Ein vergleichsweise ungewöhnliches Bild bot sich am Mittwochnachmittag im Kulturbahnhof: An und auf 18 ovalförmig im Saal angeordneten Tischen und Ständen stapeln sich Broschüren, Flyer, Informationsmaterialien und mehr. Mehr oder minder auffällig gestaltete Transparente verraten den Namen der jeweils dazugehörigen regionalen Initiativen, Vereine, Projekte. Sie alle eint das Streben für soziale und gesellschaftliche Anliegen.
Diese fallen allerdings höchst unterschiedlich aus: Die einen setzen sich für bezahlbaren Wohnraum ein, die anderen dokumentieren minoritätenfeindliche öffentliche Vorfälle mittels einer Online-Chronik. Wieder andere bieten verschiedene Beratungsangebote für in Not geratene, einkommensschwache Personen; noch andere veranstalten Workshops zu Themen um Sensibilisierung und Empowerment – und damit ist noch nicht einmal ein Viertel der im Saal vertretenen Anliegen, Zielsetzungen und Methodiken benannt.

Im Zentrum der Projektmesse, stand der gemeinsame Austausch.
Die dahinterstehenden Projekte, Vereine und Initiativen tragen Namen wie unter anderem „Soliport“, „Critical Diversity Collective“, „ADA“ (Antidiskriminierung in der Arbeitswelt) und „Bremer Aktionsbündnis Menschenrecht auf Wohnen“; zudem finden sich Repräsentanten der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe behinderter Menschen Bremen e.V., der nordbremer Friedenschule, der Unabhängigen Fürsprache- und Beschwerdestelle des Gemeindepsychiatrischen Verbundes Bremen-Nord, die Omas gegen Rechts und noch viele, viele weitere an den Ständen bereit, um Interessenten über ihre jeweilige, oftmal ehrenamtliche Arbiet zu informieren.
Mit einer durch die Partnerschaft für Demokratie Bremen-Nord organisierten „Projektmesse“ eröffneten am Mittwoch im Kulturbhanhof die diesjährigen, bereits seit 2017 durch die Werkstatt Antidiskriminierung initiierten und durchgeführten Aktionswochen „Gemeinsam gegen Ausgrenzung und Diskriminierung“ – und diese Bezeichnung beschreibt das Geschehen im Kulturbahnhof in der Tat zutreffend: Tatsächlich erinnern die reihum erfolgenden Vorstellungen und Kurzpräsentationen der eigenen Arbeit ein wenig an vergleichbare Messeveranstaltungen – und dienen letztlich sogar einem ähnlichen Zweck: „Es geht den Beteiligten heute natürlich darum, sich vorzustellen, sich zu vernetzen, sichtbar zu sein – vielleicht Interessierten Besuchern von ihrer Arbeit zu erzählen“, erläutert Claudia Czycholl, eine der Aktionswochen-Organisatorinnen im Namen der Werkstatt Antidiskriminierung.

Auch die Gruppe aus Bremen-Nord der Omas gegen Rechts haben sich im Kulturbahnhof vorgestellt.
Zu weiten Teilen scheinen die versammelten Repräsentanten und Aktivisten an diesem Nachmittag indes eher unter sich, der öffentliche Publikumsandrang bleibt recht überschaubar – und den versammelten Repräsentanten meist nur wenige Minuten, sich und ihre oftmals umfangreichen Anliegen und Arbeiten dem versammelten Kollektiv vorzustellen; schließlich steht am frühen Abend bereits der tagesabschließende Auftritt der jungen Bremer Rapperin „Queehnwho“ auf dem Programm.
So bleibt entsprechend wenig Zeit, um in dieser genügend Raum für wirklich alle engagierten Filmbeiträge, Gemeinschaftsübungen und weiteren Bei- und Vorträge, die einige Messegäste für die Veranstaltung vorbereitet haben, zu lassen. Trotz entsprechend eher überschaubarem Öffentlichkeitseffekt besitzt die eröffnende Projektmesse für viele Teilnehmenden einen anderen, wertvollen Effekt. Hierzu Czycholl: „Hier findet dann Vernetzungsarbeit statt, möglicherweise werden gemeinsame, neue, zukünftige Projekte zusammengestrickt. Es ist generell gut, wenn bestimmte Projekte und Einrichtungen voneinander wissen, alleine schon um in manchen Fällen und Fragen eine entsprechende Verweisberatung durchführen zu können. Das hat auf jeden Fall einen starken Multiplikatoreneffekt.“