Die Baubehörde in der Innenstadt bekommt neuerdings mehr Post aus dem Bremer Norden als in anderen Monaten. Zu den Absendern gehören Verwaltungschefs, Parteien, Verbände, Unternehmer. Mal geht es um Bitten, mal um Forderungen – unterm Strich aber um ein und dasselbe: ums Bauamt in Vegesack und wie es mit ihm weitergeht. Seit Maximilian Donaubauer erklärt hat, die Leitung abzugeben, hoffen viele auf eine Antwort des Ressorts. Und dass es nicht so kommt, wie sie befürchten.
Heiko Dornstedt war einer der ersten, die sich an die Baubehörde gewandt haben. Im November war das. Kurz nachdem Donaubauer erklärt hatte, im neuen Jahr nach Delmenhorst zu wechseln, machte der Vegesacker Ortsamtsleiter dem Bauressort deutlich, was die Fraktionen des Stadtteilparlaments jetzt erwarten: dass die Stelle des Amtsleiters so schnell wie möglich wiederbesetzt wird und dass das Nordbremer Bauamt bleibt, wo es ist – im Stadthaus an der Gerhard-Rohlfs-Straße.
Sorgen, es könnte geschlossen werden, machten sich auch andere. Zum Beispiel der CDU-Kreisverband, der fest davon ausging, dass Bausenatorin Maike Schaefer (Grüne) die Dependance in Vegesack schließen will. Zum Beispiel die Handelskammer, die der Behördenchefin ein Schreiben schickte, weil sich immer mehr beunruhigte Investoren gemeldet hatten. Die Unternehmervertretung erläuterte in ihrem Brief, was auch andere vor ihr erläutert hatten: wie wichtig das Bauamt für den Norden ist.
Zugleich erklärte die Handelskammer aber auch, was andere nicht erklärt haben: dass das Amt im Bremer Norden zwar bleiben, der Leitungsposten aber nicht unbedingt wiederbesetzt werden muss. Das soll er offenbar auch nicht. Laut Jens Tittmann, Sprecher von Bausenatorin Schaefer, wird es keine Ausschreibung der Amtsleitung geben. Stattdessen spricht er von einer strukturellen Anpassung ans Ressort. Und davon, dass dieser Prozess in der nächsten Woche beginnen wird.
Betreuung wichtiger Bauprojekte verbessern
Wie die strukturelle Anpassung im Detail aussieht, kann Tittmann nach eigenem Bekunden momentan nicht sagen. Er verweist darauf, dass das Verfahren noch nicht angefangen hat. Fest steht ihm zufolge aber, dass die Mitarbeiter in Vegesack bleiben werden – und damit auch sämtliche Serviceleistungen. So hatte es ebenfalls Behördenchefin Schaefer nach der Kritik des Kreisverbandes der CDU erklärt. Und auch, dass eine engere Verzahnung mit dem Ressort dazu beitragen soll, die Betreuung wichtiger Bauprojekte zu verbessern.
Das werden Nordbremer Projektentwickler, Bauträger und Investoren gerne hören. Einige von ihnen haben sich jetzt an einem Schreiben beteiligt, das in dieser Woche an die Stadtteilparlamente in Vegesack, Blumenthal und Burglesum gegangen ist. Auch die Unternehmer fordern, dass das Bauamt bleibt. Noch mehr aber wollen sie, dass sich in der Dependance die Strukturen ändern – und dafür braucht es ihrer Ansicht nach keinen neuen Amtsleiter. Der, heißt es in dem Brief an die Beiräte, ist kein Garant für ein gut funktionierendes Amt.
Unterzeichnet haben das Schreiben die Chefs der Bauunternehmen M-Projekt, Procon, Kröger Bau und Gebrüder Rausch. Alle haben in den vergangenen Monaten offensichtlich ähnliche Erfahrungen gemacht: dass die beiden Referatsleiter für Stadtplanung und Bauordnung sich verlässlich und schnell zurückmelden, sodass Entscheidungen zügig getroffen werden konnten. Nach Einschätzung der Projektentwickler und Investoren haben die Referatsleiter genügend Kompetenz, Prozesse anzuschieben und zu begleiten.
Unterlagen und Zeichnungen online abgeben
Auch solche, die mit Bauen nur indirekt zu tun haben. Die vier Firmenchefs hoffen nämlich, dass die geplante Anpassung ans Ressort auch bedeutet, Abläufe in der Nordbremer Dependance zu vereinfachen. Dass Bauanträge in Papierform – ihnen zufolge oft in fünffacher Ausfertigung – eingereicht werden müssen, halten sie nicht für zeitgemäß. Die Bauunternehmer setzen darauf, dass in Nord endlich möglich wird, was andernorts schon geht: Unterlagen und Zeichnungen online abzugeben. Gerade die Corona-Pandemie hat ihrer Ansicht nach deutlich gezeigt, dass die Behörde digitaler werden muss.
Pläne, aus dem Bauamt ein Bauamt 2.0 zu machen, gibt es schon länger. Vor zwei Jahren hatte Amtsleiter Donaubauer davon gesprochen, dass sich die Dependance angeboten hat, zum digitalen Pilotprojekt für das gesamte Bauressort zu werden. Noch im Sommer sagte er, dass darüber mit der Zentrale an der Contrescarpe gesprochen wird. Knapp zehn Jahre war Donaubauer Chef des Bauamtes. Im Januar übernimmt er in der Delmenhorster Stadtverwaltung den Bereich Bau und Verkehr.