Eigentlich wollte Borchert Haake im Juli mit dem Zug nach Erfurt fahren. Als er seine Fahrkarte im März kaufte, zeigte sein Reiseplan für die Rückfahrt in den Bremer Norden noch die Regio-S-Bahn-Linie 1 um 0.06 Uhr ab Hauptbahnhof an. Nun bekam er allerdings von der Deutschen Bahn die Info, dass sich seine Verbindung aufgrund von Bauarbeiten ändert: Anstatt mit dem Zug durchzufahren, muss er mit dem Schienenersatzverkehr nach Burg und dort in die Bahn umsteigen. Ein Blick auf seinen aktualisierten Reiseplan verrät ihm, dass er dadurch zwei Stunden länger unterwegs ist. Dabei ist das aus seiner Sicht gar nicht nötig.
Der Nordbremer hat die Fahrpläne genau studiert und dabei festgestellt, dass der Zug um 0.12 Uhr in Richtung Bremerhaven trotz der Baumaßnahme fährt. "Würde die Regio-S-Bahn-Linie 2 nur ein paar Minuten eher am Hauptbahnhof abfahren, wäre in Burg ein bequemer Umstieg in den Zug nach Farge möglich. Zudem könnte sich die Nordwestbahn dann auch den Schienenersatzverkehr sparen", sagt Haake, der sich mit seinem Vorschlag auch an das Osnabrücker Eisenbahnverkehrsunternehmen gewandt hat.
Laut Plan kommt die Regio-S-Bahn um 0.20 Uhr in Burg an, um 0.17 Uhr fährt der Zug in Richtung Farge los. Genauso ist die Situation auch bei drei weiteren Verbindungen. Doch einfach so einen Zug eher fahren lassen, kann die Nordwestbahn nicht. Zunächst müsse die DB Netz AG, die für die Infrastruktur zuständig ist, die Änderung prüfen. "Ob eine frühere Abfahrt möglich gewesen wäre, ist zumindest fraglich", sagt Nordwestbahnsprecher Benjamin Havermann. "Denn nicht ohne Grund wird uns die DB Netz AG für die wenige Minuten eher verkehrende RS 1 ja den baubedingten Ausfall angemeldet haben." Schließlich sei der Abschnitt zwischen Burg und Hauptbahnhof bei dieser Baumaßnahme nachts nur eingleisig befahrbar.
"Die Fahrt der RS 2 hält außerdem nicht in Bremen-Walle und Bremen-Oslebshausen, die Bedienung dieser Stationen wäre somit nicht gegeben", so Havermann. Aus den genannten Gründen erkenne die Nordwestbahn keinen nennenswerten Vorteil bei diesem Vorschlag.
Zeitgleich betont Benjamin Havermann, dass Fahrgäste trotzdem auf die RS 2 ausweichen können. In Burg müssten sie um 0.38 Uhr in die Buslinie N7 steigen, die über Lesum und Vegesack nach Blumenthal fährt. Darüber hinaus gebe es die Möglichkeit, direkt am Hauptbahnhof um 0.00 beziehungsweise 0.30 Uhr in die Nachtlinie zu steigen.
Auch wenn sich der Vorschlag von Borchert Haake nicht umsetzen lässt, bewertet es die Nordwestbahn positiv, wenn Fahrgäste Verbesserungsvorschläge machen. "Gerade Anregungen zum Fahrplan nehmen wir sehr ernst und prüfen, ob sie umsetzbar sind und sie für alle Fahrgäste einen Mehrwert zu den bestehenden Fahrzeiten bieten", sagt Benjamin Havermann. "In der Vergangenheit ist eine Änderung des Fahrplans aufgrund einer Anregung durch einen Fahrgast auch schon vorgekommen."
Allerdings brauche so etwas einen Vorlauf von mehreren Wochen bis Monaten. Für die aktuelle Maßnahme sei der Ersatzfahrplan bereits mit der DB Netz AG abgestimmt, veröffentlicht und in allen Auskunftsmedien kommuniziert. "Das Busunternehmen ist mit dem Schienenersatzverkehr beauftragt und plant den Einsatz von Bussen und Personal", sagt er. "Auch die Planung der Züge, Triebfahrzeugführerinnen und -führer sowie Kundenbetreuerinnen und -betreuer ist abgeschlossen."
Borchert Haake hat sich inzwischen dazu entschieden, auf seine Reise nach Erfurt zu verzichten. Der Zeitverlust durch den Umstieg in Burg ist ihm einfach zu groß.