Überall Handwerker. Im Erdgeschoss sind es so viele, dass sie sich immer wieder ausweichen müssen – der Elektriker dem Fliesenleger, der Fenstermonteur dem Trockenbauer, der Maler dem Installateur. Endspurt auf einer Großbaustelle. Ungefähr fünf Wochen noch, dann soll das neue Polizeigebäude im Speicher-Quartier am Vegesacker Hafen so weit fertig sein, dass die Beamten mit dem Testlauf beginnen können. Alles soll überprüft werden, ehe der Einzug der 200 Einsatzkräfte beginnt: die Schließanlagen, die Elektronik, jede Steckdose, jeder Lichtschalter. Ein Rundgang in einem 20-Millionen-Bau, der später zu den modernsten der Polizei gehören soll.
Sie sind an diesem Mittag zu viert, die zeigen wollen, wie die Arbeiten vorangehen – und was später wo auf den vier Etagen sein wird: Jan Müller ist dabei, Marco Perin und Holger Mintert, alle von der Polizei. Und vorneweg Julian Spilker. Er vertritt die Investorengesellschaft. Es ist quasi sein Projekt. Spilker managt die Baustelle. Die Männer, das merkt man gleich, haben schon oft miteinander gesprochen. Müller und Perin, der eine Abteilungsleiter Nord-West, der andere Kommissariatsleiter Nord, gehören zu einer Gruppe, die den Umzug vorbereitet. Genauso wie Mintert, der Bauvorhaben bei der Polizei betreut. Vor zwei Jahren machte er auf Computerbildern anschaulich, wie alles werden soll. Jetzt sind manche Räume fast so wie damals auf den Bildern.

Der Eingangsbereich an der Friedrich-Klippert-Straße: Von dort aus geht es in die Wartezone und zum Empfangstresen.
Es geht ganz nach oben, wo die Arbeiten weiter sind als unten. Wäre nicht die Schutzplane auf dem Fußboden, könnte man meinen, dass gleich die Möbel kommen. Projektleiter Spilker sagt, dass nur noch Kleinigkeiten fehlen: Schalter, Türgriffe, Steckdosen. Und die Glaswand, die den Flur von einem künftigen Besprechungsraum abtrennen soll. Dass sie als Letztes kommt, hat einen simplen Grund: Sie soll keinen Schaden nehmen. Laut Spilker gibt es auf jeder Etage gläserne Elemente. Und mindestens einen Raum, der so groß ist, dass eine Drei-Zimmer-Wohnung ihn ihm Platz hätte. Und in dem später Spind an Spind stehen wird. Die Dimensionen sind notwendig, weil jeder Beamte einen bekommt – anders als einen eigenen Schreibtisch.
Im Stockwerk darunter sieht es nicht anders aus als im obersten, wo der Zivile Einsatzdienst sein wird. Auch auf der Etage der Kriminalpolizei liegt Plane auf dem Fußboden. Auch dort ist fast alles so, als könnten die Beamten demnächst einziehen. Mit dem Unterschied, dass mehr Lichtschalter fehlen – und aus manchen Zimmerdecken noch Kabel baumeln. Alles ist entweder in einem hellen Beige- oder Grauton gehalten. Architekt Mintert sagt, dass die Zeiten, in denen die Polizei ihre Organisationsfarben auch im Gebäude sichtbar machte, inzwischen vorbei sind. Unter der Schutzfolie am Boden ist an manchen Stellen ein Vinylbelag in kiefernfarbener Holzoptik zu sehen. Er wurde auf allen Geschossen verlegt. In den untersten wird er es noch.

