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Klinikum Bremen-Nord "Wir sind unterbezahlt"

Ab der Frühschicht sind am Mittwoch Beschäftigte des Klinikums Bremen-Nord in den Warnstreik getreten. Was die Mitarbeiter fordern...
15.02.2023, 14:43 Uhr
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Von Patricia Brandt

Mit lauten Trillerpfeifenpfiffe haben am Mittwochmorgen vor dem Eingang des Klinikums Bremen-Nord Beschäftigte auf ihre Forderung nach mehr Gehalt aufmerksam gemacht. Zu dem ganztägigen Warnstreik hatte die Gewerkschaft Verdi aufgerufen, die damit ihre Warnstreiks im Öffentlichen Dienst in Bremen an den kommunalen Kliniken fortsetzt. Was Mitarbeiter des Klinikums fordern und wie sehr der Krankenhausbetrieb eingeschränkt wurde.

Was fordert die Gewerkschaft?

Große Plakate an der Fassade machen die Forderung der Gewerkschaft am Mittwoch für Besucher der Klinik unübersehbar: "10,5 Prozent mehr Gehalt für die Beschäftigten von Bund und Kommunen, mindestens aber 500 Euro mehr".

"Wir haben einen riesengroßen Fachkräftemangel in der Pflege und anderen Bereichen. Wenn man mehr Personal will, muss man auch bezahlen, um welches zu bekommen", meint Verdi-Gewerkschaftssekretär Jörn Bracker. Gerade die unteren und mittleren Gehaltsgruppen in den Kliniken seien von der Inflation besonders stark betroffen. 

Was sagen die Beschäftigten?

Fröstelnd stehen Krankenschwestern, Pflegekräfte und andere Beschäftigte seit Beginn der Frühschicht in ihren dünnen Kitteln und Oberhemden vor dem Glaseingang, umrahmt von  Gewerkschaftsmitgliedern in gelben Warnwesten und mit Trillerpfeifen.

Zu denen, die sich die Reden der Gewerkschafter anhören, gehört auch Marion Winkler. "Wir sind unterbezahlt", sagt die Krankenschwester. Sie arbeitet seit 30 Jahren in dem Beruf und seit 1995 am Krankenhaus an der Hammersbecker Straße. Am Warnstreik beteiligt sie sich, weil sie es als ungerecht empfindet, dass Zeitarbeitskräfte weiterhin deutlich mehr als die Kollegen verdienen, die "fest auf Station sind": "Da besteht eine große Diskrepanz, das geht so nicht."  

Wie viele machen mit?

Zehn Prozent der Klinik-Mitarbeiter seien gewerkschaftlich organisiert, schätzt Verdi-Gewerkschaftssekretär Jörn Bracker, der den Streiktag vorbereitet hat. Er schätzt die Teilnehmerzahl in Bremen-Nord auf etwa 70. Am vorherigen Warnstreik am Klinikum Bremen-Mitte hätten sich etwa 180 Kollegen beteiligt. "Die Bereitschaft, zu streiken, ist gering", stellt auch Klinik-Betriebsrat Wolfgang Michaelis fest. Dies hinge mit dem Druck durch die Direktion zusammen: "Es heißt immer, der Geno geht es schlecht, es ist kein Geld da." Viele Beschäftigten trauten sich deshalb nicht, ihren Arbeitsplatz zu verlassen. 

Wie wirkt sich der Streik aufs Krankenhaus aus?

„Niemand streikt leichtfertig an einem Krankenhaus, unsere Notdienstvereinbarungen garantieren, dass kein Bremer zu Schaden kommt. Patientinnen und Patienten sollten sich aber auf deutliche Einschränkungen einstellen“, erklärt Jörn Bracker von Verdi. Es sei eine Besetzung in Wochenenddienststärke garantiert, bestätigt auf Anfrage Timo Sczuplinski, Sprecher der Geno. Rund zehn geplante Operationen hätten jedoch am Streik-Mittwoch abgesagt werden müssen. "Notfall-OPs finden aber natürlich statt", betont der Klinik-Sprecher. 

Wie lange wird noch gestreikt?

"Obwohl die Forderungen der Gewerkschaft Verdi seit Oktober 2022 bekannt sind, hatten die Arbeitgeber zum Verhandlungsauftakt am 24. Januar kein Angebot dabei – darum haben wir zu Warnstreiks
aufgerufen", erläutert Jörn Bracker von Verdi. Nach den Streiks in Bremen-Mitte und Bremen-Nord soll am Donnerstag dieser Woche am Klinikum Bremen Ost gestreikt und am nächsten Dienstag, 21. Februar, am Klinikum Links der Weser protestiert werden. Sollte auch die zweite Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt ergebnislos verlaufen, will Verdi am 8. März den nächsten Warnstreik ausrufen. "Beim Finanzamt wird der Demo-Zug Richtung Klinikum Mitte starten", berichtet der Gewerkschaftssekretär. Dass der Streiktag auf den Frauentag fällt, sei passend: "Die meisten betroffenen Beschäftigten sind weiblich."

Info

Mit rund 2,1 Millionen Mitgliedern ist ver.di nach eigenen Angaben die größte Dienstleistungsgewerkschaft der Welt. Die Gewerkschaft vertritt in Niedersachsen und Bremen die Interessen von rund 270.000 Menschen.  

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