„Zwischen 7.30 und 9.30 Uhr fährt hier an Wochentagen manchmal alle fünf Minuten ein Lastwagen auf die Autobahn, darunter auch 40-Tonner“, ärgert sich Peter Meier* und fügt an: „Obwohl das eindeutig verboten ist.“ Der Vegesacker wohnt nahe der Autobahn-Anschlussstelle Auf dem Krümpel Richtung Blumenthal. Und die Verkehrszeichen im Umfeld untermauern seine Kritik. Danach dürfen Fahrzeuge mit einem Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen die Anschlussstelle nicht nutzen.
Die Beschilderung ist nach Auskunft des Amtes für Straßen und Verkehr (ASV) bereits vor gut einem Jahr erfolgt. Grund: Wie so viele Brücken in der Bundesrepublik weist auch die Überführung über die Straße An der Aue Schäden auf. Thomas Sauer vom ASV: „Die Autobahnzufahrt „Elsfleth“ in Richtung Blumenthal und Farge musste für den Schwerlastverkehr gesperrt werden, um eine besondere Belastung der Brücke zu vermeiden.“ Anders formuliert: Einsturzgefahr ist nicht auszuschließen. Dieser Fall könnte zum Beispiel eintreten, wenn ein Laster von der Straße Auf dem Krümpel auf die Betonpiste Richtung Blumenthal abbiegt und ein anderer, aus Lesum kommend, deshalb auf die Überholspur ausweicht und beide gleichzeitig die beschädigte Brücke überqueren.
Weil Vorsichtsmaßnahmen geboten waren, hat das Amt für Straßen und Verkehr nach den Worten von Thomas Sauer vor rund einem Jahr Warnhinweise initiiert. Die drei großen Schilder vor der Kreuzung Vegesacker Heerstraße/Hermann-Fortmann-Straße sind denn auch weithin sichtbar. Sie zeigen das Verkehrszeichen „Lkw-Durchfahrtverbot“. Auf rot umrandetem Kreis mit weißem Hintergrund ist ein schwarzer Lastwagen abgebildet. Laut Straßenverkehrsordnung (StVO) betrifft das Verbot allerdings nicht nur Lastwagen, sondern alle Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von über 3,5 Tonnen, einschließlich Anhänger, und Zugmaschinen. Also beispielsweise auch Wohnmobile.
Den Lkw-Fahrern wird gleichzeitig eine Orientierungshilfe angeboten. Unterhalb des Verbotszeichens sind jeweils ein schwarzes Fahrzeug auf gelbem Untergrund sowie Pfeile zu erkennen, die die korrekte Fahrtrichtung verdeutlichen sollen.
Ein Lkw-Fahrer, der die Kreuzung über die Hermann-Fortmann-Straße ansteuert, muss nach rechts abbiegen und bis Schönebeck fahren, um dort auf die Autobahn in Richtung Blumenthal beziehungsweise Elsfleth zu gelangen. Und wer aus Vegesacks Zentrum kommt, sollte geradeaus fahren und nicht nach links in die Straße Auf dem Krümpel abbiegen, um auf die A270 in Richtung Blumenthal zu gelangen. Weil er dann verbotenerweise über die beschädigte Brücke weiterfahren muss.
Aufgrund der sanierungsbedürftigen Brücke hat das Amt für Straßen und Verkehr nach Sauers Worten auch auf beiden Seiten der A 270 Vorsichtsmaßnahmen getroffen. So signalisieren Hinweisschilder schon weit vor der Brückenkonstruktion über die Straßen An der Aue und Auf dem Krümpel, dass Lastwagen dort nicht mehr überholen dürfen. Außerdem müssen sie zum vorweg fahrenden Schwertransporter einen Abstand von mindestens 50 Metern halten, um die Tragfähigkeit der Überführung nicht zu stark zu strapazieren.
Sanierungsstau in ganz Deutschland
Wie berichtet, hatte die Bremer Straßenverkehrsbehörde Abstandsgebot und Überholverbot schon im Dezember vergangenen Jahres als prophylaktische Maßnahme bezeichnet, um die beschädigte Brücke zu entlasten. Dass bislang noch keine Reparaturen erfolgt sind, ist offenbar dem Sanierungsstau an Brückenbauwerkwerken in ganz Deutschland geschuldet. Thomas Sauer: „Die Fachbetriebe sind stark ausgelastet.“
In der Bundesrepublik gibt es nach Angaben der Bundesanstalt für Straßenwesen rund 39.600 Brücken an Autobahnen und anderen Fernstraßen. Ein Großteil ist älter als 40 Jahre und daher in keinem guten Zustand. Deshalb müssen immer wieder Brücken für schwere Lastwagen teilweise oder komplett gesperrt werden. Etwa jede achte befindet sich nach Angaben des Bundesverkehrsministeriums in einem „nicht ausreichenden beziehungsweise ungenügenden Bauwerkszustand".
Der Zahn der Zeit nagt auch an den Brücken der rund elf Kilometer langen Autobahn zwischen dem Verkehrsknotenpunkt Ihlpohl und der Abfahrt Rönnebeck. Davon zeugen aufwendige Sanierungsmaßnahmen, die in der Vergangenheit zum Beispiel in Blumenthal und Schönebeck vorgenommen wurden. Wann Brückensanierer anrücken, um das Bauwerk über die Straßen An der Aue zu sanieren, damit es Schwertransporte wieder gefahrlos schultern kann, ist bisher allerdings ungewiss.
Bis dahin aber sollten zumindest die Verbote der Verkehrsbehörde beachtet werden, meint Peter Meier. Er sieht die Polizei in der Pflicht. Vor geraumer Zeit habe er mit seiner Frau beim Vegesacker Revier vorgesprochen, auf die Situation hingewiesen, aber wenig Interesse registriert. Der Polizei sei eine entsprechende Beschwerdelage nicht bekannt, heißt es dagegen auf Anfrage bei der Polizei-Pressestelle in Bremen. Gleichwohl, so wird versichert, nehme man derartige Beschwerden sehr ernst, seien die Kollegen entsprechend sensibilisiert.
*Name von der Redaktion geändert