Um sie voranzubringen, ist die Maritime Meile schon häufiger untersucht worden – nur eben voran, ging es mit ihr nicht. Das stellten zuletzt Tourismus- und Marketing-Studenten der Hochschule fest, die sich in diesem Jahr fast drei Monate lang mit den Problemen und Potenzialen des Vegesacker Weserufers beschäftigt haben. Jetzt steht eine weitere Analyse des Gebiets bevor. Und die soll größer ausfallen und teurer werden, als es der Senat bisher angekündigt hat.
Dass sich die Stadt mit der Vegesacker Uferzone befassen will, hat sie bereits im Frühjahr angekündigt. Damals ging es ihr um eine Reaktion auf den Schulschiff-Verein, der immer wieder über den Standort des Großseglers an der Maritimen Meile geklagt hatte – und darum, welche Impulse vom neuen Stadtquartier am Museumshaven auf die Uferzone und die benachbarten Wohnviertel zu erwarten sind. 15.000 Euro stellte die Landesregierung für Gutachter und eine neue Expertise in Aussicht.
Weil das Schulschiff inzwischen weg ist, hat sich Jörn Gieschen dafür eingesetzt, den Analyse-Schwerpunkt zu verlegen: auf den Ausbau von Angeboten, von denen nicht nur die Meile und die Fußgängerzone profitieren, sondern die umliegenden Quartiere und Stadtteile gleich mit. Und weil der Geschäftsführer des Vegesack Marketing findet, dass 15.000 Euro nicht allzu viel sind im Vergleich zu anderen Gutachterbudgets, verhandelt er seit Längerem mit der Wirtschaftsbehörde über einen höheren Betrag.
Im Grunde hofft er, dass die Summe für mehr reicht als eine Studie. Gieschen spricht von einem Strategiepapier für die Meile, den Stadtteil, die Region. Und davon, dass dieses Papier am besten auf ein anderes aufbaut. Vor sieben Jahren war das Dortmunder Büro Heinze und Partner eingeschaltet worden, um ein Freizeit- und Naherholungskonzept für Vegesack, Burglesum und Blumenthal zu entwickeln. Die Organisationsberater sollen für ihre Arbeit eine mittlere fünfstellige Summe bekommen haben.
Mit einem ähnlich hohen Betrag kann neuerdings auch Gieschen rechnen. Nach Angaben von Christoph Sonnenberg ist jetzt viermal so viel Geld bewilligt worden als ursprünglich geplant: 60.000 Euro. Der stellvertretende Sprecher von Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt (Linke) sagt, dass der Betrag aus dem Zukunftsfonds für die Innenstädte stammt. Ihm zufolge waren die 15.000 Euro zunächst dafür vorgesehen gewesen, Workshops und die Ausschreibung eines Entwicklungskonzeptes vorzubereiten.
Gieschen setzt darauf, dass das Geld im nächsten Jahr bereitsteht. Und dass das neue Beraterbüro quasi alle Interessen in einem Konzept bündelt: die der Bewohner, der Besucher, der Kaufleute, der maritimen Vereine. Der Marketing-Chef will wegkommen von den vielen Einzelvorhaben, die immer mal wieder für die Meile und dessen Umfeld gefordert werden – und hin zu einem Gesamtpaket an Projekten, die nach und nach abgearbeitet werden, um den Standort nachhaltig voranzubringen.
Dass das immer wieder versucht worden war, aber letztlich nicht gelungen ist, hatten schon die Dortmunder Strategieberater festgestellt. Ihr Papier behäftigte sich seitenlang mit den touristischen Potenzialen, vor allem den ungenutzten. Sie kamen zu dem Schluss, dass die Angebote für Besucher "nur in Maßen originell" sind. Dass die nördlichen Stadtteile im Vergleich zu anderen Gebieten Bremens "eine unbefriedigende dritte Wahl" darstellen. Und dass ihre "Selbstdarstellung vollkommen untauglich" ist.
Das Fazit der Hochschüler, die im Sommer das Weserufer zum Forschungsfeld gemacht haben, fällt ähnlich aus. Auch sie vermissen ein gemeinsames Auftreten der Akteure. Auch sie finden, dass die Angebotspalette noch nicht ausgereizt ist. Und schlagen im Grunde vor, was auch Marketing-Geschäftsführer Gieschen will: Dass sich die Gruppe, die sich für die Meile einsetzt, zunächst einmal auf eine gemeinsame Strategie verständigt und gleichzeitig größer wird, um gegenüber der Politik fordernder auftreten zu können.
Gieschen findet, dass die Hochschüler einen guten Job gemacht haben. Einen so guten sogar, dass jetzt gefragt werden soll, ob eine zweite Studentengruppe im nächsten Jahr dort weitermachen kann, wo die erste aufgehört hat – und damit nicht nur Strategieberater zum wiederholten Mal auf den Norden schauen.