- Was der Träger mit den Betreuungsplätzen vorhat
- Die Folgen für Kinder und Eltern
- Wie es mit den Mitarbeitern weitergeht
- Was mit dem alten Standort geschieht
- Was der Elternbeirat kritisiert
In der Elternschaft des Kinder- und Familienzentrums Kinderland rumort es. Vor Kurzem haben die Mütter und Väter erfahren, dass die Einrichtung geschlossen wird. Darüber wurden sie allerdings nicht von Kita Bremen, sondern von der Zentrumsleitung informiert. Doch das ist nicht der einzige Kritikpunkt, den die Familien haben.
Was der Träger mit den Betreuungsplätzen vorhat
Dass der städtische Träger seine Krippe an der Schönebecker Straße aufgibt, bestätigt Patricia Brandt auf Nachfrage der NORDDEUTSCHEN. "Der Betrieb wird zum 31. Juli in das Kinder- und Familienzentrum Lesum verlagert", sagt die Sprecherin von Kinder- und Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD). Grund für die Entscheidung sei, dass die Einrichtung in Grohn als einzige von Kita Bremen nur aus zwei Krippengruppen bestehe. "Wir können Familien an diesem Standort kein durchgängiges Angebot von frühkindlicher Bildung bis zum Schuleintritt ermöglichen", sagt sie. "Eltern müssen daher am Ende der Krippenzeit eine neue Betreuungsmöglichkeit für ihre Kinder organisieren."
Die Folgen für Kinder und Eltern
Für die Kleinen bedeute das, dass sie bereits in sehr jungen Jahren einen Einrichtungswechsel bewältigen müssten. "Zudem war eine verlässliche Kinderbetreuung bei unvorhergesehenen Personalausfällen nicht immer zu gewährleisten. In größeren Einrichtungen mit verschiedenen Angebotsformen, also Krippe, alterserweiterter Bereich, Elementarbereich und Hort können unvorhergesehene Personalausfälle besser kompensiert werden." Darüber hinaus ließe sich das Haus nicht wirtschaftlich führen.
Für die Eltern stellt sich allerdings die Frage, wie es nun für ihre Kinder sowie die Erzieherinnen und Erzieher weitergeht. "Manchen Familien ist die Kita in Lesum zu weit weg", sagt Venja M. Heiselbetz, zweite Vorsitzende des Elternbeirats. "Wenn sie aber wüssten, dass die Erzieherinnen und Erzieher mitgehen, würden sie auch täglich nach Lesum fahren." Schließlich haben sich die Kleinen an die Pädagogen gewöhnt. "Die Eltern wissen aber noch nicht, wer künftig in Lesum arbeiten wird", sagt sie. "Trotzdem müssen sie ihre Kinder schon im Januar anmelden."
Brandt zufolge werden neun der 18 betreuten Kinder die Einrichtung altersbedingt verlassen. "Bei fünf weiteren Kindern handelt es sich um Viert-Quartalskinder, mit deren Eltern wir im Gespräch sind, inwiefern der Wechsel in den Elementarbereich bereits für die Kinder infrage kommt", so die Behördensprecherin. "Für die übrigen vier Kinder wird im Gespräch mit den Eltern eine alternative wohnartnahe Betreuungsmöglichkeit gefunden."
Wie es mit den Mitarbeitern weitergeht
Eine Perspektive gibt es auch für die zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Kinderlandes. "Durch die Erweiterung des Kinder- und Familienzentrums Lesum um zwei Krippen- und eine Elementargruppe zum 1. August haben wir die Möglichkeit, auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein Angebot in geringer Entfernung zum alten Standort zu machen", erklärt Brandt. "Gemäß der Grundsätze zur Personalplanung und zum Personaleinsatz von Kita Bremen werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vorrangig auch für andere Einsatzorte berücksichtigt, wenn sie dies wünschen."
Aus Gesprächen mit der Einrichtungsleiterin weiß Heiselbetz allerdings, dass die auch in Zukunft gerne eine Führungsposition hätte. "Die gibt es momentan aber nicht für sie", erzählt die zweite Vorsitzende.
Was mit dem alten Standort geschieht
Auch wenn das Kinderland im Sommer schließt, soll das Gebäude auch weiterhin als Kita genutzt werden. "Geplant ist eine Anschlussnutzung durch einen anderen Träger", sagt Behördenmitarbeiterin Brandt. "Der Elternverein St. Willehad, dem zu Ende 2025 die aktuellen Räumlichkeiten an der Straße Schafgegend gekündigt wurden, übernimmt zum neuen Kitajahr den Standort und wird mit einer Krippen- und einer Elementargruppe in das Gebäude einziehen." Zeitgleich plane der Träger, seine Betreuungskapazitäten am neuen Standort auszuweiten: Im Krippenbereich wolle er zwei Plätze zusätzlich schaffen, im Elementarbereich sechs.
Was der Elternbeirat kritisiert
Der Elternbeirat kritisiert aber nicht nur die fehlende Perspektive für Kinder und Mitarbeiter, sondern auch, wie die geplante Schließung kommuniziert wurde. "Nicht Kita Bremen hat sich mit uns in Verbindung gesetzt, sondern die Kitaleitung, schildert Heiselbetz. Erwartet hätten die Familien aber, dass der Träger direkt Kontakt mit den betroffenen Eltern aufnimmt. Zudem fühlen sich die Mütter und Väter zu spät informiert. Erst kurz vor Weihnachten hätten sie von der Schließung erfahren – und damit wenige Tage vor der Hauptanmeldephase, die jeweils im Januar ist. "Uns ist bewusst, dass der Zeitraum von der Entscheidung bis zur Kommunikation, auch aufgrund der Ferien, sehr knapp war und es keine Vorwarnungen dazu gab", sagt Brandt. "Allerdings ist dies durch die verschiedenen Entwicklungen, also die Kündigung des Elternvereins, die Eröffnung der neuen Krippengruppen und die beginnende Anmeldephase, aktuell der beste Zeitpunkt für die Schließung." So könne aus der Schließung des Standortes und der nahtlosen Übergabe eine Perspektive für den Standort geschaffen werden. Darüber hinaus könnten die betroffenen Eltern noch rechtzeitig in der Anmeldephase für das neue Kitajahr ihre Wünsche anmelden beziehungsweise von Kita Bremen begleitet werden.
Die aktuelle Situation wirkt sich auch auf den Kita-Alltag aus. "Die Stimmung in der Einrichtung ist gedrückt", schildert die Mutter. "Die Erzieher haben sich ein neues Konzept überlegt, das zum Beispiel einen Ruheraum für die Kinder beinhaltet." Einen Sinn, diese Arbeiten fortzusetzen, sehen die Pädagogen nun nicht mehr. Schließlich ist ihre Einrichtung in sechs Monaten Geschichte.