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60-jähriges Jubiläum Rakete und dunkle Energie: Nordbremer überzeugen bei "Jugend forscht"

Der Wettbewerb "Jugend forscht" wird 60 Jahre alt. Henrik Ridder und Leonie Zimmermann aus Bremen-Nord sind mit ihrer Forschung in unbekannte Sphären der Technik und Astronomie vorgestoßen.
02.01.2025, 18:00 Uhr
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Von Philipp Tappe

Das Universum wird immer größer. Galaxien entfernen sich voneinander – und das trotz der Gravitationskraft. Ursache ist wohl die sogenannte dunkle Energie – eine nicht-nachgewiesene physikalische Kraft, von der niemand weiß, wie sie eigentlich funktioniert. Leonie Zimmermann möchte das ändern. Dafür rechnet und rechnet sie. Ihre Zwischenergebnisse stellte die 18-Jährige schon bei Jugend forscht vor. 2023 holte sie den ersten Platz im Regionalwettbewerb Bremen-Nord und zog damit ins Landesfinale ein, wo sie Drittplatzierte wurde. Ein Jahr später erreichte sie den zweiten Platz im Bremer Norden. Die junge Frau forscht unbeirrt weiter. Sie geht davon aus, dass das All immer weiter expandiert, dadurch die dunkle Energie stärker wird und sich das Universum weiter ausdehnt – ein ewiger Kreislauf sozusagen. Mit dieser Annahme möchte die junge Forscherin eine Formel aufstellen, die eine Umwandlung in dunkle Energie darstellt.

Die Schülerin nimmt seit der vierten Klasse jedes Jahr an "Jugend forscht" teil. In Bremen-Nord gibt es den Wettbewerb nun seit 15 Jahren, bundesweit feiert er 2025 sogar sein 60-jähriges Bestehen. Kinder von der vierten Klasse bis 14 Jahren treten im Junior-Wettstreit gegeneinander an, Jugendliche zwischen 15 und 21 Jahren im regulären Wettbewerb. Die jeweils Erstplatzierten in den Kategorien Arbeitswelt, Biologie, Chemie, Geo- und Raumwissenschaften, Mathematik / Informatik, Physik sowie Technik des Regionalwettbewerbs kommen in den Landeswettbewerb. Während dort für die Kleinen Schluss ist, treffen die Sieger der Großen im Bundesfinale aufeinander.

Eine besondere Wasserrakete

Das hat Henrik Ridder geschafft – als bisher einziger Teilnehmer aus Bremen-Nord. Während des Corona-Lockdowns baute der damals 13-Jährige eine 2,5-meterlange Wasserrakete aus 16 Plastikflaschen. Im Wahlfach Luft- und Raumfahrt hatte er so eine schon gebastelt – nur eben deutlich kleiner. Und so funktioniert´s: In die Rakete wird Luft gepumpt. Die kann sich nicht ausbreiten, da der untere Bereich der Flaschen mit Wasser gefüllt ist. Der Flugkörper schießt deshalb in die Höhe; bei Ridder flog er bis zu 230 Meter hoch. Dem Schüler reichte das nicht: Mit einer eigens entwickelten App, die mithilfe von Sensoren Luftdruck und Wassergehalt misst, kann er die Flughöhe vorab einstellen. Außerdem installierte er an der Rakete eine Kamera, einen Fallschirm und verschiedene Messgeräte, die unter anderem Höhe, Feinstaubgehalt und Temperatur bestimmen. Mit GPS-Signal kann er die Rakete orten.

Der einzige Bundessieger aus Bremen-Nord

2022 fragte ihn ein Lehrer, ob er nicht an "Jugend forscht" teilnehmen wolle, Deadline sei in wenigen Stunden. "Ich war ja noch längst nicht fertig", erinnert sich der heute 18-Jährige. Obwohl er Zweifel hatte, reichte er sein Projekt ein. Mit großem Erfolg: In der Kategorie Technik wurde er Sieger im Regional- und Landeswettbewerb. Und schließlich im Bundesfinale. Er bekam einen Sonderpreis vom Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier verliehen. "Besser kann es nicht werden", dachte sich Ridder damals. Doch es kam besser: Er erhielt mehrere Preise von Unternehmen und Verbänden. "Ich hatte gar keine Zeit mehr, mich um mein Projekt zu kümmern, das ja noch nicht fertig war", erinnert er sich.

Im Frühjahr 2023 nahm er am Weltfinale von ISEF in Dallas, Texas, teil, wo Jugendliche aus aller Welt in verschiedenen Bereichen mit ihren Projekten antreten. Insgesamt waren es rund 3500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern. In der Kategorie Engineering holte Ridder den vierten Platz bei circa 250 Konkurrenten. "Klar, ich habe das Rad nicht neu erfunden. Das Prinzip einer Wasserrakete ist natürlich bekannt", sagt Ridder und fügt hinzu: "Den Preis bei 'Jugend forscht' habe ich bekommen, da ich verschiedene Sachen verknüpft habe." Seine Wetterrakete sei zudem eine klimafreundliche Variante zum Wetterballon, da sie nur Strom verbrauche.

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Für ältere Jugend-forscht-Teilnehmer wie Zimmermann und Ridder sei es typisch, dass sie "eher das Große und Ganze im Blick haben", sagt Gabriele Breuer, Wettbewerbsleiterin in Bremen-Nord. "Die Jüngeren hingegen wollen konkret Tieren und Menschen helfen, um die Welt ein bisschen zu verbessern." Große Forschungsprojekte seien das aber nicht.

Beide Jugend-forscht-Teilnehmer wollen ihr Hobby nun zum Beruf machen. Ridder studiert zurzeit Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Maschinenbau an einer Hochschule in Aachen, Zimmermann wird im nächsten Jahr ein duales Studium als Mechatronikerin an der Hochschule Bremen und dem Bremer Raumfahrtunternehmen OHB beginnen.

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