Wer aktuelle Informationen über den Glasfaserausbau im Bremer Norden braucht, sucht sie auf der Internetseite der Deutschen Giganetz vergebens. So wurde etwa der Vermarktungsstand für Blumenthal letztmalig am 30. Juni aktualisiert. Burglesum befindet sich dieser Tage noch immer in der sogenannten Nachfragebündelung, obwohl die eigentlich am 14. Juli, also vor mehr als zwei Monaten, abgeschlossen werden sollte. Und für Vegesack nennt die Giganetz gar keine konkreten Daten mehr. Stattdessen heißt es lediglich: "In Vegesack ist der Start für den Ausbau für das Jahr 2024 geplant." Der Beirat gibt sich mit derart vagen Angaben aber nicht zufrieden – und hat dem Unternehmen deshalb eine Frist gesetzt.
Bis zum 15. November soll die Giganetz sagen, ob sie den Stadtteil nun mit schnellem Internet versorgt oder nicht. So steht es in einem gemeinsamen Antrag der Fraktionen im Vegesacker Beirat, mit dem sich das Gremium in seiner September-Sitzung befasst hat. In dem Papier weisen die Kommunalpolitiker darauf hin, dass das Unternehmen seine Nachfragebündelung für den Stadtteil Vegesack zum 31. Mai beenden wollte. Die ist laut Giganetz notwendig, damit sich der Ausbau wirtschaftlich rechnet. Und das sei der Fall, wenn mindestens 35 Prozent der Haushalte einen entsprechenden Vertrag abschließen.
Im April habe der Konzern dem Beirat zugesagt, dass er die Frist für die Nachfragebündelung nicht noch einmal verlängern wolle und zum Stichtag 31. Mai entscheiden werde, ob er den Ausbau im Mittelzentrum startet – oder eben nicht. "Auf aktuelle Nachfrage hin wurde dem Beirat schriftlich und der Öffentlichkeit in einem Presseartikel entgegen dieser Zusage mitgeteilt, dass die Deutsche Giganetz GmbH an ihrer unverbindlichen und mit einer Nachfragequote von 35 Prozent bedingten allgemeinen Ausbauabsicht festhalte", heißt es in dem Antrag, der von Ingo Schiphorst (Stimme Vegesacks) formuliert wurde. "Die Deutsche Giganetz setzt die Nachfragebündelung bei sehr stark reduzierten Werbeaktivitäten unbefristet fort."
Quote noch nicht erreicht
Wie viele Haushalte in Vegesack sich bisher für einen Anschluss entschieden haben, ließ das Unternehmen zuletzt auf Nachfrage der NORDDEUTSCHEN offen. Und auch auf seiner Internetseite nennt es keine Zahlen für den Stadtteil. "Der aktuelle Stand der Nachfragebündelung im Stadtteil Vegesack beträgt dem Vernehmen nach unter 15 Prozent, ist also von der angestrebten Quote von 35 Prozent unerreichbar entfernt", ist dem Papier zu entnehmen. Der Beirat betont, dass er anbieterunabhängig an einer zügigen und möglichst flächendeckenden Versorgung des Stadtteils mit Glasfaser als wichtigem Standortfaktor interessiert ist.
Die Deutsche Giganetz müsse nun Farbe bekennen und sich zu ihren Plänen äußern, fordert Beiratssprecherin Heike Sprehe (SPD). "Ansonsten gelten bereits geschlossene Verträge einfach weiter", sagte sie. Das sei ein Problem, denn damit seien Kundinnen und Kunden weiter an das Unternehmen gebunden und könnten damit nicht bei einem anderen einen neuen Vertrag abschließen. "Irgendwann gibt es bei anderen Anbietern nicht mehr die Möglichkeit, einen kostenfreien Hausanschluss zu bekommen", so die Sozialdemokratin. "Das ist eine Schlechterstellung der Bürgerinnen und Bürger in Vegesack, die wir nicht akzeptieren können."
Thomas Pörschke (Grüne) verwies in diesem Zusammenhang auf die angestrebte Partnerschaft Vegesacks mit einer Gemeinde in der Region Odessa. "Es dürfte klar sein, wer bei diesem Thema von wem lernen kann", sagte er. "Wir würden uns blamieren, wenn man uns aus Odessa fragt, wie es um den Glasfaserausbau, die Digitalisierung steht." Für ein Mittelzentrum wie Vegesack und eine Hansestadt wie Bremen sei es ein Armutszeugnis, wie der Ausbau vonstattengeht. Das wiederum führe zu Unsicherheiten bei den Kundinnen und Kunden, die blamabel seien.
Kooperationsvertrag mit der Stadt
Basis für die Ausbaupläne der Deutschen Giganetz im Bremer Norden ist ein Kooperationsvertrag, den das Unternehmen mit der Stadt geschlossen hat. Unterschrieben wurde die Vereinbarung im Juni vergangenen Jahres von den damaligen Staatsräten Sven Wiebe (Wirtschaft, Arbeit und Europa) und Enno Nottelmann (Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau). Deshalb hat sich der Beirat nun auch an die Ressorts gewandt und bittet sie in der Angelegenheit um Unterstützung.