Der Bedarf an Erzieherinnen und Erziehern wird in den kommenden Jahren weiter steigen. Aktuell geht die Behörde davon aus, dass bis 2030 zwischen 600 und 700 zusätzliche Fachkräfte in Bremen benötigt werden. Um diese Stellen besetzen können, bildet die Stadt zurzeit 300 Menschen aus und will diese Kapazitäten noch einmal verdoppeln. Doch solche Maßnahmen lassen sich nicht von jetzt auf gleich umsetzen. Deshalb hat die Behörde ein Konzept entwickeln lassen, wie deutlich schneller für Verstärkung in den Nordbremer Kitas gesorgt werden kann. Details dazu stellt das Ressort Interessierten am 15. Februar im Ortsamt Vegesack vor.
"Die Behörde für Kinder und Bildung hat durchgesetzt, das Tageseltern als Zweitkräfte in Krippengruppen arbeiten können", sagt Martin Prange, der seit 2016 Beauftragter des Senats für den Bremer Norden ist. Konkret richtet sich das Angebot an Menschen, die zum Beispiel aus Syrien und Afghanistan stammen und in ihren Heimatländern schon mit Kindern gearbeitet haben. "Für diese Zielgruppe hat das Paritätische Bildungswerk im Auftrag der senatorischen Behörde ein spezielles Konzept erarbeitet", so Prange.
Normalerweise dauern die Schulungen für Tageseltern 120 Stunden. Doch speziell für diese Zielgruppe setzt die Behörde jetzt die dreifache Zeit an. "Dadurch können manche Begriffe und Sachverhalte eingehender erklärt werden", so der Senatsbeauftragte.
Wer jetzt an der Informationsveranstaltung teilnimmt und sich im Anschluss für die Weiterbildung entscheidet, kann bereits im Herbst in den Beruf einsteigen. Dabei gibt es für die Kräfte zwei Optionen: Entweder betreuen sie die Kinder bei sich zu Hause oder sie werden in einer Kita eingesetzt. Prange geht allerdings davon aus, dass sich das Gros für eine Tätigkeit in einer Kita entscheiden wird. "Aufgrund ihrer Wohnverhältnisse sowie der Tatsache, dass sich Tageseltern selbst um die Betriebsführung kümmern müssen, dürfte eine Tätigkeit in einer bestehenden Gruppe das angestrebte Ziel sein", sagt er.
Eingesetzt werden die neu gewonnenen Kita-Mitarbeiter vorrangig in der Krippe. "Auch die Schulung wird sich im Kern mit diesem Bereich beschäftigen", sagt Prange. Schließlich würden sich Tageseltern seit jeher um die Kleinsten kümmern. "Die Betreuung soll möglichst familiennah sein. Es gibt eine Bezugsperson, die immer da ist", schildert er. Grundsätzlich könnten Tagespflegepersonen aber in jedem Bereich arbeiten, also zum Beispiel auch im Elementarbereich.
Staatlich anerkannte Erzieherinnen und Erzieher werden die Schulungsteilnehmer aber nicht ersetzen. Stattdessen sollen sie als sogenannte Zweitkräfte in den Gruppen unterstützen. "Das Programm zielt darauf ab, mehr Menschen in die Erziehungsberufe zu bekommen", sagt er. "Nach der Schulung wird jeder bei Interesse das Angebot bekommen, sich zur Erzieherin beziehungsweise zum Erzieher weiterqualifizieren zu lassen." Eine solche Fortbildung sei auch finanziell attraktiv. Während das Gehalt nach der Schulung zwischen 2400 und 2800 Euro brutto im Monat betrage, liege man als Erzieherin beziehungsweise als Erzieher sechs Gehaltsgruppen darüber.
Automatisch eingestellt werden die Tageseltern allerdings nicht. "Die Träger schaffen Plätze für diese Kräfte, auf die sie sich dann bewerben können", so Prange. Erste Arbeitsplätze dieser Art seien bereits geschaffen worden. Nach den Worten des Senatsbeauftragten werden verschiedene Träger bei der Informationsveranstaltung zugegen sein und sich den Interessierten als potenzielle Arbeitgeber vorstellen. "Darüber hinaus wird es auch die Möglichkeit geben, die Krippe der Hans-Wendt-Stiftung im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus zu besuchen", sagt er. "Die Hans-Wendt-Stiftung ist einer der ersten Träger, die Tagespflegepersonen als Zweitkräfte einstellt."
In einem ersten Schritt will die Behörde 15 Personen qualifizieren. "Sollte es mehr Interessenten geben, werden wir weitere Kurse anbieten", sagt Prange. Die Qualifizierung ist für die Teilnehmer kostenfrei.
Auch wenn bei der Veranstaltung der neu konzipierte Kursus für Zugewanderte vorgestellt wird, richtet sich der Termin nicht nur an diese Zielgruppe. Martin Prange verweist in diesem Zusammenhang auf die anderen Konzepte der Behörde, die Menschen dazu befähigen können, mit Kindern zu arbeiten. Auch darüber werden die Ressortvertreter am Mittwoch in Vegesack informieren.