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Tipps zur Umgestaltung Artenvielfalt in Bremen-Nord: Wie Schottergärten zu Naturgärten werden

Die Zahl der Schottergären im Bremer Norden wird nicht erfasst, dennoch gehen Umweltschützer davon aus, dass sie steigt – und geben Tipps, wie eine Umgestaltung ohne großen Aufwand möglich ist.
22.01.2024, 18:00 Uhr
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Von Jörn Hildebrandt / jöh

Wenn Kies oder Schotter den Boden eines Vorgartens bilden, ist es um die Artenvielfalt schlecht bestellt. Denn steiniges Substrat bietet Insekten und Vögeln keinerlei Nahrung. Da Stein- und Kiesflächen sich zudem stark aufheizen, die Wärme speichern und wieder abstrahlen, belasten sie auch noch das Stadtklima. Im Gegensatz zu begrünten Flächen entfalten sie bei hohen Temperaturen auch keinerlei kühlende Wirkung und fördern die Staubbildung. Besonders angesichts von Hochwassergefährdungen wirken Schottergärten negativ: Sie lassen das Wasser nicht in den Boden versickern, das stattdessen in der Kanalisation landet und Keller volllaufen lassen kann.

„Dennoch nimmt die Zahl an Schottergärten tendenziell weiterhin zu, auch in Bremen-Nord“, sagt Bernd Quellmalz vom Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) Bremen. Oliver Humrich vom Gartenbaubetrieb Löwenzahn in Schwanewede kann diese Tendenz allerdings nicht bestätigen: „Ich lege keinerlei Schottergärten an, und ihre Zahl nimmt nach meiner Erfahrung ab“, sagt er. „Genaue Daten gibt es allerdings nicht, denn die Zahl und die Flächengröße von Schottergärten wurden bisher nicht zahlenmäßig erfasst“, sagt Ramona Schlee, Sprecherin von Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf (Grüne).

Der Trend zu diesen Gärten des Grauens, wie der Nabu diese Gartenformen nennt, sollte eigentlich durch das neue Begrünungsortsgesetz vom März 2023 gebrochen sein. Danach ist in der Stadtgemeinde Bremen die Neuanlage von Schottergärten verboten. Gleichzeitig wird mit dem Gesetz festgelegt, dass bestehende Flächen bis Ende 2026 begrünt werden müssen. „Doch es gibt leider keinerlei Kontrollen“, sagt BUND-Sprecher Bernd Quellmalz. „Zwar haben einige Gemeinden in Niedersachsen entsprechende Briefe an die Eigentümer von Schottergärten verschickt, doch das bringt einen enormen Aufwand mit sich.“

Vielen Leuten, die einen solchen Garten anlegen, sei die negative Wirkung auf Artenvielfalt und Stadtklima egal, so Quellmalz, und einige Gartenbetreiber würden den Anblick pflanzenfreier Steinwüsten auch ästhetisch finden. Manche bringen auch das Argument vor, Schottergärten seien pflegeleichter, da Rasenmähen, Gießen und Unkraut jäten wegfallen würden. Doch die Annahme, dass weniger Gartenarbeit anfalle, sei falsch, meint der BUND-Sprecher. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) begründet dies damit, dass der Aufwand, solche Gärten zu pflegen, schnell größer wird als für grüne Gärten: Blätter fallen auf die Steinflächen und müssen abgesammelt werden, da sich sonst Gräser und Kräuter zwischen den Steinfugen ansiedeln, und auf den Steinen bildet sich bald Moos, was immer wieder Reinigungsarbeiten mit sich bringt.

Wer Einsicht zeigt und seinen Schottergarten zurückbauen möchte, könne dies mit geringem Aufwand tun: Der Nabu betont, dass dies vollständig oder auch schrittweise geschehen kann: Bei einem kompletten Rückbau müssen alle Steine und die darunter lagernde Folie entfernt werden. Bei einem allmählichen Rückbau sollte die Folie beseitigt oder zumindest eingeschnitten werden, damit Niederschlagswasser wieder versickern kann, „Ein Schottergarten lässt sich jedoch auch bereits mit Sand und Humus aufwerten“, sagt Bernd Quellmalz vom BUND.

Wer seinen Schottergarten zum Naturgarten machen möchte, muss allerdings das Material entsorgen: Kies, Schotter und Steine gelten als Bauschutt und können in Größenordnungen bis zu einem Kubikmeter zu Recyclingstationen gebracht werden. Die Kosten betragen für einen Kubikmeter 35 Euro. Bauabfälle, die an den Recyclingstationen angeliefert werden, gehen weiter zur Blocklanddeponie, wo sie für den Deponiebau Verwendung finden. Überschreitet der Bauschutt das Volumen von einem Kubikmeter, kann er einem geeigneten Entsorgungsunternehmen oder einer Bauabfallsortieranlage übergeben werden. Auch diese Entsorgung ist kostenpflichtig.

Doch nach Auffassung von BUND und Nabu ist es das Beste, einen Schottgarten gar nicht erst anzulegen und stattdessen auf eine naturnahe Gartengestaltung zu setzen: „Heimische Pflanzen brauchen, im Gegensatz zu standortfremden Pflanzen, weniger Pflege. Außerdem locken sie Schmetterlinge, Hummeln und Vögel in den Garten. Wer seinen Garten standortgerecht plant, schafft ein Stück Natur und trägt zur Artenvielfalt bei“, sagt Nabu-Gartenexpertin Marja Rottleb.

Info

Auf der Homepage des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) erhalten Gartenbesitzer zahlreiche Tipps, wie man einen Schottergarten umgestalten kann. Nähere Informationen gibt es unter www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/grundlagen/planung.

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