Über dieses Gebäude spricht Jan Müller immer wieder mit Architekten. Einmal im Monat, mindestens. Demnächst will sich der Abteilungsleiter Nord-West der Polizei noch häufiger mit ihnen austauschen. Der Neubau des Kommissariats am Vegesacker Hafen geht nämlich in eine neue Phase über: Statt das Gebäude ausschließlich zu planen, soll es jetzt gebaut werden. Wann es mit dem Millionenprojekt losgeht, steht inzwischen fest.
Müller nennt zwar keinen Tag, aber einen Monat: Im August soll Grundsteinlegung sein. Holger Mintert nickt. Er gehört zu den Planern, mit denen der Polizeichef regelmäßig über den neuen Standort der Beamten redet. Mintert ist nicht bloß Architekt, er leitet auch das Referat, das sich bei der Innenbehörde um Gebäude kümmert – auch um solche, die es bisher nur auf dem Papier gibt. An diesem Morgen haben die beiden Vertreter des Innenressorts eine Handvoll Computerbilder vor sich, die zeigen, wie alles werden soll: hier das Kommissariat von vorne, dort von der Seite. Und dazwischen immer wieder Ansichten von drinnen.
Manche Entwürfe sind noch mal überarbeitet worden. Zum Beispiel die von der Front. Bei der hellen Fassade und dem Eingang an der Friedrich-Klippert-Straße ist es geblieben, nur nicht bei der Zahl der Fenster. Entscheider der Baubehörde wollten ein paar weniger. Das Innenressort, sagt Mintert, ist gar nicht erst gefragt worden. Brauchte es auch nicht. Es kümmert sich, wenn man so will, ums Wesentliche: um alles, was in dem Komplex ist, der vorne fünf Geschosse und hinten vier hat. Und der auf eine Nutzfläche von rund 3900 Quadratmeter kommt, was etwa 2000 mehr sind als im Altbau an der Kirchheide.

Das Foyer von oben: vorne die Wartezone, hinten der Empfangsraum.
Polizeichef Müller tippt mit dem Finger auf eines der Bilder. So, meint er, wird das Foyer aussehen. Links führt eine Treppe nach oben, rechts ein Lift. Und zwischen beiden wird an einer Wand zu lesen sein, wer in diesem Gebäude der Hausherr ist. Dass erst ein Höhenabsatz überwunden werden muss, hat mit dem Gefälle des früheren Haven-Höövt-Geländes zu tun. Auch ins inzwischen abgerissene Einkaufszentrum ging es für Besucher zunächst ein paar Stufen aufwärts. Dessen gläserner Eingang gegenüber des Bahnhofsplatzes war fast genau an derselben Stelle, wo jetzt der fürs neue Polizeikommissariat gebaut wird.
Das Foyer ist zugleich Wartezone. Stühle reihen sich wenige Meter von einer Tür entfernt, die zum Empfang führt. Dahinter sind die Büros der Zentralen Anzeigenaufnahme. Liegenschaftsmanager Mintert spricht von einem halben Dutzend. Und davon, dass der größte Teil des Erdgeschosses dem Einsatzdienst vorbehalten ist. Schließlich ist er es, der sofort raus muss, wenn jemand 110 gewählt hat – und darum die kürzesten Wege braucht. Die Einsatzfahrzeuge parken wahlweise vor und neben dem Gebäude, wo die Straße Zum Alten Speicher verläuft. Dort wird auch das Tor sein, hinter dem der Bereich mit den Zellen ist.
Wer wo in den oberen Etagen unterkommt, ist inzwischen klar geregelt. Gleich über dem Einsatzdienst wird der Revierdienst sein. Und in den Stockwerken darüber sollen die einzelnen Abteilungen des Kommissariats folgen und ganz oben die Kriminalpolizei ihre Räume bekommen. Müller sagt, dass er mittendrin sein Büro haben wird. Zwei Etagen sind über ihm, zwei unter ihm. Seine Fenster gehen nach vorn raus. Der Abteilungsleiter schaut auf den Bahnhofsplatz, wenn er im Norden der Stadt ist. Auch im Westen hat er ein Dienstzimmer. Auch das ist gerade im Entstehen. Auch dieses Kommissariat ist noch lange nicht fertig.

Die Leitstelle des Einsatzdienstes: Dort soll alles zusammenlaufen, was für die Beamten wichtig wird.
Müller zieht quasi zweimal um. Erst mit den einen Kollegen von Walle nach Gröpelingen, dann mit den anderen von der Vegesacker Kirchheide zum Vegesacker Hafen. Der erste Wechsel ist ein halbes Jahr früher. Der Polizeichef nennt ihn die Generalprobe. Das Vorhaben im Bremer Norden ist eine Nummer größer, weil mehr Dienststellen an einem Standort zusammengezogen werden und es am Ende rund 200 Beamte sind, die woanders arbeiten als bisher. Architekt Mintert sagt, dass es einen Umzug von diesen Dimensionen zuletzt vor 20 Jahren gegeben hat. Er vergleicht ihn mit der Eröffnung des Polizeipräsidiums in der Vahr.
Dass der Neubau in Gröpelingen noch nicht fertig ist und der in Vegesack noch gar nicht begonnen hat, obwohl beide eigentlich längst weiter sein sollten, ist für Mintert kaum verwunderlich. Er sagt, solche Schwierigkeiten, wie es sie in den vergangenen drei Jahren in der Baubranche gegeben hat, noch nie erlebt zu haben. Und dass die Innenbehörde keine Nachteile dadurch hat, dass jetzt alles später kommt. Sie zahlt erst Miete, wenn die Einsatzkräfte ins Gebäude können. Und auch nur die Summe, die zuvor vertraglich geregelt wurde. Das Risiko für steigende Baukosten trägt Mintert zufolge allein der Projektentwickler.
Ursprünglich hatte Max Zeitz geglaubt, dass der 20-Millionen-Euro-Komplex für die Polizei im nächsten Jahr fertig wird. Dann kamen erst Corona, später der Ukraine-Krieg – und nannte er schließlich einen neuen Termin, den auch der Referatsleiter der Innenbehörde nennt: 2025, ohne zu sagen, wann genau 2025. Mintert meint, dass die Grundsteinlegung mal für Mai vorgesehen war, dann aber das Setzen der Pfähle, die den Untergrund des Areals am Hafen tragfähiger machen sollen, länger gedauert hat als geplant, weil auch mehr Pfeiler in den Boden mussten als gedacht. Der Architekt spricht von Hunderten, die zusätzlich in die Erde kamen.