Die Pläne zur Fusion laufen schon seit einiger Zeit und wurden von den jeweiligen Gemeindemitgliedern befürwortet. Die Kirchengemeinden Alt-Aumund, die Christophorusgemeinde, die Gemeinde Aumund reformiert sowie die Kirchengemeinde Vegesack wollen sich zu einer Gemeinde zusammenschließen. Jetzt hat auch der Kirchentag, das Parlament der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), dem Fusionsantrag der vier Gemeinden und dem damit verbundenen Kirchengesetz zugestimmt. Während der zweitägigen Tagung im Gustav-Heinemann-Bürgerhaus haben die Delegierten den Antrag auf Fusion einstimmig angenommen. Die vier Gemeinden sind somit ab dem 1. Januar des kommenden Jahres zur Evangelischen Kirchengemeinde Aumund-Vegesack zusammengeschlossen.
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Als ein „großes Ereignis“ würdigte BEK-Schriftführer Pastor Bernd Kuschnerus den Fusionsprozess. Neben den vier Nordbremer Gemeinden hatten sich auch die Kirchengemeinden Guter Hirte, Hemelingen, Melanchthon und Versöhnung zur Fusion entschlossen, was vom Kirchentag ebenfalls einstimmig angenommen wurde. Ab dem 1. Januar zählt die Bremische Evangelische Kirche mit ihren derzeit 58 Gemeinden noch 52 Gemeinden.
„Gesellschaftliche Veränderungen haben immer Auswirkungen auf die Kirche“, sagte der Schriftführer und wies auf die sinkenden Mitgliederzahlen hin. „Wenn wir in die Zukunft gehen wollen“, fügte Bernd Kuschnerus hinzu, „müssen wir dafür alte Strukturen aufgeben, um etwas Neues zu gewinnen.“ Das koste viel Kraft. Aber Kirche verschließe vor den notwendigen Veränderungen nicht die Augen, sondern reagiere aktiv. Er habe „Hochachtung vor allen Menschen, die sich ehren- und hauptamtlich diesen Prozessen stellen“. Auch die Präsidentin des Kirchentags, Edda Bosse, würdigte die Fusionsprozesse. Sie dankte allen Akteuren, „die diesen Schritt in teils atemberaubender Geschwindigkeit und großer Entschlossenheit vollzogen haben“.
Für die künftige Gemeinde Aumund-Vegesack ersannen die beiden Pastorinnen Ulrike Bänsch und Jennifer Kauther die Fortsetzung des Märchens von den Bremer Stadtmusikanten. „Was passierte nach der langen gemeinsamen Wegstrecke der vier sehr unterschiedlichen Gesellen“, fragten sie und entwarfen zwei Szenarien. Szenario Nummer eins lässt Esel, Hund, Katze und Hahn im Alltag ankommen, „auf engerem Raum mit Abschieden von Vertrautem und mit den anstrengenden Verhaltensweisen der jeweils anderen“ - bis am Ende alle genervt sind.
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Szenario Nummer zwei - „damit es nicht soweit kommt“ - rückt in den Blick, Talente einzubringen, sich zu vertrauen und zusammenzuhalten. „Liebe und Geduld, Nachsicht mit den Eigenheiten der anderen – das alles gehört zu einem guten Zusammenleben nach der ersten Euphorie“, schildern die beiden Pastorinnen. Gastfreundschaft, eine offene Tür und die geteilte Hoffnung seien wichtige Zutaten für das Gelingen des Zusammenlebens. „Wir kennen einander gut und wissen, was wir tun und worauf wir uns einlassen, wenn wir noch enger zusammenrücken“, schilderte Ulrike Bänsch. „Wir haben bereits gemeinsam schmerzliche Entscheidungen hinter uns, was das Aufgeben von Gebäuden angeht. Jetzt schauen wir zuversichtlich gemeinsam in die Zukunft und arbeiten dafür, gemeinsam Kirche für die Menschen in Aumund und Vegesack zu sein.“ Und darauf freue man sich.