Jahr für Jahr müssen mehrere Hundert Bäume im Bremer Norden gefällt werden. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: Mal führen Sturmschäden oder Krankheiten dazu, dass die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben ist. Mal stehen sie einem Bauprojekt im Weg und müssen deshalb weichen. Wie viele Gehölze in den kommenden Wochen im Bremer Norden gefällt werden und warum noch nicht feststeht, wie viele davon nachgepflanzt werden können, ein Überblick.
Wie viele Bäume im Bremer Norden gefällt werden müssen
Für die aktuelle Saison, die noch bis Ende Februar läuft, sind in Blumenthal 99 Fällungen vorgesehen. Das geht aus einer Vorlage hervor, mit der sich die Städtische Deputation für Umwelt, Klima und Landwirtschaft in der vergangenen Woche befasst hat. Das Gros der Bäume, 58, müssen demnach aus Verkehrssicherheitsgründen weichen. Die übrigen Gehölze sind abgestorben oder stehen Baumaßnahmen im Weg. Ähnlich sieht auch die Statistik für Burglesum aus: Dort müssen insgesamt 94 Bäume gefällt werden, 67 davon aus Verkehrssicherheitsgründen. Die wenigsten Fällungen sind in Vegesack vorgesehen: Für das Mittelzentrum kommt die Behörde auf 73 Gewächse, die weichen müssen. Der häufigste Grund ist auch dort die Verkehrssicherheit (45).
Die Behörde verweist allerdings darauf, dass die Statistik keineswegs vollständig ist. Die Auflistung beinhalte ausschließlich Bäume, die vom Umweltbetrieb Bremen beziehungsweise von der Hanseatischen Naturentwicklung GmbH gepflegt werden. "Ein nicht unerheblicher Anteil des bremischen Baumbestandes entfällt auf andere Bedarfs- beziehungsweise Unterhaltungsträger", heißt es in dem Papier. Dazu zählten etwa die Wirtschaftsförderung Bremen sowie die Bremer Straßenbahn AG.
Wie viele Bäume nachgepflanzt werden
Eine konkrete Zahl kann die Behörde derzeit noch nicht nennen. "Die Umsetzung von Nachpflanzungen in 2024/2025 hängt von der finanziellen Ausstattung des Umweltbetriebes Bremen ab", heißt es dazu. Erst wenn die Haushaltsverhandlungen für die Jahre 2024 und 2025 abgeschlossen seien, stehe auch fest, wie viele Bäume nachgepflanzt werden können.
Der Umweltbetrieb sowie die senatorische Behörde rechnen jedoch mit durchschnittlich 500 Bäumen pro Jahr, die bremenweit an Straßen nachgepflanzt werden müssten. Weitere 200 kämen in Grünanlagen dazu. Die Kosten dafür beliefen sich auf insgesamt rund 3,4 Millionen Euro. Diese Zahlen seien jedoch eher als Orientierung zu verstehen, um etwa Haushaltsmittel einwerben zu können, sagt Ramona Schlee. "Eine konkrete Anzahl pro Jahr pro Stadtteil beziehungsweise Region lässt sich daraus aber nicht ableiten", so die Sprecherin von Umweltsenatorin Kathrin Moosdorf (Grüne).
Welche Aufgaben Bäume haben
Die senatorische Behörde verfolge das Ziel, die Zahl der Bäume in Bremen zu erhöhen. Das passiere unter anderem durch sogenannte Klimawälder. "Wälder haben eine wichtige Funktion als sogenannte Kohlenstoffsenken, da große und langlebige Pflanzen wie Bäume viel Biomasse bilden und mehr Kohlenstoff binden als kleine Pflanzen", sagt Schlee. "Daher sind Erstaufforstungen oder die eigendynamische Entwicklung von Wäldern ohne forstwirtschaftliche Nutzung mit weitgehend natürlicher Wald- und Bodenentwicklung als Klimawald vorgesehen. Durch die naturnahe Entwicklung soll ein Maximum an Kohlenstoffbindung im Wald ermöglicht werden, da in einem naturnahen Wald mehr Pflanzen als in einem naturfernen Wald wachsen und sich eine Humusschicht im Boden ausbildet." Dadurch, dass Bäume aus Klimawäldern nicht gefällt werden, sei das Kohlendioxid dauerhaft in den Pflanzen gespeichert. Darüber hinaus werde durch eine bodenschonende Pflanzung die Kohlenstoffbindung optimiert.
Wo es in Bremen bereits Klimawälder gibt
Laut Deputationsvorlage gibt es bisher fünf Klimawälder in der Hansestadt. Einer davon befindet sich in Blumenthal. "Gepflanzt wurde ein Hektar Fläche in Rekum, nördlich der Hospitalstraße", so die Sprecherin. Weitere Gebiete gibt es in Hemelingen, Huchting und Osterholz. Zusammen kämen alle Klimawälder auf eine Fläche von sieben Hektar. Nicht auf der Liste steht der Klimawald im Werderland. Im Mai vergangenen Jahres pflanzte die damalige Umweltsenatorin Maike Schaefer (Grüne) dort die letzten Eichen.
Wo im Bremer Norden weitere Klimawälder entstehen könnten
Perspektivisch soll die Zahl der Klimawälder in der Hansestadt steigen. Doch geeignete Grundstücke dafür zu finden, ist schwierig. "In einem Stadtstaat sind naturgemäß die Flächen sehr begrenzt. Das Angebot an freien, zur Verfügung stehenden und geeigneten Flächen, um darauf einen Klimawald zu pflanzen, ist daher als gering zu bezeichnen", sagt Schlee. "Hinzu kommen vielfältige Nutzungsinteressen für die sehr begrenzt vorhandenen Flächen." Im Bremer Norden gebe es nur noch ein weiteres Areal, das zum Klimawald werden könnte: Es befindet sich nördlich des Burgwallstadions in Blumenthal und ist 0,2 Hektar groß.