Drei Millionen Euro kostet die Ausbaggerung des Vegesacker Hafens. Die hohe Summe ergibt sich unter anderem aus den Entsorgungskosten für den Boden, der hoch mit Schadstoffen belastet ist. Der Senat wird den Arbeiten voraussichtlich an diesem Dienstag zustimmen und durch seinen Beschluss auch die Finanzierung sichern. Das geht aus einer Vorlage für die Senatssitzung hervor, die das Wirtschaftsressort erstellt hat. Geplant ist die Ausbaggerung demnach für kommendes Frühjahr. Weil dem Hafen als Teil der Maritimen Meile eine hohe touristische Bedeutung beigemessen wird, soll außerdem für 100.000 Euro ein Tourismus-Konzept für das Umfeld erstellt werden.
Sowohl die Ausbaggerung des Hafenbeckens, die in der Vorlage als „Grundvoraussetzung für die weitere touristische Nutzungsfähigkeit der Maritimen Meile“ bezeichnet wird, als auch die Konzeptplanungskosten sollen zum Teil mit Fördermitteln der sogenannten GRW Infrastrukturförderung und zum Teil von der Stadt Bremen finanziert werden.
GRW steht für Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“. Ziel des Förderprogramms ist es, strukturschwache Regionen zu unterstützen und Standortnachteile bei Investitionen auszugleichen. Die GRW-Fördermittel in Höhe von insgesamt 1.875.000 Euro werden je zur Hälfte von Bund und Land übernommen. Die Stadt Bremen übernimmt laut Vorlage insgesamt 1.225.000 Euro. Großflächig ausgebaggert wurde der Hafen zuletzt in den Jahren 2003 und 2004. Inzwischen hat sich wieder so viel Sand im Hafenbecken angesammelt, dass Schiffe mit größerem Tiefgang Gefahr laufen, beschädigt zu werden.
„Derzeit hat das Sedimentsvolumen in weiten Teilen des Hafenbeckens ein für die Schifffahrt kritisches Niveau erreicht“, heißt es in der Sitzungsvorlage. 2014 war Sediment aus dem Hafen vom Institut Dr. Nowak in Ottersberg untersucht worden. Das Ergebnis: Der Sand ist so stark mit Schadstoffen belastet, dass er nicht in die Weser eingeleitet werden darf und auf einer Deponie entsorgt werden muss. Auch weil es nur wenige Deponien gibt, die den belasteten Sand annehmen – das Baggervolumen wird auf etwa 25.000 Kubikmeter geschätzt – nehmen die Entsorgungskosten die größte Position in der Kostenplanung ein.
Arbeiten sollen bis Ende des nächsten Jahres abgeschlossen werden
In Hinblick auf die geplanten Feierlichkeiten anlässlich des 400. Hafengeburtstags im Jahr 2022 sollen die Arbeiten im Frühjahr 2021 beginnen und können voraussichtlich bis Ende des Jahres abgeschlossen werden. „Jahreszeitlich optimal“ sei der Start der Arbeiten ab April, „da der Hafen zu dieser Zeit frei von Winterliegern ist, die Saison noch nicht begonnen wurde und die Maßnahme außerhalb der Hochwasserzeiten umgesetzt werden kann“. Noch in diesem Jahr sollen die Arbeiten ausgeschrieben werden. Die Hafenmanagementgesellschaft Bremenports plant und begleitet die Ausbaggerung.
Betont wird in dem Papier die touristische Bedeutung des Vegesacker Hafens als Teil der Maritimen Meile. „Heute ist der Vegesacker Hafen einschließlich der in unmittelbarer Nähe liegenden Dreimastbark ,Schulschiff Deutschland' als Teil der ,Maritimen Meile' ein touristisch bedeutsamer Bereich Bremens.“ Er bilde unter anderem mit dem alten Speicher, in dem sich das Geschichtenhaus befindet, und der benachbarten Vegesacker Altstadt ein „einzigartiges bauliches Ensemble“, das auf die Frühzeit der Bremer Exportwirtschaft verweise. Hervorgehoben wird in der Vorlage, dass es „wünschenswert“ sei, dass das Schulschiff Deutschland in Vegesack bleibt. „Hierzu wird eine finanzielle Unterstützung des Schulschiffvereins geprüft.“
Nun soll ein touristisches Konzept für die Nutzung des Hafenumfelds erarbeitet werden. Beauftragt werden soll ein „räumliches Konzept“, in das insbesondere die Nutzung und Gestaltung der Plätze am Vegesacker Geschichtenhaus, die Nutzung des Hafens (Ponton und Schiffe) für Veranstaltungen sowie die Veranstaltungsinfrastruktur einbezogen werden sollen. Gemeinsam mit Akteuren vor Ort sollen dazu auf Grundlage des Integrierten Struktur- und Entwicklungskonzepts für den Bremer Norden (ISEK) und des Freizeit- und Naherholungskonzepts (FUNK) Ideen entwickelt werden, heißt es in dem Papier. Erforderlich sei die Einbindung des Bauamts Bremen-Nord, des Kulturressorts, des Ortsamtes Vegesack, des Bremischen Deichverbandes am rechten Weserufer, des Bremen-Nord-Beauftragten der Senatskanzlei, des Vereins Vegesack Marketing sowie der Akteure des Museumshafens und des Geschichtenhauses.
Aus den Ideen sollen laut Papier schließlich konkrete Planungen werden. Die anstehenden Hochwasserschutzmaßnahmen rund um den Hafen und die Rahmenplanung für die Neugestaltung des Bahnhofsplatzes sollen ebenfalls einbezogen werden. Als Beispiele werden zusätzliche Informationstafeln rund um den Museumshafen, der Ausbau der Infrastruktur für Veranstaltungen wie Starkstromanschlüsse, die Neugestaltung des Platzes rund um den alten Speicher sowie des Zugangs zur Weser im Bereich des Schulschiffs genannt.