Das Berliner Start-up Tier will künftig auch im Bremer Norden Elektroroller zum Ausleihen anbieten. Einen entsprechenden Antrag hat das Unternehmen bereits vorbereitet. Nach der Genehmigung durch die senatorische Behörde kann Tier das Verleihsystem innerhalb von einer Woche im Norden der Stadt aufbauen.
"Weil das Angebot in der Stadt sehr gut angenommen wird, wollen wir es nun auch in den Norden Richtung Vegesack ausbauen", sagte Anna Weigl, bei Tier zuständig für den Bereich Norddeutschland, während der Sitzung des Vegesacker Ausschusses für Straßen-, Verkehrs- und Marktangelegenheiten am Montagabend. In einem ersten Schritt wolle Tier ein Angebot in großen Teilen Vegesacks und Burglesums etablieren. Für diesen Bereich plane das Unternehmen eine Flottengröße von 250 Rollern. "Wir wollen nicht, dass so viele Scooter auf den Straßen stehen, dass man nicht mehr weiß, wohin damit", sagte sie. "Aber es sollten genügend Roller vorhanden sein, damit man immer einen findet, wenn man einen nutzen möchte."
In Blumenthal sei zunächst kein Angebot geplant. Allerdings sei es denkbar, dass künftig auch dort Roller aufgestellt werden. "Wir wollen zunächst schauen, wie die Scooter in Burglesum und in Vegesack angenommen werden und wie sich das Nutzungsverhalten an der Grenze zu Blumenthal verhält", erklärte sie. "Wenn wir sehen, dass dort sehr viele Fahrten enden, dann wäre es in jedem Fall eine Überlegung wert, das Gebiet entsprechend zu erweitern." Gleiches gelte für den Fall, wenn die Roller in bestimmten Bereichen nur sehr wenig ausgeliehen würden. Dann könnte das Gebiet auch verkleinert werden. Um das Angebot an das Nutzungsverhalten der Kunden anpassen zu können, würde sich das Unternehmen die Daten aus der App einmal in der Woche anschauen.
Parkverbotszonen geplant
Grundsätzlich arbeitet Tier mit sogenannten Free-Floating-Zonen. Das bedeutet, dass die Roller innerhalb des Geschäftsbereiches an jedem Ort abgestellt werden können. "In der App, mit der die Roller auch ausgeliehen werden können, sind einige rote Bereiche zu sehen", sagte Weigl. "Das sind die Parkverbotszonen, die wir natürlich auch im Bremer Norden einrichten werden." Dazu zählten etwa Grünflächen, Spielplätze und Friedhöfe. "Die Parkverbotszonen sind ein sehr dynamisches Modell. Wenn wir aus dem Stadtteil zum Beispiel einen Hinweis bekommen, dass an einer bestimmten Stelle der Fußweg sehr schmal ist, richten wir auch dort eine Parkverbotszone ein", so die Unternehmensvertreterin.
Zudem sollen die Bereiche an Weser und Lesum Sperrgebiet werden. "Scooter im Wasser sind immer ein schwieriges Thema, auch, wenn wir aktuell in den norddeutschen Städten keine Roller im Wasser haben, wollen wir das nach Möglichkeit grundsätzlich verhindern", betonte sie. Deshalb werde es nicht möglich sein, die Roller direkt an Weser und Lesum abzustellen.
Tier kooperiere mit verschiedenen Unternehmen und strebe in Bremen unter anderem eine Partnerschaft mit der Bremer Straßenbahn AG (BSAG) an. "Wir wollen den öffentlichen Personennahverkehr nicht ersetzen, sondern gemeinsam eine Alternative zum Auto bieten", erläuterte Weigl. Denkbar sei etwa, dass Abokunden der BSAG die Freischaltgebühr bei der Nutzung der Roller erlassen werde.
Die Initiative, das Angebot auf den Bremer Norden auszuweiten, sei von Tier ausgegangen. Das Unternehmen habe sich deshalb an das Vegesack Marketing gewandt, sagte dessen Geschäftsführer Jörn Gieschen. "Das Thema beschäftigt uns inzwischen seit gut einem Jahr", so Gieschen. Damals habe das Vegesack Marketing gemeinsam mit Vertretern von Tier anhand der Nutzerdaten aus der App feststellen können, dass die Nachfrage nach Elektrorollern in Bremen-Nord groß sei, insbesondere bei jungen Leuten. "Wie ich verschiedenen Strategiepapieren für Vegesack entnehmen konnte, und das gilt sicherlich auch für andere Nordbremer Bereiche, möchten sich die Stadtteile insbesondere für die jüngere Zielgruppe attraktiver aufstellen", berichtete er. Elektroroller könnten dazu einen Beitrag leisten.
"Zum anderen beklagen wir recht häufig, dass wir relativ große Entfernungen im Stadtteil haben. Ein Beispiel wäre etwa die Anbindung vom Bahnhof beziehungsweise dem Museumshaven zur Innenstadt", sagte Gieschen. Deshalb habe es in der Vergangenheit immer wieder Überlegungen gegeben, wie diese Punkte besser miteinander verbunden werden können. Eine Idee sei beispielsweise eine kleine Bahn gewesen, die zwischen Bahnhof, Museumshaven und Fußgängerzone pendelt. "Das ist aber ein Geschäftsmodell, das in Vegesack nicht funktionieren würde", erklärte er. "Deshalb könnten die Elektroroller eine ganz interessante Möglichkeit sein, um die neuralgischen Punkte im Stadtteil miteinander zu verknüpfen."