Wer sich für einen Glasfaseranschluss bei der Deutschen Giganetz entschieden hat, der muss weiter auf einen schnellen Internetanschluss warten. Eigentlich sollte der Ausbau in diesem Jahr beginnen. Doch von diesem Plan ist das Unternehmen nun endgültig abgerückt. Unterdessen bekommt der Konzern einen weiteren Konkurrenten: Auch die Düsseldorfer Gesellschaft OXG will Glasfaserkabel im Bremer Norden verlegen.
Kürzlich gab es für künftige Kunden der Deutschen Giganetz Post. Darin teilt das Unternehmen mit, dass es seine Ausbaupläne für den Bremer Norden überarbeitet. "Wir gehen aber fest davon aus, dass wir im Frühjahr 2025 endgültig damit beginnen werden, alle Vertragskunden an das schnelle Glasfasernetz anzubinden", heißt es in dem Schreiben, das der Redaktion vorliegt.
Giganetz will Doppelausbau vermeiden
Als Grund für die erneuten Verzögerungen nennt Carmen Fesenbeck die veränderte Marktsituation. "In Deutschland herrscht freier Infrastrukturwettbewerb und es gibt keine sonst üblichen Konzessionen oder Gebietsabsprachen beim Ausbau. Sodann kommt es vor, dass sich Aktivitäten ausbauender Unternehmen unvorhergesehen überlagern", so die Giganetz-Sprecherin auf Nachfrage der NORDDEUTSCHEN. "So ein Fall ist in Bremen nun festzustellen und es gilt, die jeweiligen Ambitionen und Umfang der Marktbeteiligten zu eruieren." Vor diesem Hintergrund prüfe das Unternehmen zurzeit, wie es seine Ausbaustrategie anpassen kann. Hierzu gebe es bereits Gespräche mit relevanten Ansprechpartnern sowie ausbauenden Unternehmen. "Ziel ist es, volkswirtschaftlich unsinnigen Doppelausbau und Ressourcenverschwendung zu vermeiden, und auch weiterhin allen Kundinnen und Kunden den bereits bestellten Glasfaseranschluss durch Eigenausbau oder alternativ durch Kooperation per Wholesale zu ermöglichen", erläutert sie. Bei dieser Option würde die Deutsche Giganetz ihre Dienstleistungen über Glasfaserkabel eines anderen Unternehmens anbieten.
Das könnten zum Beispiel die Leitungen des Düsseldorfer Konzerns OXG sein. Im Gegensatz zu den meisten anderen Unternehmen stellt OXG lediglich die Infrastruktur zur Verfügung, bietet selbst aber keine Pakete für Telefon und Internet an. "OXG steht für 'Open Access Glasfaser'. Das bedeutet, dass wir ein offenes Glasfasernetz bauen", erklärt Firmensprecherin Tomke Hollander. "Neben Vodafone haben auch andere Telekommunikationsunternehmen die Möglichkeit, Endkundenprodukte über die neue Infrastruktur anzubieten." Anwohnerinnen und Anwohner könnten damit selbst entscheiden, wann sie zu welchem Internetanbieter wechseln. "Da bestehende Telekommunikationsanschlüsse erhalten bleiben, besteht keine Verpflichtung, sofort auf Glasfaserinternet zu wechseln", so Tomke. "Neben Vodafone werden perspektivisch weitere Telekommunikationsanbieter verfügbar sein – hierzu laufen aktuell im Hintergrund viele Gespräche und Verhandlungen."
Den sogenannten Gestattungsvertrag, mit dem eine Immobilie an das Glasfasernetz angeschlossen wird, schließt das Unternehmen allerdings nur mit Eigentümerinnen und Eigentümer. Mieterinnen und Mieter, die über OXG einen schnellen Internetanschluss haben möchten, bräuchten aus diesem Grund die Erlaubnis ihres Vermieters.
OXG will 2025 mit dem Ausbau starten
Aktuell befindet sich der Glasfaserausbau von OXG im Bremer Norden noch in der Planungsphase. "Gemeinsam mit unserem Baupartner führen wir aktuell die entsprechenden Gespräche mit den zuständigen Ämtern, wie dem Tiefbau- oder dem Umweltamt", so Tomke. "Gemäß unserer aktuellen Planung gehen wir davon aus, dass der Ausbau in der ersten Jahreshälfte 2025 starten wird." Der Ausbau erfolge Schritt für Schritt und sei von vielen Faktoren abhängig. Dazu zählten unter anderem Genehmigungen sowie Witterungsbedingungen. "Da die Infrastrukturmaßnahme sehr komplex ist, gehen wir davon aus, dass die Tiefbaumaßnahmen für das gesamte Ausbauvorhaben circa zwei Jahre in Anspruch nehmen werden", sagt sie.
Bundesweit will das Unternehmen nach eigenen Angaben bis zu sieben Milliarden Euro investieren. Für den Ausbau in Bremen hat OXG zunächst rund 100 Millionen Euro veranschlagt. Mit dieser Summe will der Konzern in einem ersten Schritt circa 100.000 Glasfaseranschlüsse auf eigene Kosten bauen. Damit sei der Zugang sowohl für Eigentümerinnen und Eigentümer als auch für Mieterinnen und Mieter kostenfrei.