am Tablet“, erzählt Imke Engelbrecht. „Es geht einfach los: Wo ist der Einschaltknopf, wie schreibe ich eine SMS, wie nutze ich Whatsapp? Und dann gibt es da ja noch mehr, zum Beispiel die Apps.“ Die Idee war, die Apps, die draußen einsetzbar sind, praktisch anzuwenden. „Und in den Sommermonaten Ausflüge zu machen, um die Apps auszuprobieren.“
„Und das macht ja auch Spaß“, sagt Inken Funk-Dinglinger und Imke Engelbrecht ergänzt: „Es ist auch ein anderes Zusammenkommen. Und man kann zum Beispiel das Ausprobieren der Luca-App mit Kaffeetrinken verbinden.“ Vorstellbar sei da beispielsweise ein Ausflug zum Unisee: Denn dort könne man außerdem eine Karten-App verwenden, eine Fahrplan-App und sogar die App für das BOB-Ticket, um digital einen Fahrschein zu kaufen. „Es ist ein Zugewinn, solche Apps zu verwenden“, sagt Imke Engelbrecht. „Und es bedeutet auch digitale Teilhabe, damit man nicht abgehängt wird.“
Seit dem 1. Juli 2021 bietet der Verein bereits die Möglichkeit an, dass Senioren im Rahmen eines digitalen Ausflugs lernen, Apps anzuwenden. Begleitet werden sie dabei von ehrenamtlichen Digitalassistentinnen und -assistenten. „Und die Menschen können sich wünschen, welche App sie nutzen möchten“, erläutert Imke Engelbrecht. Gedacht ist der digitale Ausflug für Menschen ab 60 Jahre, die ihr Smartphone bereits ein wenig kennen. Falls es nötig werden sollte, können die Apps auch gemeinsam mit den Digitalassistenten heruntergeladen werden.
Mit Imke Engelbrecht hat Inken Funk-
Dinglinger solch einen digitalen Ausflug bereits einmal im Bürgerpark mit der „Flora Incognita“-App ausprobiert: „Das war ein schönes Erlebnis, rund um den See an der Meierei Bäume, Gräser und Farne zu bestimmen“, sagt sie. Beeindruckend sei für sie gewesen, wie einfach die Bestimmung mithilfe der App funktioniert habe. Und die von ihr fotografierten Pflanzen bleiben zudem auch noch in der App mitsamt Beschreibung gespeichert. Und nach der App zur Bestimmung der Pflanzen habe sie dann noch die Luca-App in der Meierei einsetzen können.
Das Smartphone habe sie vor ein paar Jahren von ihrem Mann übernommen: „Und dann wollte ich es nicht nur haben, sondern auch wissen, wie man damit umgeht“, sagt Inken Funk-Dinglinger, die auch Mitglied im Verein ist und bereits die digitalen Schulungen mitgemacht hat. Inzwischen nutzt sie auch die Tagesschau-App: „Da weiß man schon vor dem Druck der Zeitung, was los ist.“ Gut findet sie auch, dass man sich mit dem Smartphone schnell verabreden kann: „Das ist eine tolle Idee. Meine Freundin und ich tauschen uns darüber aus. Das Gerät hat mein Leben vereinfacht, es ist schöner und interessanter geworden. Und man kann ein wenig mitreden.“