Nicht jedes Quartier im Bremer Norden ist direkt mit dem Bus oder der Regio-S-Bahn zu erreichen. Um die Anbindung dieser Gebiete zu verbessern, könnten Bürgerbusse zum Einsatz kommen. Inwieweit das möglich ist, wollte die CDU nun wissen und hat deshalb eine Kleine Anfrage an den Senat gestellt.
"Die Sicherstellung einer flächendeckenden und bedarfsgerechten Mobilitätsinfrastruktur ist eine zentrale Aufgabe der öffentlichen Hand", schreiben die Christdemokraten. "Bürgerbusse können hierbei als ergänzendes Instrument zum öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) eine wichtige Rolle spielen, insbesondere in Gebieten mit geringer Anbindung oder zur Überbrückung von Zeiträumen bis zur Umsetzung geplanter Maßnahmen, wie etwa der Einführung von Quartiersbussen im Rahmen der Angebotsoffensive der BSAG."
Dass Angebotslücken durch Bürgerbusse geschlossen werden können, sieht auch der Senat so. Sinn machen sie dem Papier zufolge allerdings nur in Ortsteilen, in denen die Nachfrage gering ist. Zu diesen Gebieten zählen demnach unter anderem Teile von Grambke und Schönebeck. Der Landesregierung sei allerdings nicht bekannt, dass einer dieser Ortsteile einen konkreten Bedarf angemeldet habe.
Angebot mit Rahmenbedinungen
Selbst wenn es den gäbe, könnte nicht einfach so eine neue Linie eingerichtet werden. Zunächst gelte es zu klären, ob der Bürgerbus tatsächlich zu einer Ergänzung des Angebotes beiträgt – und nicht zur Konkurrenz für das bestehende Netz wird. Darüber hinaus habe der Zweckverband Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen (ZVBN) verschiedene Rahmenbedingungen formuliert. Die betreffen insbesondere die Fahrzeuggröße: Zum Einsatz kämen Busse mit acht Sitzplätzen. Stehplätze gebe es nicht. "Bereits aus der Fahrzeuggröße ergibt sich eine Konzentration auf nachfrageschwache Ortsteile", teilt der Senat mit.
Im Gegensatz zu den regulären Linienbussen der BSAG werden Bürgerbusse allerdings nicht von hauptamtlichen Busfahrerinnen und Busfahrern gefahren, sondern von Ehrenamtlichen. Deshalb werden Fahrzeuge genutzt, die als Pkw zugelassen sind und damit auch mit einem handelsüblichen Führerschein gefahren werden dürfen. Zunächst müsse aber ein Bürgerbusverein gegründet werden. "Insbesondere die Anzahl der ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist entscheidend für einen verlässlichen und damit erfolgreichen Betrieb", heißt es in dem Papier. "Es ist hier von einer größeren Reservequote auszugehen als im regulären ÖPNV." Von der Zahl der Ehrenamtlichen hänge letztlich nicht nur der Takt ab, sondern auch, ob der Bus beispielsweise am frühen Morgen, am späten Abend oder am Wochenende fährt.
Finanzierung ungeklärt
Neben ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern braucht es aber auch Geld, um einen Bürgerbus nördlich der Lesum etablieren zu können. Denn der Erlös aus dem Fahrkartenverkauf würde nicht reichen, um das Angebot zu finanzieren. Ein konkretes Modell hierfür gebe es in Bremen bisher nicht. "Sollte eine Förderung aufgebaut werden, dann wird eine Orientierung am Fördermodell des Landes Niedersachsen für sinnvoll erachtet", teilt der Senat mit. Dort werde der Kauf von Bussen zu 75 Prozent gefördert. Zudem bekäme jeder Bürgerbusverein eine Organisationspausschale. Die betrage pro Jahr 5500 Euro. Weitere Geldgeber seien die Kommunen sowie der ZVBN. "Darüber hinaus tragen oftmals Sponsoren einen Teil der Betriebskosten der Bürgerbusvereine, welche direkt durch den Verein akquiriert werden", heißt es in der Mitteilung.
Trotz der Tatsache, dass sich bisher noch kein Verein in der Hansestadt gegründet hat, wird der Bremer Norden von Montag bis Freitag viermal täglich von einem Bürgerbus angefahren. Und zwar vom Bürgerbus Ritterhude. Der verbindet Werschenrege mit dem Ortskern, Ihlpohl und dem Bahnhof in Lesum. Eine Kooperation mit der Stadt Bremen gibt es aber trotzdem nicht, wie der Senat betont.
Ob der jemals ein solches Angebot in der Hansestadt finanzieren wird, ist allerdings fraglich. Denn im Verkehrsentwicklungsplan finden Bürgerbusse keine Erwähnung. Dafür aber ein sehr ähnliches Konzept: Um Gebiete, die bisher noch nicht mit dem Bus zu erreichen sind, an den ÖPNV anzubinden, sollen sogenannte Quartiersbusse und -shuttle eingerichtet werden. Vorgesehen ist ein solches Angebot in Grambke, Schönebeck, St. Magnus (inklusive Blumenkamp) sowie in Aumund-Hammersbeck. Und der Takt wird – so der Plan – deutlich dichter als bei einem Bürgerbus sein. Quartiersbusse kommen demnach alle 20 bis 30 Minuten und Quartiersshuttle auf Bestellung.
Ab wann das Angebot entsprechend ausgebaut wird, ist allerdings noch völlig offen. Zunächst sollen unter anderem die Linien 1, 4, 6, 24, 25 und 26/27 in der Innenstadt häufiger fahren. Doch weil entweder das Personal oder das Geld dafür fehlte, kam es dazu bisher nicht. Stand jetzt geht das Mobilitätsressort davon aus, dass der Takt für Bus und Bahn Anfang kommenden Jahres dichter wird. Ursprünglich sollten ab 2026 bereits die Quartiersbusse und -shuttle fahren. Doch dafür hätten sie bis Ende 2023 bei der BSAG bestellt werden müssen.