Über Jahre ist an einem Konzept gearbeitet worden, um das sogenannte Tidenhus des Speicher-Quartiers zu einem Haus für Ältere zu machen – inzwischen steht fest, dass es beim ursprünglichen Plan nicht bleiben wird: Die Stiftung Friedehorst, die Ankermieterin werden wollte, hat Abstand von dem Millionenvorhaben genommen. Mit der Folge, dass Projektentwickler Max Zeitz einen anderen Nutzer suchen musste. Und, wenn man so will, sich selbst gefunden hat. Seine Stadtquartiersgesellschaft wird jetzt das Gebäude übernehmen und Angebote für Senioren schaffen. Allerdings andere als bisher gedacht.
Die Entscheidung, dass Friedehorst als Partner nicht mehr dabei ist, fiel im vergangenen Jahr. Nach Angaben von Stiftungssprecher Timo Koschnick wurde das Mietverhältnis im beiderseitigen Einvernehmen aufgehoben. Er sagt, was Tidenhus-Projektbeauftragte Frauke Wantje ähnlich sagt: Dass sich bei den Entscheidern der diakonischen Einrichtung im Lauf der Zeit die Prioritäten verändert haben. Dass das Campus-Projekt von Friedehorst auf dem eigenen Gelände in Lesum immer größer und darum immer bedeutsamer geworden ist. Und dass zwei Vorhaben von diesen Dimensionen am Ende ein Projekt zu viel waren.
Die Stiftung war bisher – mit Ausnahme einer Gewerbeeinheit – als einziger Nutzer des mehrgeschossigen Tidenhuses vorgesehen: Friedehorst wollte auf einer Grundfläche von fast 4500 Quadratmetern mehrere Angebote für Ältere schaffen. Geplant waren 25 Wohnungen und zwei Wohngemeinschaften für Demenzpatienten mit jeweils zwölf Plätzen. Dazu sollte eine Tagespflege-Einrichtung für 15 Senioren und ein Büro von Friedehorst mobil kommen. Über das Konzept und wie alles werden sollte, wurde seit 2021 gesprochen. Ein Jahr später zeigte Zeitz' Projektentwicklungsgesellschaft erstmals Detailansichten vom Haus.
Von außen wird alles so bleiben. Muss es laut Wantje auch. Sie begründet das mit dem städtebaulichen Wettbewerb, den es fürs Speicher-Quartier gab. Und damit, dass die Pläne für die Baukörper nicht mehr so einfach geändert werden können, nur weil im Inneren einiges anders wird: Das Gebäude soll jetzt ein reines Gebäude fürs Servicewohnen werden. So wie das Haus Vier Deichgrafen der Bremer Heimstiftung in der Nachbarschaft. Wantje spricht von 41 Wohnungen für ältere Menschen mit und ohne Pflegegrad. Und von mehreren Serviceangeboten, die es geben soll – für die Bewohner, aber auch für andere.
Café, Kiosk, Friseur, Hausarzt, Physiotherapeut, Sportbereich: Das komplette Parterre ist jetzt als Servicebereich konzipiert. Die Projektbeauftragte sagt, dass mit ihm keine Konkurrenz zum Angebot der Heimstiftung geschaffen werden soll, sondern eine Ergänzung. Jeder soll die Angebote im Tidenhus nutzen können – und unter Umständen auch jede Veranstaltung. Wantje spricht von einer festen Ansprechpartnerin, die es im Haus geben wird. Von Treffen und Ausflügen, die diese Ansprechpartnerin organisiert. Und davon, dass es das Ziel ist, aus Nachbarn eine Gemeinschaft zu machen, die Hilfe bekommt und sich gegenseitig hilft.
Die kleinste Wohnung im Tidenhus ist eine Ein-Zimmer-Wohnung und die größte eine Vier-Zimmer-Wohnung. Von Ersterer gibt zwei, von Letzterer eine. Dazu kommen nach Rechnung der Projektbeauftragten 21 Zwei-Zimmer- und 17 Drei-Zimmer-Wohnungen. Alle sind in den Obergeschossen vorgesehen. Die größte Wohnung – sie soll auf 100 Quadratmeter kommen – ist zugleich eine Dachgeschosswohnung. Der öffentliche Service- und der private Wohnbereich sind nach Wantjes' Worten klar voneinander getrennt. Und wer nicht im Haus wohnt, kann ihr zufolge auch nicht ohne Weiteres in die oberen Etagen.
Dass Servicewohnen gefragt ist, weiß sie nicht nur aus Branchenberichten. Für die Wohnungen im Tidenhus gibt es ihr zufolge seit Längerem regelmäßig Anfragen und deshalb auch eine Liste an Interessenten. Wann endgültig klar sein soll, wer einziehen wird, ist noch offen. Anders als das Bauende fürs Haus. Laut Wantje soll es im Dezember 2025 so weit sein. Was zwei Jahre vor der Fertigstellung des letzten Gebäude wäre, das im Speicher-Quartier geplant ist. Unterm Strich sind bei dem 144-Millionen-Euro-Projekt sechs Neubauten vorgesehen.