101 Jahre alt ist die Eisenbahnbrücke über die Hermann-Fortmann-Straße und muss dringend erneuert werden. Den Brückenbau zu verschieben, kommt laut Philipp Burkhardt von DB Netze nicht infrage. „Es droht die Gefahr, dass die Tragfähigkeit nicht mehr vorhanden ist.“ Damit zerschlägt sich die Hoffnung des Beirats, ein befürchtetes Verkehrschaos durch eine Verschiebung der Maßnahme noch abwenden zu können. Denn der Bau sorgt für eine dreijährige Sperrung der Hermann-Fortmann-Straße und fällt mit dem Bau des neuen Haven-Höövt-Quartiers zusammen.
In einer Videoschalte informierte Philipp Burkhardt von DB Netze die Kommunalpolitiker am Montag über Details. Wie berichtet, hat die Bahn das Amt für Straßen und Verkehr (ASV) bereits informiert, dass die Hermann-Fortmann-Straße in Höhe der Brücke ab Mitte 2021 komplett gesperrt werden muss. „Die Verkehrssituation ist bekannt“, sagte Burkhardt. Doch: „Eine Instandsetzung des Bauwerks ist nicht möglich, da wegen des Kohlenstoffgehalts nicht daran geschweißt werden darf.“
Nach dem derzeitigen Fahrplan sollen, wie berichtet, ab Juli 2021 Ver- und Entsorgungsleitungen verlegt werden, um die Baustelle frei zu machen. Im August sollen vier neue Oberleitungsmasten gegründet werden. Der eigentliche Bau der Brücke findet dann ab März 2022 bis Oktober 2023 statt. Und bis Mitte 2024 werden die Leitungen wieder an ihren endgültigen Platz gelegt.
Kritik vom Investor
Die Baumaßnahme falle exakt in die Phase, in der auch die Bauarbeiten im neuen Quartier auf dem Haven-Höövt-Areal fallen, betonte Investor Max Zeitz. „Die Gebäudehülle fällt im Februar/März“, kündigte er dem Gremium an. „Es wird die Frage sein, wie der zusätzliche Baustellenverkehr umzuleiten ist.“ Zugleich erinnerte er daran, dass 2021 ein Unterhaltungselektronikmarkt eröffnen und das Kontorhaus ab Sommer unter Volllast laufen soll: „Man redet hier nur von Baustellenverkehr. Man darf aber nicht vergessen, dass wir 11.500 Quadratmeter Verkaufsfläche und einige 10.000 Besucher im Monat haben. Den Baustellenverkehr kann man steuern, aber es geht auch um den Handelsschwerpunkt, der schwer frequentiert sein wird.“
Sebastian Mannl, Leiter des Amtes für Straßen und Verkehr, sagte, er wolle prüfen, ob eine Vollsperrung tatsächlich unumgänglich sei. „Da werden wir nachsteuern müssen.“ Selbst eine teilweise Öffnung der Hermann-Fortmann-Straße sieht DB Netze jedoch als kritisch an: „Für den Autoverkehr geht es aus Platzgründen nicht.“ Für Fußgänger und Radfahrer sei das Risiko zu hoch, so Philipp Burkhardt.
Zurzeit sieht ein Gutachten von DB Netze vor, den Verkehr über die Uhthoffstraße zu führen. „Die Uhthoffstraße als offizielle Umleitungsstrecke zu nehmen, lehnen wir als zuständiges Revier ab“, sagte Verkehrssachbearbeiter Jörg Hildebrandt. „Die Uhthoffstraße ist sehr eng“, begründete er. „Aufgrund der Enge wird es auch Probleme mit Radfahrern und Fußgängern geben.“ Außerdem würde eine Umprogrammierung der Ampelanlage notwendig, was mit erheblichen Kosten verbunden sei. Das Revier schlägt deshalb vor, Autofahrern bereits auf der A 270 zu signalisieren, dass die Abfahrt Vegesack-Mitte genutzt werden muss.
„Es ist schwer vorstellbar, dass Busse durch die Uhthoffstraße fahren. Da wird ein enormer Rückstau sein“, meinte auch Beiratsmitglied Heike Sprehe (SPD). Die Maßnahme werde auch viele Anwohner im Wohngebiet an der Friedrich-Humbert-Straße treffen. Christoph Schulte im Rodde (Grüne) erinnerte auch an die Kita an der Grohner Bergstraße: „Wenn wir nicht richtig planen, wird es ein Chaos geben.“
Vorschläge des Beirats
Mit seinem Beschluss lehnt es der Beirat ab, die Uhthoffstraße als Umleitungsstrecke auszuweisen. Stattdessen soll die A270 bis zur Ausfahrt „Mitte“ genutzt werden. Zudem soll geprüft werden, ob der Baustellenverkehr des Speicherquartiers teilweise über die Bruno-Bürgel-Straße geleitet werden kann, um die Uhthoffstraße zu entlasten. Die Uhthoffstraße soll möglichst als Einbahnstraße ausgewiesen werden.
ASV und DB-Netz AG sollen darüber hinaus prüfen, ob im Verlauf Hermann-Fortmann-Straße temporär auch Einrichtungsverkehr zugelassen und Fußgänger- und Radfahrerverkehr in diesem Bereich ermöglicht werden kann. Der Beirat Vegesack kritisiert schließlich auch, dass die Durchfahrtshöhe sowie die Durchfahrtsbreite der Unterführung nicht zeitgemäß angepasst werden.