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Hans-Wendt-Stiftung Nordbremer Viertel: Was das Quartier Hünertshagen braucht

Weil im Quartier Hünertshagen nur rund 2000 Menschen leben, gibt es dort bisher keine Förderangebote. Doch das soll sich im kommenden Jahr ändern. Die Hans-Wendt-Stiftung erarbeitet zurzeit mehrere Vorschläge.
24.01.2023, 08:00 Uhr
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Nordbremer Viertel: Was das Quartier Hünertshagen braucht
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Seit eineinhalb Jahren ist die Hans-Wendt-Stiftung im Quartier Hünertshagen aktiv, um dort die Lebenssituation der Menschen zu analysieren. Den Auftrag dazu hat sie von der Sozialbehörde bekommen. Denn bisher erfährt das Viertel keinerlei Unterstützung. Das Problem: In Hünertshagen wohnen rund 2000 Menschen und damit zu wenig, um etwa über das Programm Wohnen in Nachbarschaften gefördert zu werden. Nun haben die Stiftungsmitarbeiter Annette Feldkamp und Stefan Kunold eine erste Bilanz gezogen und dabei 20 Themenbereiche identifiziert, die im Quartier angegangen werden sollen. Eine Auswahl:

Beengtes Wohnen: Vom Statistischen Landesamt hat Annette Feldkamp erfahren, dass in Hünertshagen deutlich mehr große Familien wohnen als in anderen Teilen Bremens. "Tatsächlich gibt es aber weder bei der Vonovia noch bei der Gewoba entsprechend große Wohnungen", informierte sie kürzlich während einer Veranstaltung im Quartier. "Räumliche Enge bringt Auseinandersetzungen mit sich und bedeutet, dass man nicht richtig zur Ruhe kommen kann." Deshalb brauche es Aufenthaltsmöglichkeiten im Viertel. 

Begegnungs- und Veranstaltungsort: Werden Angebote im Quartier etabliert, müssen die irgendwo stattfinden. Doch ein solcher Ort fehlt bisher in Hünertshagen. Darüber hinaus sei es sinnvoll, wenn etwa auf Spielplätzen Bänke aufgestellt werden, meint Feldkamp.

Gesundheit: In einigen Quartieren sind Gesundheitsfachkräfte im Einsatz. "Das Angebot ist entweder schul- oder quartiersbezogen", so Feldkamp. "In Hünertshagen gibt es weder das eine noch das andere." Deshalb müsse geschaut werden, ob solche Fachkräfte gebraucht und gegebenenfalls für das Viertel beantragt werden können. Wichtig sei aber auch Gesundheitsfürsorge mit einer entsprechenden Aufklärung. "Menschen, die mit Fettleibigkeit zu kämpfen haben, finden das nächste Angebot in Gröpelingen", sagte sie. "Im ganzen Bremer Norden gibt es keine Hilfe, obwohl die Problematik hier groß ist."

Kinder/Spielplätze/Frühförderung: "Es gibt zwar viele Kinder hier, aber keine Angebote", konstatierte sie. "Wer eine spezielle Förderung braucht, muss in den Ortsteil Vegesack fahren." Darüber hinaus gebe es auch zu wenig Spielmöglichkeiten. Bei 350 Kindern unter zehn Jahren reiche der Spielplatz an der Apoldaer Straße einfach nicht aus. Darüber hinaus würde es auch wohnortnahe Spielplätze geben, die jedoch größtenteils renovierungsbedürftig seien. "An dieser Stelle passiert aber etwas. Die Vonovia hat bereits neue Spielgeräte und Bänke aufgestellt", informierte die Stiftungsmitarbeiterin. Darüber hinaus gebe es Pläne für einen Abenteuerspielplatz in einer der Häuserbuchten. "Auch die Gewoba will nachziehen und mehr Spielgelegenheiten schaffen", so Feldkamp. Doch dieser Prozess müsse begleitet werden.

Netzwerks- und Quartiersarbeit: Sämtliche Angebote im Quartier müssen koordiniert werden. "Es braucht jemanden, der dafür sorgt, dass beispielsweise Arbeitskreise nicht wieder einschlafen", sagte sie. Ändern sich die Bedarfe vor Ort, müsse ein Koordinator die Programme entsprechend anpassen. Darüber hinaus sei es Aufgabe dieser Person, Menschen miteinander zu verbinden und zum Beispiel auch den Kontakt zum Beirat zu suchen.

Partizipation und Information: Bei ihrer Arbeit ist Annette Feldkamp auf ein Problem gestoßen: Gibt es Angebote im Quartier, fühlen sich nur wenige Menschen angesprochen. "Die Bewohner gehen davon aus, dass diese Angebote für irgendwen sind, aber nicht für sie", schilderte sie. Auch deshalb brauche es ein Mietergremium, das aktiv an der Quartiersarbeit beteiligt wird. Parallel dazu sei ein digitales Medium notwendig, um die Menschen im Viertel zeitgemäß zu erreichen.

Sicherheit im Straßenverkehr: Auch wenn es im Quartier keine Hauptstraße gibt, bezeichnet Annette Feldkamp die Verkehrssituation als Katastrophe. "Es wird dicht und eng geparkt, teilweise in zweiter Reihe", schildert sie. "Außerdem gibt es keinen Radweg." Insbesondere für Kinder sei es sehr gefährlich im Quartier. Deshalb müsse ein Verkehrskonzept erarbeitet werden.

Wie es weitergeht: Die Arbeit der Hans-Wendt-Stiftung ist befristet und endet im Dezember dieses Jahres. "Wir werden der Sozialbehörde nun Vorschläge machen, wie dieses Gebiet gefördert werden kann", sagte Stefan Kunold. Die Gespräche sollen vor der Bürgerschaftswahl stattfinden. Weil dann noch nicht feststeht, welchen Kurs die neue Landesregierung fahren wird, erarbeitet die Stiftung mehrere Konzepte mit unterschiedlichen Budgets. Welches davon umgesetzt wird, entscheidet sich aber erst nach der Wahl. Trotzdem sollen die Angebote in Hünertshagen idealerweise schon im Januar kommenden Jahres starten.

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