Drei sogenannte Quartiersbildungszentren gibt es bereits in Bremen. An den Standorten Gröpelingen, Blockdiek und Huchting werden den Anwohnern – unabhängig vom Alter – verschiedene Angebote unterbreitet, die sowohl ihre Bildungs- als auch Freizeitsituation verbessern sollen. Geht es nach den Schulen, der Kita und dem Quartiersmanagement im Bereich Hünertshagen, könnte es eine solche Einrichtung demnächst auch in Aumund-Hammersbeck geben.
"Die Lage im Ortsteil ist desolat", sagte Armin Bauer, Leiter des Kinder- und Familienzentrums Flintacker, während der Sitzung des Vegesacker Beirates am Montagabend. In der Vergangenheit sei der "Treffpunkt im Quartier" (Tiq) eine Anlaufstelle für die Menschen vor Ort gewesen, doch der sei bereits seit einiger Zeit geschlossen. Gleiches gelte für die "Drehscheibe", ein Treff für Jugendliche und deren Familien. "Finanzierungsschwierigkeiten haben dazu geführt, dass das Angebot eingestellt wurde", berichtete er. Und auch ein Unterstand, der einst als Treffpunkt für Familien und Jugendliche diente, sei inzwischen verschwunden.
Geblieben sind die Schulen sowie die Kindertagesstätte. Doch die könne nicht allen Mädchen und Jungen einen Platz anbieten. "Wir werden von 145 angemeldeten Kindern nur 32 nehmen können", schilderte der Leiter des Kinder- und Familienzentrums Flintacker. "Über 110 Familien im Quartier haben damit keinen Zugang zu Bildungsangeboten." Schließlich kämen Eltern, die ihre Kinder täglich in die Kita bringen, in Kontakt mit anderen Müttern und Vätern und könnten sich so gegenseitig etwa auf Sprachkurse aufmerksam machen. "Wir sehen einen massiven Zuzug von Familien, die Hilfe benötigen", sagte Bauer. "Deshalb würde ich es sehr begrüßen, wenn hier ein Quartiersbildungszentrum entstehen würde."
Jeden Tag erreichten die Einrichtung neue Anmeldungen. "Kinder, die jünger als fünf Jahre sind, können wir gar nicht erst aufnehmen. Wir schieben eine Bugwelle von Kindern vor uns her, die nie eine Kita von innen gesehen haben, bevor sie in die Grundschule kommen", betonte er. Das sei unter anderem deshalb ein Problem, da viele Kinder die deutsche Sprache erst im Kindergarten lernen würden und damit praktisch ohne Sprachkenntnisse in die Grundschule kämen. Deshalb müsse die Politik dafür sorgen, dass die geplante Kita an der Straße Dobbheide schnellstens eröffnet werde. "Die Not im Quartier ist sehr groß", sagte Armin Bauer. Ein Quartiersbildungszentrum könne die Situation verbessern.
Quartiersbildungszentren sind eng mit den Grundschulen in der direkten Nachbarschaft verbunden, sagte Karla Wagner von der senatorischen Behörde für Kinder und Bildung. "In den Einrichtungen wird ein niedrigschwelliges Angebot geschaffen, das von den Nutzerinnen und Nutzern sehr gerne angenommen wird."
Dass weitere Quartierbildungszentren in Bremen geschaffen werden, sei in den Koalitionsvereinbarungen vereinbart worden. "In einer gemeinsamen Erklärung der regierenden Parteien wurde bekannt gegeben, dass in Bremerhaven ein weiteres Quartiersbildungszentrum eingerichtet werden soll", informierte Wagner. "Damit ist natürlich der weiße Fleck Bremen-Nord noch nicht bedient." Zwar gebe es etliche gute Angebote in den Stadtteilen, aber dennoch würde eine Lücke in der Bildungslandschaft klaffen, die geschlossen werden müsse. Innerhalb der Behörde habe es bereits erste Überlegungen gegeben, wie dieses Problem angegangen werden kann. "Gegebenenfalls könnte ein Quartiersbildungszentrum in die Planung des Campus Borchshöhe integriert werden", erläuterte sie.
Im Gegensatz zu einer Schule würden sich die Angebote in den Quartiersbildungszentren jedoch nicht nur an Kinder und Jugendliche richten, sondern auch an deren Familien, sagte Quartiersmanagerin Anette Feldkamp. "Liegt in einem Quartier eine Bevölkerungsstruktur wie im Hünertshagen vor, dann gibt es auch fernab der Schülerinnen und Schüler sehr viele Menschen, die Bildung brauchen", sagte sie. "Das ist etwas, was wir mit dem Quartiersbildungszentrum abdecken können."
Details zum Quartiersbildungszentrum, etwa ob es sich dabei um ein Projekt oder um ein dauerhaftes Angebot handelt, konnte Feldkamp am Montagabend allerdings noch nicht beantworten. "Wir stehen mit den Planungen noch ganz am Anfang", sagte sie. "Bisher gibt es nur die Absichtserklärung der Träger, dass ein solches Angebot im Quartier gewünscht ist." Deshalb stünde aktuell auch noch nicht fest, welche Aktivitäten in der Einrichtung einmal angeboten werden könnten.
Das Programm würde aber auf die Bedürfnisse des jeweiligen Quartiers zugeschnitten werden. "In den bereits bestehenden Einrichtungen gibt es zum Beispiel logopädische Therapien, den Kursus 'Mama lernt Deutsch' und Sprachfördergruppen", sagte Karla Wagner.