Festivalveranstalter stehen ohnehin vor großen Herausforderungen – sei es finanzieller oder organisatorischer Art. Ein witterungstechnisch durchwachsener Sommer kam in den vergangenen Monaten noch dazu. Wie die Festivalmacher die Saison einschätzen. Ein Überblick.
Festival Maritim: Der Sonnabendabend beim Festival Maritim ist richtiggehend ins Wasser gefallen. Trotzten die Besucher dem nahenden Regen zunächst noch mit Schirmen oder unter Bierwagen und Bäumen, war um 19.30 Uhr Schluss. Ein Novum. Die Bilanz der Veranstalter fällt trotzdem positiv aus. "Wir sind super glücklich", sagt Jörn Gieschen vom Vegesack Marketing. Man habe allen Widrigkeiten – Zugausfälle, Straßensperrungen und schließlich dem Wetter – getrotzt und bei den Besucherzahlen sogar einen Zuwachs erreicht. "Wir sind auf die 90.000 zugegegangen", sagt Gieschen. Gleichwohl habe sich der Abbruch am Sonnabend in den Kassen der Schausteller bemerkbar gemacht. Das zeige, dass das Konzept nach wie vor funktioniere und das Festival Maritim auf der Bremer Veranstaltungskarte als Höhepunkt zurück sei. "Jetzt beginnt der Kampf für 2024", sagt Jörn Gieschen mit Blick auf die nächste Auflage des Seemusic-Festivals. Die ersten Gespräche mit dem Wirtschaftsressort liefen bereits. Ein Termin steht bereits fest: 2. bis 4. August 2024.
Sommer in Lesmona: Die Klassikveranstaltung Sommer in Lesmona in Knoops Park ist aus dem Bremen-Norder Veranstaltungskalender nicht wegzudenken. In diesem Jahr durften die Veranstalter sogar einen Besucherrekord verzeichnen – und zwar am Familiensonntag. "Das Festival gehört zu den absoluten Sommer-Highlights im Bremer Norden und war auch in diesem Jahr hervorragend besucht", sagt Oliver Rau, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Bremen. Erfreulicherweise sei die Veranstaltung von allen pandemiebezogenen Einschränkungen der Vorjahre befreit gewesen. "Wir wissen, dass es dennoch schwierig wird, das hohe Niveau angesichts der allgemeinen Kostensteigerungen auch in Zukunft zu halten“, räumt Rau ein.
Dixieland-Tage: "Wir sind so gerade eben am schlechten Wetter vorbeigeschrammt", sagt Lutz Hößelbarth, Organisator der Dixieland-Tage am Lesumhafen. Rundum zufrieden ist Hößelbarth jedoch nicht. "Wenn wir mit Eintrittsgeld kalkulieren würden, wäre es das letzte Dixieland gewesen", schätzt er. Denn anstatt der üblicherweise 3000 bis 4000 Besucher hätten in diesem Jahr nur etwa 1200 den Weg zum Lesumhafen angetreten. Wirtschaftlich gesehen ist das zu wenig. "Ich bin froh, dass unsere Sponsoren Jahr für Jahr am Ball bleiben", sagt Hößelbarth. Daher werde er die Dixieland-Tage voraussichtlich auch in den kommenden beiden Jahren veranstalten. Die Qualität der Musik – die im übrigen für die Besucher kostenfrei zu genießen war – sei mehr als zufriedenstellend gewesen. Zudem hätten trotz einiger Regenphasen alle Formationen spielen können. Die Lasershow am Samstagabend sei zudem gut angekommen und hätte auch junges Publikum angelockt.
Kunst unter freiem Himmel: Zur Langen Nacht der Museen feierte die Skulpturenausstellung "Schwebende Wasser" von Willi Weiner ihre Vernissage in Knoops Park. "Wir sind dort von Besuchern förmlich überrannt worden", sagt Elvira Krol von der Wirtschaftsförderung Bremen. Auch die folgenden Führungen und das Künstlerfrühstück seien gut gelaufen. "Das war sogar überbucht", sagt sie. Gerade der Kubus als kleine 24/7-Kunsthalle habe hervorragend funktioniert, sagt Inga Harenborg von der Stiftung Haus Krähnholm. "Sogar die Radfahrer sind reihenweise abgestiegen. Das hätte ich nicht erwartet", sagt sie. Der Kubus sei so zu dem Dialogort geworden, als der er konzipiert worden war. Nun freut sie sich auf die abendliche Illumination, die noch bis in den Oktober zu sehen ist.
Ein positives Fazit zieht Krol auch für das Gartenmusikfestival, das gut besucht gewesen sei und das "Lux Freilicht"-Festival. "Wir waren von der guten Resonanz überrascht. Wir durften bei den einzelnen Veranstaltungen zwischen 60 und 100 Gäste begrüßen", sagt Krol. Lediglich einmal habe es eine Gewitterwarnung gegeben, doch der Termin hätte nachgeholt werden können.
Folk im Park: Bereits im Vorfeld hatte sich Rainer Wendelken über die Rahmenbedingungen für das Folkfestival in Wätjens Park beklagt. Nach dem Festival macht er dies erneut. Diesmal hat er konkrete Beispiele. Die fehlende Infrastruktur im Park ist eine Sache. Viel ärgerlicher findet er aber die Auflagen. Das gelte zum Beispiel für die Fahrzeuge der Bands, die nur kurz in den Park zum Abladen durften oder das Verbot, Fahrräder im Park abzustellen. "Das hat uns richtig Besucher gekostet", sagt er. Vor allem diejenigen, die am Freitag verärgert die Regeln zur Kenntnis genommen hätten, seien womöglich nicht wiedergekommen. Dass der Sonnabend zwischen 16 und 20 Uhr komplett verregnet war, habe zudem zu enormen finanziellen Einbußen bei den Standbetreibern geführt. Das angedeutete Ende für Folk im Park wird dabei kein echtes Ende sein. "Wir ziehen um ins Kämmereiquartier", kündigt Wendelken an. Einen Termin hat er auch schon im Blick: 16. bis 18. August 2024 – dann als Folk im Kämmereiquartier.
Sommersummarum: Die Nordauflage in Knoops Park hätte nach dem Geschmack von Inga Harenborg mehr Besucher verdient gehabt. Als Ursache für die überschaubare Resonanz hat sie vor allem zwei Aspekte ausgemacht. Die Veranstaltung wurde recht kurzfristig angekündigt und war an dem Ort zudem neu. "Die Menschen schauen erstmal. Vor allem, wenn das Programm sich anders gestaltet, als die Besucher es an dem Ort gewohnt sind", sagt Harenborg. Das sei allerdings gewollt: "Wir wollen überraschen. Das ist gelungen und hat auch positive Reaktionen hervorgerufen", sagt Harenborg.