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Jacobs University Gekommen, um zu bleiben

474 junge Frauen und Männer machen diese Woche ihren Abschluss auf dem Campus der Jacobs University. Warum sich einige Absolventen für ein Leben in der Hansestadt entscheiden...
08.06.2022, 19:00 Uhr
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Gekommen, um zu bleiben
Von Patricia Brandt

Den Hut in die Luft zu werfen und das Abschlusszeugnis entgegen zu nehmen, darauf hat Bernardo R. Oliveira hingearbeitet. „Das ist wie ein Preis für drei Jahre Studium. Es war nicht einfach, aber es konnte nicht besser sein.“ Der Brasilianer gehört zur Graduation Class 2022 der Jacobs Universität. Sein größter Wunsch: „Ich möchte in Bremen bleiben.“

474 junge Frauen und Männer machen diese Woche ihren Abschluss auf dem Campus in Grohn. Sie werden zweitägige Feierlichkeiten zur Würdigung ihrer akademischen und außerakademischen Leistungen erleben. Dabei werden sie ihre Abschlusszeugnisse vom Provost der Uni, Thomas Auf der Heyde, überreicht bekommen und mit Freunden und Familienmitgliedern zur großen Treppe vor dem Resource Center auf dem weitläufigen Campusgelände ziehen, um in langer Robe ihren Hut in die Luft zu werfen. Das "Hat Toss Photo" hat an der Uni Tradition. 

Die Hochschule ist international aufgestellt. Ihre mehr als 1.600 Studierenden stammen aus mehr als 110 Ländern, rund 80 Prozent sind nach Universitätsangaben für ihr Studium nach Deutschland gezogen. Wie Bernardo R. Oliveira. “Ich komme aus Brasilien”, berichtet der Wahl-Bremer. “Ich habe meinen Bachelor in Biochemie und Zellbiologie gemacht und habe kürzlich meine Diplomarbeit zum Thema Veränderungen in neuronalen Zellen bei einer potenziellen SARS-CoV-2-Infektion abgeschlossen.”

Bernardo R. Oliveira lebt zurzeit noch in einer Wohngemeinschaft in der Bremer Neustadt. “Ich fühle mich hier wie zu Hause. Ich habe viele Freunde gefunden. Hier möchte ich bleiben.” An der Jacobs University hat der Absolvent nicht nur studiert, sondern war dort auch Mitglied im A-Capella-Chor. Verbunden fühlt sich Bernardo R. Oliveira auch der International Baptist Church Bremen, wo er häufig im Gottesdienst singt. “Fast jeden Sonntag."

Seiner Heimat hat Bernardo R. Oliveira zuletzt in den Weihnachtsferien einen Besuch abgestattet. Davor hatte er seine Familie wegen der Pandemie zwei Jahre lang nicht sehen können. Zumindest ein Teil seiner Familie wird mit ihm diese Woche den Abschluss feiern:  “Meine Mama und meine Schwester kommen aus Brasilien.”

Wie sehen seine nächsten Schritte aus? “Ich werde in Bremen bleiben, um in naher Zukunft mein Studium fortzusetzen.”  Noch sei unsicher, ob er einen Studienplatz für Medizin erhält. Gibt es einen Plan B? “ Falls es mit dem Studienplatz nicht klappt, würde ich ein Praktikum machen. Ich glaube, dass Deutschland jetzt mein Zuhause ist.” 

Darüber, wie viele ehemalige Studierende der JUB wie Bernardo R. Oliveira in Bremen bleiben, habe die Uni keine Angaben, so Sprecher Heiko Lammers. „Für ein Masterstudium gibt es nur etwa eine Handvoll Bewerbungen, das bedeutet aber nicht, dass sie bleiben“, ergänzt seine Kollegin Maike K. Lempka.

Für einige ist die berufliche Zukunft noch offen. Elena Vide aus Albanien hat ihren Bachelor in Medizinischer Chemie und Chemischer Biologie an der Uni gemacht und sich nun für ein „Zwischenjahr“ in Bremen entschieden: “Meine Pläne für die Zukunft sehen vor, ein Gap Year von meinem Studium zu nehmen, um mich auf das Deutschlernen zu konzentrieren, da ich vorhabe, mir hier ein eigenes Leben aufzubauen.” In der Zwischenzeit werde sie als Vollzeitkraft für ein Unternehmen in Bremen arbeiten, für das sie im vergangenen Jahr als Werkstudentin gearbeitet habe. “Meine Zukunft sehe ich hier in Deutschland aufgrund der vielen Arbeitsmöglichkeiten im Zusammenhang mit meinem Studiengang. Und wenn man sich anstrengt, kann man hier sehr gut leben.” 

Zu ihrer Heimat macht auch Megan Gurra Bremen. Sie bleibt nicht nur an der Weser, sondern wird ihre Tage auch zukünftig auf dem Campus verbringen. Megan Gurra aus Albanien hat wie Elena Vide Medicinal Chemistry and Chemical Biology studiert und möchte in Zukunft mit der Schulverwaltung zusammenarbeiten. Ebenso werde sie weiterhin in einer Laborgruppe tätig sein, für die sie sich schon während des Studiums engagiert hat. “Danach werde ich mich für ein Masterstudium hier in Deutschland bewerben.“

Der 21-jährige Jose Ignacio Biehl Ulate aus Costa Rica hat Informatik an der Jacobs University studiert. Zwar hat er den Plan gefasst, “dort zu bleiben, wo ich jetzt lebe, in Bremen-Schwachhausen”. Gleichzeitig will er sich nach neuen Jobmöglichkeiten in Deutschland umsehen. Deshalb könnte es sein, dass er die Stadt doch noch verlässt: “Ich arbeite derzeit remote für ein deutsches Unternehmen in Lübeck und werde möglicherweise in naher Zukunft dorthin ziehen.”

Zur Sache

Jacobs University

2001 wurde die Jacobs Universität als private, englischsprachige Campus-Universität gegründet. Forschungsprojekte der Jacobs University werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft oder aus dem Rahmenprogramm für Forschung und Innovation der Europäischen Union ebenso gefördert wie von global führenden Unternehmen. Seit 2021 ist die Firma Schaffhausen Institute of Technology Mehrheitseigentümer der Privathochschule.

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