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Besucherbarkasse "Vegebüdel" Die Saison-Bilanz

Drei Monate lang war die "Vegebüdel" mit Besuchern auf Tour. Jetzt liegt die Saison-Bilanz von Vegesacks einzigem Ausflugsschiff vor – und gibt es Ideen, was künftig anders laufen soll.
19.10.2021, 18:00 Uhr
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Die Saison-Bilanz
Von Christian Weth

Eckhard Bögershausen war inzwischen so oft mit der "Vegebüdel" auf Tour, dass er gar nicht mehr genau sagen kann, wie oft. Genau gezählt hat der Skipper dafür etwas anderes: Wie häufig die Barkasse mit Besuchern von Juli bis September von der Maritimen Meile abgelegt hat – 38-mal. Und wie viele Passagiere in dieser Zeit mit dem einzigen Nordbremer Ausflugsschiff, das kostenlos fährt, auf der Weser, Lesum, Ochtum und Hunte unterwegs waren – 228. Bögershausen sagt, dass das ein guter Schnitt für eine Saison ist. Und dass in der nächsten einiges anders werden soll.

Sie sind zu zweit an Bord, um Bilanz zu ziehen. Bögershausen ist der eine, Peter Donde der andere. Der Schiffsführer und der Decksmann sagen, dass das Traditionsschiff inzwischen immer häufiger für Sonderfahrten gechartert wird und in diesem Sommer jedes Mal ausgebucht war. Wenn auch nie voll besetzt: Seit Corona muss der Eignerverein machen, wozu viele Veranstalter gezwungen sind: die Zahl der Plätze verringern. Statt 14 können momentan ausschließlich sechs Passagiere mit. Es ist mittlerweile die dritte Saison der "Vegebüdel" nach ihrer Sanierung und die zweite unter Pandemie-Auflagen.

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Die erste Fahrt im Juli war mit einer Hochzeitsgesellschaft, genauso wie die letzte im September. Für Bögershausen und Donde machen die Touren außer der Reihe eine Menge aus, vor allem finanziell. Die Crew verkauft keine Fahrkarten, sondern hofft auf Spenden. Und feiernde Gäste, das wissen beide, geben manchmal mehr als andere Passagiere. Mit dem Geld und den Zuschüssen, die von Sponsoren kommen, wird alles bezahlt: Fahrtkosten, Wartung, Reparaturen. Der Kredit, der vor drei Jahren fällig wurde, um die 71 Jahre alte Barkasse wieder fahrtüchtig zu machen, ist beinahe abbezahlt.

Die "Vegebüdel" war damals monatelang auf der Werft. Vor allem die Maschinisten hatten eine Menge zu tun. Der Motor, ein Deutz, 100 PS, 42 Liter Hubraum, drei Zylinder und Baujahr 1936, musste in seine Einzelteile zerlegt werden: Kolbenfresser. 60.000 Euro haben seinerseits die Arbeiten an der Außenhülle und am Antrieb gekostet. Jetzt macht die Maschine inzwischen die dritte Saison das Geräusch, das sie machen soll: Kartüffel. Das Wort steht auf Postkarten, die es an Bord für Besucher gibt – und auf denen die Mannschaft über das Schiff informiert. Nicht zuletzt über seine Rettung.

Donde und Bögershausen sagen, dass der Motor auf allen Fahrten rund gelaufen und die "Vegebüdel" für eine Barkasse in ihrem Alter in Topform ist. Und demnächst wieder so gut wie neu aussehen wird. Einige Crewmitglieder haben bereits damit begonnen, klar Schiff zu machen. Geländer wurden geschliffen und gestrichen, Rostflecken im weißen und schwarzen Lack entfernt, die Persenning sauber gemacht – nicht für die nächste Saison, sondern fürs Winterlager. Momentan liegt die Barkasse im Museumshaven. Eine letzte Ausfahrt noch, dann ist die Saison für dieses Jahr endgültig vorbei.

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Bögershausen hat jetzt schon Schluss gemacht. Er hört als Crew-Chef auf. Seit 25 Jahren gehört er der Mannschaft an, seit 20 leitet er sie. Er sagt, was viele sagen, die aufhören oder kürzertreten wollen: Dass er den Job lange genug gemacht hat. Dass mal jemand anderes das Sagen haben soll. Und dass es Zeit für neue Ideen ist. Bögershausen wird künftig nur noch die "Vegebüdel" steuern. Keine Tourenplanung mehr, keine Verantwortung mehr für die Besatzung. Was er bisher in Personalunion gemacht hat, sollen sich zwei Nachfolger teilen. Anselm Aschemann heißt der neue Crew-Chef und Peter Donde der neue Einsatzleiter.

Dass ab sofort auf vier Schultern liegt, was bisher auf zweien lag, kommt nicht von ungefähr. Bögershausen hat es mal grob überschlagen. In der Saison war er täglich drei bis vier Stunden mit den Anmeldungen von Sonderfahrten, der Crew-Einteilung für die Wochenenden und dem Fahren der "Vegebüdel" beschäftigt gewesen. Ehrenamtlich. Bögershausen ist 74. Er sagt, dass die neue Doppelspitze von ihm jede Unterstützung bekommt, die sie braucht. Vor allem bei den geplanten Neuerungen. Donde spricht von mehreren Ideen, die gerade von ihm und den Mitgliedern der Besatzung diskutiert werden.

Zum Beispiel die Möglichkeit, Buchungen auch online erledigen zu können. Zum Beispiel das Marketing auszubauen, um die Außenwirkung weiter zu erhöhen. Zum Beispiel den Touren-Plan zu erweitern und den Takt der Fahrten gleich mit. Donde findet, dass die "Vegebüdel" im nächsten Jahr öfter unterwegs sein sollte als in diesem. Und dass es dafür mit der Feier zum 400. Hafengeburtstag einen guten Anlass gibt, damit anzufangen.

Zur Sache

Crewmitglieder gesucht

Die Mannschaft der "Vegebüdel" ist in den vergangenen drei Jahren immer größer geworden, trotzdem werden neue Mitstreiter gesucht. Die Ausflugsbarkasse soll in der nächsten Saison öfter fahren als in dieser – und mehr Fahrten bedeutet nach Rechnung des MTV Nautilus, der sich um das Schiff kümmert, auch mehr Personal. Gebraucht werden Skipper, Decksleute und vor allem Maschinisten. Auf Fahrt geht die Crew stets zu dritt. Momentan kommt sie auf 22 Frauen und Männer, die im Wechsel ehrenamtlich Dienst an Bord schieben, um mit Besuchern der Maritimen Meile abzulegen. Helfer können sich ab sofort unter der Telefonnummer 04 21 / 40 89 06 24 und unter der E-Mail-Adresse vegebuedel@mtv-nautilus.de melden.

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