Ein Raum so groß, dass eine Drei-Zimmer-Wohnung in ihm Platz hätte: Er ist für die Spinde der Beamten – und nicht der einzige, in dem sich Schränke der Beamten reihen werden.
Auf der zweiten Etage wird Abteilungsleiter Müller sein Büro haben. Es geht nach vorne raus. Schaut er durchs Fenster, blickt er auf den Bahnhof und die Grohner Düne. Auch Perins Schreibtisch wird in diesem Stockwerk stehen. Es ist das Geschoss der Führungsebene. Und das darunterliegende das für den Einsatzdienst und die Öffentlichkeit. Im Parterre läuft alles zusammen. Dort ist die Schaltzentrale für die Beamten, die bei Notrufen rausmüssen. Und dort ist auch der Eingang für Menschen, die Anzeige erstatten wollen. Von der Friedrich-Klippert-Straße geht es für sie rein, wo hinter einer Glasfront das Foyer mit Wartezone ist. Müller meint, dass der Eingangsbereich nichts mit dem im Altbau gemeinsam hat. Statt um eine Handvoll Quadratmeter geht es nun um rund 50.
Im Erdgeschoss sind auch die Zellen. Es gibt welche im vorderen Teil des Gebäudes und welche im hinteren. Unterm Strich kommt Müller auf sieben Einzelzellen und eine Gemeinschaftszelle. Die einen sind vis-à-vis zur Schaltzentrale des Einsatzdienstes, die anderen neben einem Raum, in dem ausschließlich Kühlschränke stehen werden. Zu den hinteren Zellen geht es über eine Autoschleuse, die an die Straße Zum Alten Speicher grenzt. Und wo sich, wenn alles fertig ist, ein Teil der Einsatzwagen reihen soll. Kommissariatsleiter Prien sagt, dass etwa die Hälfte der Polizeiautos beim Gebäude abgestellt werden kann und die andere in einem abgesperrten Bereich des Kontor-Parkdecks. Er spricht von 20 bis 25 Fahrzeugen.

Das Polizeigebäude von der Straße Zum Alten Speicher aus gesehen: Dort wird es eine Autoschleuse geben, die zu den hinteren Zellen führt.
Und davon, dass der Umzug der Beamten im November starten soll. Was später ist als geplant. Dass nicht schon früher umgezogen werden kann, hat damit zu tun, dass gerade andere Einsatzkräfte den Dienstort wechseln. Und zwei Umzüge, meint Architekt Mintert, sind einer zu viel. Darum soll abgewartet werden, bis die Gröpelinger Kollegen eingezogen sind. Auch deshalb, weil jedes der Projekte ein Großprojekt ist – und das im Norden das größere von beiden. Architekt Mintert spricht vom drittgrößten Standort der Polizei. Und davon, dass nur die Zentrale der Bereitschaftskräfte in Huckelriede und das Präsidium in der Vahr größer sind. Im Neubau werden die Beamten auf 4300 Quadratmeter kommen, was fast doppelt so viel ist wie im Altbau an der Kirchheide.
Was aus dem wird, ist zumindest vorerst entschieden. Er soll so lange Sitz des Ordnungsdienstes bleiben, bis das frühere Blumenthaler Rathaus umgebaut ist, wo dessen neue Zentrale eingerichtet werden soll. Es ist nicht die einzige Interimslösung. Ziehen die Einsatzkräfte in den Vegesacker Neubau, soll das Revier im nördlichsten Stadtteil aufgelöst und eine Wache im ehemaligen Verwaltungssitz eröffnet werden. Bis dahin werden die Verkehrs- und Kontaktpolizisten im Arkaden-Komplex beim Kämmerei-Quartier unterkommen. Wo sie über Jahre sein werden. In Lesum dagegen bleibt das Revier erst einmal an der Hindenburgstraße. Architekt Mintert sagt, dass es noch immer keine Alternative für den Standort gibt. Dafür aber einen Termin, wann alle Beamten in das neue Gebäude am Hafen umzogen sein sollen: vor Weihnachten.

Begleitet Bauprojekte für die Polizei: Architekt Holger Mintert.

Managt den Bau des neues Polizeigebäudes am Vegesacker Hafen: Projektleiter Julian Spilker.