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Steingut-Quartier in Grohn Bürger bringen sich ein

Wie wird das geplante Steingut-Quartier an den Verkehr angebunden? Und was passiert mit der Kanalisation? Diese und andere Fragen wurden am Donnerstagabend im Rahmen einer Einwohnerversammlung geklärt.
03.09.2021, 19:00 Uhr
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Bürger bringen sich ein
Von Aljoscha-Marcello Dohme

Auf dem Gelände der Norddeutschen Steingut AG in Grohn soll ein produktives Wohngebiet entstehen. Produktiv bedeutet in diesem Fall, dass neben Wohnhäusern auch Gewerbeflächen vorgesehen sind. Doch damit dieses Vorhaben umgesetzt werden kann, muss zunächst der Flächennutzungsplan geändert werden. Deshalb fand am Donnerstagabend eine Einwohnerversammlung statt, bei der Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit hatten, sich inhaltlich einzubringen und ihre Fragen zu dem Projekt an Vertreter der Behörden zu stellen.

Dabei wurde unter anderem über die Verkehrsanbindung des Quartiers diskutiert. "Es werden sehr viele Wohnungen auf der Fläche entstehen, die auch neue Bürger bedeuten. Dadurch kommen nicht nur Fahrräder in das Gebiet, sondern auch Autos", gab ein Anwohner zu bedenken. Inwieweit sich das Verkehrsaufkommen durch das neue Quartier erhöhen wird, ließe sich in einem so frühen Stadium allerdings noch nicht genau sagen. Dennoch seien bereits erste Aussagen getroffen worden, die in den nächsten Arbeitsschritten konkretisiert würden, erklärte Sarah-Carina Bruhse. "Das Steingut-Quartier soll autoarm entwickelt werden, um eine hohe Aufenthaltsqualität zu erzielen", informierte die Referentin für Flächennutzungsplanung bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Deshalb solle die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln optimiert werden. Es sei angedacht, das Quartier mit einem Bus zu erschließen. Außerdem sei eine Vernetzung der umliegenden Gebiete mit Fuß- und Radwegen vorgesehen.

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Während die Verkehrsanbindung noch genauer ausgearbeitet werden muss, sind die Planer an anderer Stelle schon deutlich weiter. Ziel sei, dass jeweils 50 Prozent der Fläche für Gewerbe beziehungsweise Wohnungsbau genutzt werde. "Auf der einen Seite befindet sich der sogenannte Science Park. Dieser Bereich wird hauptsächlich gewerbliche Baufläche werden", sagte Stefanie Rohbeck vom Bauamt Bremen-Nord. Gleiches gelte für den Bereich entlang der Bahnlinie. "Im Moment ist es gar nicht möglich, direkt an der Regio-S-Bahn ausschließlich Wohnen zu planen", so Rohbeck. "Das geht aus Vorsorgegründen der Stadt Bremen nicht." Deshalb sei eine Gewerberiegel an der Bahnstrecke vorgesehen.

Für Beiratsmitglied Karl Brönnle (Linke) stellte sich allerdings die Frage, ob es überhaupt Interessenten für eine gewerbliche Nutzung gibt? Eine solche Nachfrage sieht die Behörde etwa von ortsansässigen Handwerkern. "Das merken wir immer wieder. Auch in Blumenthal beispielsweise gibt es regelmäßig Nachfragen von Handwerksbetrieben, die sich verändern müssen oder wollen", sagte Rohbeck. Für diese Zielgruppe gebe es im Steingut-Quartier potenzial. Doch wie viele Firmen sich dort einmal ansiedeln werden, ließe sich noch nicht sagen. "Das wäre ein Blick in die Glaskugel", so die Behördenvertreterin.

Gleiches gelte für die Zahl der Wohnungen, die auf dem Gelände entstehen. "Wir werden hier nennenswerte Wohneinheiten schaffen", prognostizierte Rohbeck. Aktuell gehe sie von einer Menge im dreistelligen Bereich aus. "Die konkrete Anzahl ergibt sich aus dem Wettbewerb, der gerade erst ausgelobt wurde", ergänzte sie.

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Gesprochen wurde auch über die Kanalisation in dem Gebiet. "Wir haben im Moment die Situation, dass das Gelände der Norddeutschen Steingut nahezu komplett versiegelt ist", sagte ein Anwohner. Das habe bei Starkregen zur Folge, dass die Kanalschächte zur Vegesacker Heerstraße hin überlaufen würden. Deshalb stelle sich ihm die Frage, ob die Kanalisation erneuert wird? Das sei abhängig von der Zahl der Wohnungen und Gewerbeflächen, die auf dem Gelände entstehen, antwortete Stefanie Rohbeck. "Die Frage nach der Kanalisation beschäftigt uns daher relativ zum Schluss", so die Behördenvertreterin. Vor dem Hintergrund der Flutkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz hätten sich die Planer allerdings schon ein paar Gedanken zu dem Thema gemacht. "Aktuell sind wir in der Prüfung, was auf dem Gelände versickern kann, und was nicht", sagte sie.

Dabei spiele auch die Tatsache eine Rolle, dass das gesamte Gelände demnächst zum Wasserschutzgebiet erklärt werde. Bei ersten Untersuchen sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass entsprechende Versickerungsmöglichkeiten vorhanden seien. "Wir können zum jetzigen Zeitpunkt allerdings nicht ausschließen, dass es Altlasten gibt. Das widerspricht sich ein wenig", gestand Rohbeck. Die Frage der Altlasten könne erst später während des Abrisses geklärt werden.

Vegesacks Ortsamtsleiter Heiko Dornstedt verwies darauf, dass sämtliche Anmerkungen der Bürger protokolliert und im weiteren Verfahren berücksichtigt werden. In den kommeden zwei Jahren hätten die Einwohner zudem noch mehrfach die Gelegenheit, sich inhaltlich einzubringen. Möglich sei das im Rahmen einer weiteren Einwohnerversammlung, der Beiratsbeteiligung sowie während der öffentlichen Auslegung der Unterlagen.

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