Es wird wieder so kommen. Am ersten August-Wochenende schwappt das Festival Maritim wieder auf die Fähren über, die zwischen Vegesack und Lemwerder ihre Bahnen ziehen. Und sehr wahrscheinlich werden sie auch diesmal wieder mitten auf dem Fluss im Kreis fahren. "Ehrenrunden" nennt Andreas Koop diese launigen Schiffs-Volten auf der Weser. Zumindest war es in den vergangenen Jahren so. Der 63-Jährige ist seit fast einem Vierteljahrhundert Fährmann auf der Linie und hat seitdem nahezu jedes Festival Maritim in seiner Schicht erlebt. Wenn an der Vegesacker Waterkant die Chöre und Bands feiern, so seine Erfahrung, ist auch der Fährbetrieb ein anderer.
Allein schon wegen der Flut an Fahrgästen. Keine Seltenheit, sagt der Fährmann, dass sie Schlange stehen müssen, um aufs Schiff zu kommen. Das fange am Vormittag an mit den Chören und Bands, die in Niedersachsen ihr Quartier haben und rüber wollen nach Vegesack. Schotten in kurzen Röcken, gut gelaunte holländische Sängerinnen und Sänger oder Musiker mit ihren Instrumenten – sie alle strömen auf die Fähre. Morgens um zehn schon so in Feierlaune, dass sie die Fährmänner schunkelnd einhaken. Oder die Fahrgäste, die sich regulär über den Fluss bringen lassen. Es ist Festival Maritim "und die Leute sind alle gut drauf". Nicht ungewöhnlich, "dass uns jemand zum Tänzchen auffordert".
Schwerstarbeit für die Fährleute
Ohne Humor, sagt Andreas Koop, geht es an solchen Tagen nicht. Denn bei aller guten Laune – das Festival ist für das Fährpersonal auch eine stressige Zeit. Fahrkartenverkauf im Akkord. Im schlimmsten Fall zahlen alle mit Münzen – dann wiegt die Kasse, die der Fährmann wie eine Umhängetasche trägt, ruckzuck mehr als fünf Kilo. Wer beim Einkaufen schon mal fünf Pakete Mehl nach Hause getragen hat, weiß, was das bedeutet. Wenn dann auch noch die Sonne für schweißtreibende Hitze sorgt, leisten die Fährleute körperliche Schwerstarbeit.
Dafür haben sie aber stundenlang Live-Konzert. Die Musik schallt sogar rüber bis Lemwerder. Unmittelbaren Konzert-Genuss gibt es zudem, wenn Chöre und Bands auf der Fähre auftreten. "Manche Fahrgäste fragen gezielt danach und kommen extra deswegen aufs Schiff." Andere "liebe Fahrgäste", wie Andreas Koop sie nennt, "bringen uns Eis, Bratwurst oder Berliner". Die Palette an Erlebnissen ist bunt. Es gibt auch Fahrgäste, die so sehr gefeiert haben, dass sie auf der kurzen Überfahrt über der Reling hängen müssen. "Und manchmal sind wir auch Weckdienst", erzählt der Fährmann von einer schlafenden Person, die sie von der Rampe aufsammeln mussten, die zur Fähre hinunterführt. "Wir nehmen das mit Humor", sagt er. "So ein Festival ist schließlich was ganz Besonderes im Jahr."