Nachdem der Masterplan für das künftige Steingut-Quartier in der vergangenen Woche vorgestellt wurde, hat sich nun der Vegesacker Beirat mit dem Vorhaben befasst. Wie das Quartier im Detail einmal aussehen wird, entscheidet sich allerdings erst in den kommenden Planungsschritten.
Wie berichtet, sieht der Masterplan vor, auf dem Gelände sowohl Wohnungen als auch Gewerbeflächen zu errichten. Vorgesehen ist diese Nutzung vor allem entlang der Bahnlinie, die Wohnhäuser sollen in Richtung Westen entstehen. Bei der Planung spielt auch das Thema Nachnutzung eine Rolle. Einige der bestehenden Gebäude der Norddeutschen Steingut AG sollen in das neue Quartier integriert werden. "Die robusten Industriegebäude auf dem Gelände haben einen rauen Charme, aber gleichzeitig auch eine gewisse Nutzungsoffenheit", sagte Mario Abel vom Berliner Planungsbüro Yellow Z. "Dadurch lassen sich die Gebäude mit wenig Mitteln langfristig gut umnutzen." Darüber hinaus könnten auch Bauwerke erhalten werden, die lediglich einen ideellen Wert hätten. Dazu zähle etwa der Schornstein. "Der könnte eine Landmarke sein, wodurch das Steingutgelände auch von Weitem erkennbar bliebe", so Abel.
Auf den Masterplan soll nun ein Wettbewerb folgen, der die bisherigen Überlegungen konkretisiert. "Der Wettbewerb soll zeigen, wo konkret Baukörper gesetzt werden und wie groß sie sind", sagte Jörn Ackermann vom Stadtplanungsbüro BPW. Zusätzlich sollen in dem Verfahren weitere Fragen geklärt werden, wie etwa die Quartiersbildung und dessen Erschließung. Aktuell werde dieser Wettbewerb gerade vorbereitet. Anfang August sollen die für das Verfahren notwendigen Unterlagen an die sieben Büros, die sich an dem Wettbewerb beteiligen, verschickt werden. "Es wurde ein Preisgericht mit einem Überhang an externen und unabhängigen Fachberatern gebildet, die uns bei der Bewertung dieser sieben Entwürfe helfen werden", so Ackermann. Im ersten Quartal 2022 soll dieses Verfahren abgeschlossen sein. Wie die einzelnen Gebäude im Detail einmal aussehen werden, werde in diesem Schritt allerdings noch nicht festgelegt. "Mit dem Wettbewerb sind wir eine Maßstabsebene weiter", sagte der Raumplaner.
Doch damit auf dem Gelände Wohn- und Gewerbeflächen entstehen können, muss zunächst der Flächennutzungsplan geändert werden. "Der Aufstellungsbeschluss wurde im März von der Deputation gefasst", sagte Sarah-Carina Bruhse, Referentin für Flächennutzungsplanung bei der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau. Deshalb solle der Masterplan nun im Flächennutzungsplanverfahren umgesetzt werden. "Damit werden die Leitplanken für die anschließende Bebauungsplanung gesetzt", so die Behördenvertreterin.
Kritik an dem Vorhaben gab es von Karl Brönnle (Linke). "Wir als Linke sind gegen eine Änderung des Flächennutzungsplans, weil dieses Gebiet mit Gleis-, Autobahn- und S-Bahn-Anschluss das letzte größere Gewerbegebiet in Vegesack ist, was als solches auch nutzbar gemacht werden könnte", sagte er. Es sei für ihn nicht nachvollziehbar, dass Unternehmen sich für Gewerbeflächen am Stahlwerk interessieren würden, jedoch nicht für das Areal in Grohn. "Im Vergleich zu Bremen-Stadt hat Bremen-Nord schon jetzt den geringeren Anteil an Arbeitsplätzen", so Brönnle.
Jannik Michaelsen (SPD) kam zu einer anderen Bewertung. "Es gibt die Möglichkeit, die Norddeutsche Steingut AG nach Bremerhaven zu verlagern. Dort wird eine Vergrößerung des Unternehmens angestrebt, die möglicherweise mehr Arbeitsplätze schafft", sagte er. Auch in Vegesack würde es in Zukunft mehr Arbeitsplätze geben, als jetzt bei der Norddeutschen Steingut AG. "Mit dem Vorhaben bekommen wir mehr Arbeitsplätze und gleichzeitig mehr Wohnraum, den wir auch dringend benötigen", so Michaelsen.
Wie viele Wohn- beziehungsweise Gewerbeeinheiten auf dem zehn Hektar großen Areal entstehen werden, lässt sich nach den Worten von Investor Thorsten Nagel noch nicht sagen. Fest steht allerdings, dass 30 Prozent der Wohnungen gefördert sein werden. "Wir sind damit nicht so ganz glücklich – nicht, weil wir den sozialen Wohnungsbau pauschal ablehnen, sondern weil wir sagen, dass man sich den Ort genauer anschauen muss", so Nagel. "Mit der direkten Nähe zur Grohner Düne kann man schon die Frage stellen, ob die 30 Prozent dort richtig sind."