Wie das Laub der Bäume pünktlich zum Herbst seine Farbe wechselt, werden mit schöner Regelmäßigkeit auch die Wände des Gustav-Heinemann-Bürgerhauses Vegesack zu dieser Jahreszeit mit neuen und nicht minder farbenfrohen Fotografien bestückt. Hierfür sorgen traditionell die Fotofreunde Vegesack mit ihrer Jahresausstellung.
Für ihre diesjährige Werkschau, die am Sonnabend eröffnet worden ist, haben sich die Mitglieder mit dem Thema „Laut und leise“ beschäftigt. Insgesamt 56 Aufnahmen sind im Bürgerhaus zu sehen. 14 Fotografinnen und Fotografen haben das Projektthema in jeweils vier Motiven auf vielfältige Weise umgesetzt. Mal plakativ und offensichtlich wie beispielsweise ein von Manfred Malth fotografiertes Flugzeug, ein von Peter Mendrella abgelichtetes Martinshorn, Blasinstrumente in Nahaufnahme von Bernd F. Gruschwitz oder ein euphorisches Festivalpublikum, das Ulrich Reiß auf dem legendären Wacken-Festival fotografierte.
Diese und andere Motive, wie etwa ein von Edyta Finaske abgelichtetes Wecker-Display, transportieren Lautstärke tonlos und rein visuell. Mit leise assoziiert der Betrachter hingegen Stillleben und malerische Naturaufnahmen, die unter anderem von Edeltraut Kück-Hemme, Dieter Onken und Eberhard Altstädt bildlich eingefangen wurden.
Unterschiedliche Lesart
Weitere Exponate entziehen sich indes einer eindeutigen Zuordnung in eine der beiden Themenkategorien, können je nach Lesart und Interpretation beiden zugeordnet werden. Dazu gehört ein von Finaske im Bremerhavener Zoo am Meer fotografierte Fisch, dessen Augen- und Mundstellung einen Schrei vermuten lassen würden. Leider habe sie den Namen der Spezies vergessen, erzählt die Fotografin, die seit drei Jahren den Fotofreunden angehört.
Weitaus länger dabei ist Reinhild Homburg, die in ihren mehr als dreißig Jahren Vereinszugehörigkeit eine eigene, vieldeutige fotografische Bildsprache entwickelt hat. „Das war nicht immer so, vor allem, als ich noch Mitglied im Deutschen Verband für Fotografie war und dort auch an Wettbewerben teilgenommen, Urkunden und Medaillen erhalten habe. Aber irgendwie habe ich gemerkt, dass meine Fotografie sich anders entwickelt“, erklärt Homburg ihre teils abstrakt bis surreal anmutenden Exponate, die sich am ehesten auf einer emotionalen Ebene individuell erschließen. So auch ihr Bild "No!" zum Thema Krieg, eine der wenigen in der Ausstellung vertretenen Collagen.
Die Fotofreunde wollen mit ihren Ausstellungen unter anderem vermitteln, dass sich auch mit vergleichsweise einfachen Werkzeugen beeindruckende Fotografien erzeugen lassen. Die Collage sei durchaus ein zulässiges Stilmittel, „solange alle Elemente zuvor durch den Urheber selbst fotografiert wurden“, erklärt der Fotofreunde-Vorsitzende Ulrich Reiß, der auch außerhalb des Vereins als Dozent Photoshop-Kurse und -schulungen anbietet und somit mit dem Thema digitale Bildnachbearbeitung bestens vertraut ist.
Neues Domizil gesucht
Auch Nachbearbeitungen mittels Künstlicher Intelligenz seien durchaus im Rahmen des Vorstellbaren. Doch: „Die meisten von den Fotofreunden möchten ihre Bilder aber so wenig wie möglich bearbeiten“, sagt Reiß, der seit 29 Jahren dem Verein vorsteht. Eine weitaus größere Herausforderung für den derzeit 21 Mitglieder zählenden Verein stellt aktuell die Suche nach einer neuen Vereinsheimat dar: „Derzeit haben wir unser Domizil im Gemeindehaus der Kirche Alt-Aumund. Da die Kirchen in Bremen-Nord zusammengelegt werden und manche Gebäude geschlossen werden, ist unser zukünftiger Verbleib in den dortigen Räumen mit einem großen Fragezeichen behaftet“, erklärt der Vorsitzende.
Wer dem Verein nutzbare Räumlichkeiten inklusive Lagermöglichkeiten für Fotoausrüstungen anbieten oder aber sich als potenzielles künftiges Mitglied vorstellen möchte, kann mit den Fotofreunden über deren Homepage www.fotofreunde-vegesack.de Kontakt aufnehmen. Die Ausstellung "Laut und leise" ist bis 22. November im Bürgerhaus Vegesack zu sehen.

Zum Projektthema ”Laut und leise” hat Edyta Finaske eine Schnecke fotografiert.

Mit dieser Aufnahme von Blasinstrumenten hat Bernd Gruschwitz das Thema umgesetzt.

Der Vorsitzende Ulrich Reiß spricht zur Eröffnung der Ausstellung.