Die vor Wochen angekündigte Absichtserklärung eins deutsch-chinesischen Konsortiums, die Mehrheit an der Jacobs University (JUB) zu übernehmen, ist bislang nicht unterschrieben. Nun wachsen die Zweifel, ob der Walldorfer Software-Konzern SAP überhaupt noch an einem Engagement in Bremen-Grohn interessiert ist.
Aus Wirtschaftskreisen heißt es, die Umwandlung der defizitären Privat-Uni in ein Kompetenzzentrum für Künstliche Intelligenz (KI) werde nicht von der Mehrheit des SAP-Vorstands mitgetragen, da seien nur einige Mitglieder vorgeprescht. Folglich existiere das ursprünglich präsentierte Dreier-Konsortium aus SAP, dem chinesischen IT-Entwickler Neusoft und dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) so gar nicht mehr.
SAP selbst beantwortet Fragen danach ausweichend: Man prüfe „mit der Freien Hansestadt Bremen und weiteren Partnern weiter mögliche Kooperationen im Bereich Künstliche Intelligenz und entsprechende Bildungsangebote.“ Das muss aber nicht unbedingt die JUB betreffen, denn: „Anders als bisweilen berichtet, steht die Art und Weise einer Zusammenarbeit noch nicht fest.“ Man diskutiere „noch in einem sehr frühen Stadium“.
Wertvolle Arbeitsplätze sichern
Das lässt zumindest darauf schließen, dass die Unterzeichnung eines Letter of Intent in absehbarer Zeit nicht erfolgen wird. Die anderslautende Mitteilung von Bürgermeister Andreas Bovenschulte und Wissenschaftssenatorin Claudia Schilling (beide SPD) im Rahmen einer Pressekonferenz am 17. November war anscheinend nicht mit dem Vorstand von SAP abgestimmt.
Der Bremer Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel fordert, dass jetzt das Land aktiv werden müsse, „da Bremen auch bis zu 190 Millionen Euro in die JUB investiert hat, jetzt den Zwei-Drittel-Anteil der Jacobs-Stiftung übernommen hat und Eigentümerin der Immobilie ist“. Der Gründer und langjährige Direktor der Instituts Arbeit und Wirtschaft an der staatlichen Universität Bremen begrüßt die bislang kolportierten Pläne: „Grundsätzlich halte ich die angedachte KI-Arena für zukunftsfähig. Die kann auch für Sozialwissenschaftler und viele andere Wissenschaftsdisziplinen attraktiv sein und wertvolle Arbeitsplätze sichern. Es sollte aber auch geprüft werden, wie zumindest Teile der unbestritten erfolgreichen JUB integriert werden können.“
Allerdings dürfe man die Risiken nicht unterschätzen: „Niemand kennt die genauen Interessen von Neusoft. Was SAP von dem Investment erwartet, ist noch ungewiss.“ Deshalb sollten bei der laufenden Suche nach weiteren Investoren auch die Chancen „eines KI-Start-up-Parks mit Wertschöpfungspotenzial und Arbeitsplätzen projektiert werden“.
Sicher ist bislang nur: Bremen wird zum 1. Januar kommenden Jahres die Mehrheitsanteile an der JUB von der Jacobs Foundation übernehmen. Ob man sie – wie beabsichtigt – nach spätestens einem halben Jahr an einen solventen Dritten wieder veräußern kann, ist offen.