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Hünertshagen und Kaspar-Ohm-Straße Hilfe für Hünertshagen

Annette Feldkamp ist viel in Hünertshagen unterwegs, um zu erfahren, welche Wünsche und Anregungen die Menschen im Quartier haben. Ihr Auftrag dabei: ein Konzept für das Quartiersmanagement zu erarbeiten.
01.04.2022, 17:31 Uhr
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Hilfe für Hünertshagen
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Vor dem Kinder- und Familienzentrum Flintacker bleibt Annette Feldkamp stehen. "Die Kita ist viel zu klein", sagt die Mitarbeiterin der Hans-Wendt-Stiftung. Im Rahmen des Projektes "fünf Quartiere" kümmert sie sich um die Straße Hünertshagen sowie begleitend um die Kaspar-Ohm-Straße und die angrenzenden Bereiche. Bei einem Rundgang durch das Viertel zeigt sie, was dort gut läuft und was nicht.

Ein Problem im Quartier ist die Kitaversorgung. "Das Kinder- und Familienzentrum Flintacker hat für das kommende Kindergartenjahr rund 140 Anmeldungen gezählt. Aufnehmen kann die Einrichtung aber nur 32 Kinder", erzählt Feldkamp. Das Gros dieser Mädchen und Jungen ist deutlich über vier Jahre alt. Manche Kinder bekommen auch gar keinen Platz, bevor sie zur Schule kommen. "Das ist ein Problem, weil ihnen dann keine Strukturen vermittelt werden, bevor sie in die Schule kommen", sagt sie. Deshalb wolle sie gemeinsam mit den Akteuren im Quartier schauen, wie viele Kinder ab Sommer keinen Kitaplatz haben und für sie nach Möglichkeit ein spezielles Angebot schaffen. 

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Nur wenige 100 Meter weiter könnten schon bald 32 zusätzliche Kitaplätze entstehen. "Die Kirche trennt sich von ihrem Gebäude an der Apoldaer Straße", berichtet die Stiftungsmitarbeiterin. Aktuell würden Gespräche mit einem Träger laufen, der in den Räumen, die derzeit noch den Treffpunkt im Quartier (Tiq) beherbergen, eine Kita eröffnen will. "Auf der einen Seite finde ich es sehr schade, dass das Tiq bald weg ist. Schließlich gibt es dann keinen Treffpunkt mehr im Quartier", sagt Feldkamp. "Auf der anderen Seite brauchen wir dringend Kitaplätze. Insofern ist es gut, dass dort voraussichtlich ein Kindergarten entsteht."

Wenn das Tiq demnächst Geschichte ist, gibt es keinerlei Angebote mehr im Quartier. Deshalb wollen die Akteure vor Ort ein sogenanntes Quartiersbildungszentrum etablieren, das Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und Beratungen zu den verschiedensten Themen bieten könnte. Ein entsprechender Antrag wird aktuell von der Bildungsbehörde bearbeitet.

Ein weiteres Problem im Quartier ist die Versorgung mit Lebensmitteln. "Es gibt hier zwar einen Edeka-Markt, der seit vielen Jahren beheimatet, aber in einem höheren Preissegment angesiedelt ist", sagt sie. Die nächsten Discounter befinden sich beide an der Hammersbecker Straße. "Für Menschen ohne Auto, Ältere und Kranke ist der Weg zu Aldi oder Lidl aber sehr weit", schildert die Soziologin. "Ein großes Thema in diesem Zusammenhang ist auch die Buslinie 99, die viele Menschen in Hünertshagen vermissen." Nicht nur der Weg zum Einkaufen, sondern auch zum Klinikum Bremen-Nord war für die Menschen deutlich bequemer, als der 99er noch über den Bahnhof Aumund und das Gustav-Heinemann-Bürgerhaus zum Vegesacker Bahnhof fuhr.

Gut dagegen ist die Gemeinschaft unter den Mietern. "Im Sommer stellen die Bewohner vor den Häusern Tische und Pavillons auf und treffen sich dort", berichtet Feldkamp. Außerdem haben die Mieter verschiedene Spielgeräte gekauft und damit eine Sandkiste zu einem provisorischen Spielplatz gemacht. "Die Vonovia hat den Platz aber auf dem Schirm und plant, den Bereich aufzuwerten", sagt sie.

Auch sonst erlebt Annette Feldkamp die Menschen in Hünertshagen als offen und interessiert. Während des Rundgangs zeigt sie auf ein Kräuterbeet, das die Bewohner im vergangenen Sommer angelegt haben. "Das Beet wurde nicht zerstört", lobt sie. "Außerdem ist die Zahl der Menschen, die sich um die Kräuter kümmern, größer geworden." Die Vonovia unterstütze das Engagement ihrer Mieter nicht nur, sie habe ihnen auch in Aussicht gestellt, an einzelnen Standorten Hochbeete anzulegen.

Wenige Schritte weiter entdeckt sie Zeitungen und Prospekte, die verstreut auf dem Boden liegen. "So sieht es hier normalerweise nicht aus", betont sie. Grundsätzlich bewegt das Thema Müll die Menschen aber immer wieder. Deshalb plant sie einen Termin mit den Wohnungsbaugesellschaften, den Mietern und der Stadtreinigung, um die Problematik zu erörtern. "Wir müssen zum Beispiel schauen, ob es genügend Müllstellen im Quartier gibt", berichtet sie.

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Annette Feldkamp kümmert sich aber nicht nur um die Belange der Menschen in Hünertshagen, sondern am Rande auch um die der Bewohner an der Kaspar-Ohm-Straße. Dort angekommen, verweist sie auf den schlechten Zustand des Fußweges. "Insbesondere für Menschen, die auf einen Rollstuhl oder einen Rollator angewiesen sind, ist das ein Problem", weiß Feldkamp aus einer Befragung, die Studierende der Hochschule Bremen kürzlich im Quartier gemacht haben. Aber auch für Eltern mit Kinderwagen werden die Straßenverhältnisse zur Herausforderung. Deshalb will die Stiftungsmitarbeiterin Kontakt mit der Ortspolitik aufnehmen, um die Situation zu verbessern.

All das tut sie allerdings nicht als Quartiersmanagerin, auch wenn der Begriff zunächst im Raum stand. "Als Hans-Wendt-Stiftung haben wir den Auftrag, eine Sozialraumanalyse durchzuführen und ein Konzept für das Quartiersmanagement zu entwickeln", sagt Feldkamp. "Der Begriff 'Quartiersmanagement' weckt falsche Erwartungen an das, was wir tun können, wie wir ausgestattet sind und wie lange wir bleiben." Es ginge darum, die Gesamtlage im Quartier zu erkunden. Und dafür hat sie noch bis Ende kommenden Jahres Zeit. Bis dahin sollen Konzepte entwickelt werden, um die Verhältnisse im Quartier dauerhaft zu verbessern. 

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