Seit rund zweieinhalb Jahren wird gebaut – und neuerdings auch gewohnt: Die ersten Mieter im Hartmannstift-Quartier sind da. Projektentwickler Procon und die Lürssen-Immobilienfirma ELB haben einen Teil der Gebäude im neuen Vegesacker Viertel übergeben. Etwa die Hälfte der Wohnungen gehört jetzt der Gewoba, die andere soll demnächst an ein anderes Unternehmen gehen, das sie vermarkten will. Damit ist das Millionenprojekt fast abgeschlossen. Und hat eine neue Phase begonnen. Die letzte.
Viele haben gesagt, dass der Stadtteil neue Wohnungen braucht – wie sehr, weiß die Gewoba aus erster Hand: Die Sanierung des Hartmannstifts und der Bau von sechs neuen Gebäuden nebenan hatte gerade erst begonnen, da bekam Bremens größte Wohnungsbaugesellschaft schon die ersten Anfragen. Vor ungefähr zwei Jahren ging es los. So sagt das Unternehmenssprecherin Christine Dose. Und auch, dass das Interesse deutlich größer ausfiel, als Wohnungen auf dem Grundstück Ecke Schulkenstraße und Gerhard-Rohlfs-Straße entstanden sind und immer noch entstehen.

Die Front des früheren Hartmannstifts: Neun Wohnungen sind in dem Altbau entstanden.
Die Gewoba hat 31 von 68 Wohneinheiten des neuen Quartiers übernommen – und rund 200 Interessenten registriert, die auf diese 31 Einheiten gekommen sind. Was für Firmensprecherin Dose eine sehr große Resonanz ist. Ihr zufolge sind die ersten Mietverträge zum 1. Dezember vergangenen Jahres unterschrieben worden. Und ist damit zu rechnen, dass die letzten Familien, Paare und Singles im März, spätestens im April in die geförderten Wohnungen einziehen werden. Auch in die neun, die im Altbau des früheren Vegesacker Krankenhauses entstanden sind.
Das Hartmannstift gehörte zu den ersten Gebäuden, die auf dem Gelände zur Baustelle wurden. Das Ende der Sanierung fiel ungefähr mit dem Ende der Bauarbeiten für die neuen Gebäude links von ihm und hinter ihm zusammen. Michael Lück sagt, dass die Übergabe der Häuser auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks für Februar geplant ist. Und dass der neue Eigentümer dann die Vermarktung der Wohnungen zu einem Abschluss bringen wird. Mit der Folge, dass dem Projektleiter von Procon demnächst noch eine einzige Baustelle auf dem Vegesacker Grundstück bleibt: die rechts vom Hartmannstift.

Ein Zimmer im ersten Geschoss des Hartmannstifts: Der Wohnraum wird gefördert.
Auch das letzte Gebäude des Quartiers wird mehrgeschossig. Auch das soll eine Klinkerfassade und Fotovoltaik sowie eine Wärmepumpe aufs Dach bekommen. Und wie der Neubau links vom Hartmannstift wird auch dieser zweigeteilt sein: unten eine Kita, oben Räume für Wohngemeinschaften. Beim Gebäude auf der anderen Seite des ehemaligen Krankenhauses ist im Parterre eine Tagespflege vorgesehen und in den Geschossen darüber eine Reihe von Wohnungen. Laut Lück ist auch bei diesem Komplex eine Bauabnahme inzwischen erfolgt, sodass der Einzug beginnen kann.
Stand jetzt geht der Projektleiter davon aus, dass seine Arbeit in Vegesack im Sommer so gut wie getan ist – und Neubau Nummer sechs übergeben werden kann. Was dann noch folgt, hat weniger mit Tief- oder Hochbau zu tun, sondern mehr mit Landschaftsplanung. Hinter dem Hartmannstift soll ein Quartiersplatz entstehen. Und zwischen den Häusern ein Durchgang geschaffen werden, der die Gerhard-Rohls-Straße mit der Albrecht-Roth-Straße verbindet. Mit ihm wollen die Planer das neue Quartier für jeden zugänglich machen – zumindest für jeden Radfahrer und Fußgänger.

Leitet das Vegesacker Quartiersvorhaben: Michael Lück von Projektentwickler Procon.
Kommen die Landschaftsgestalter, sind die Arbeiten auf dem Hartmannstift-Grundstück im vierten Jahr. Bevor gebaut werden konnte, musste nämlich erst einmal abgerissen werden: das frühere Schwesternwohnheim, Anbauten am Hartmannstift, ein Nebentrakt, das Heizungsgebäude der ehemaligen Klinik, ein Geschoss des Altbaus. Und weil die Baggerfahrer noch mehr im Boden fanden, was wegmusste, aber auf Plänen nicht eingezeichnet war, dauerten die Arbeiten am Ende länger als geplant. Unter anderem musste ein Tunnel zwischen den Gebäuden ausgegraben werden.
Momentan sind die Handwerker dabei, den Innenausbau im letzten Gebäude voranzubringen – und aus dem Kellergeschoss eine Tiefgarage zu machen. Es ist nicht die einzige, die es auf dem Gelände gibt. Dass Parkraum unterirdisch geschaffen werden muss, hat mit der Grundstücksgröße zu tun. Das Hartmannstift-Quartier ist ein vergleichsweise kleines Quartier. Das Grundstück kommt auf ein Hektar. Ein Großvorhaben ist es – finanziell gesehen – trotzdem. Anfangs sollte das Hartmannstift-Quartier ein 20-Millionen-Projekt sein. Zuletzt hieß es, dass es um vier Millionen Euro teurer geworden ist.